UBS rettet Credit Suisse mit drei Milliarden Franken

Insbesondere der tiefgreifende Vertrauensverlust gegenüber der ins Wanken geratenen Schweizer Großbank Credit Suisse hat das Institut in den letzten Wochen an den Rand des Zusammenbruchs geführt. Ein Finanzbeben globalen Ausmaßes konnte die Bank nun allerdings abwenden: Für drei Milliarden Schweizer Franken übernimmt Konkurrent UBS das angeschlagene Bankhaus. Damit geht die größte Fusion im Finanzsektor seit der internationalen Finanzkrise im Jahr 2007 über die Bühne.

Wie ernst die Lage war, belegt die einhellige Unterstützung der Transaktion durch Staat und Zentralbank. So stellt die Schweizer Nationalbank SNB ein Sicherungsvermögen über 100 Milliarden Franken bereit, um den Kauf vor unwägbaren Einflüssen zu schützen. Auch die Schweizer Aufsichtsbehörde für den Finanzmarkt Finma gab der Übernahme bereits ihren Segen.

Gemeinsame Führungsriege

Die neu entstehende Großbank wird von Personen aus beiden Banken geleitet. Colm Kelleher, bisher Verwaltungschef der Credit Suisse, soll Präsident des neuen Instituts werden. CEO wird der bisherige UBS-Chef Ralph Hamers. Auch über die Art und Weise, wie der Kauf abgewickelt wird, gibt es bereits ein fertiges Konzept.

So soll die gesamte Kaufsumme in Form von UBS-Aktien gezahlt werden. Für die Aktionäre bedeutet das: Für 22,48 CS-Aktien erhalten sie eine USB-Aktie im Tausch. Damit diese Transaktion sicher ablaufen kann, soll die von der SNB bereitgehaltene Liquiditätshilfe über 100 Milliarden Franken eventuelle Engpässe und Unregelmäßigkeiten abfedern.

Bundespräsident: Beste Lösung gegen verlorenes Vertrauen

In einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz erläuterte der Schweizer Bundespräsident Alain Berset die Haltung der Regierung zu der unerwarteten Rettungsaktion: Da die Credit Suisse das Vertrauen der Finanzmärkte verloren habe, wäre die Übernahme durch die UBS die beste Lösung, um das Vertrauen wieder herzustellen. Das sei nicht alleine für die Schweiz entscheidend, sondern für das gesamte globale Finanzsystem.

Die von der SNB zugesagte Liquiditätshilfe soll zwar beiden Banken zur Verfügung stehen, doch geht es vor allem wohl um die Risikominimierung bei der UBS. Dafür spricht auch eine von der Schweizer Regierung ausgesprochene Garantie in Höhe von neun Milliarden Franken, die speziell für Transaktionsrisiken der UBS zur Verfügung steht. Mit der Garantie soll gewährleistet werden, dass die SNB ihre Liquiditätshilfe verlustfrei bereitstellen kann.

Verunsicherung bei den Mitarbeitern beider Banken

Besonders bei der in Schieflage geratenen Credit Suisse breitet sich in der Belegschaft massive Unruhe aus. Vor allem die Duplizität der wesentlichen Verwaltungsstrukturen lässt Befürchtungen aufkommen, dass der Zusammenschluss Tausende von Arbeitsplätzen überflüssig machen wird. Dem versucht die Credit Suisse durch beschwichtigende Statements entgegenzuwirken.

„UBS hat sich zuversichtlich geäußert, dass die Mitarbeitenden der Credit Suisse weiterbeschäftigt werden“, teilte die CS-Führungsetage ihrer Belegschaft mit. Deutlich anders hört sich das allerdings bei der UBS an. Ihr Präsident Colm Kelleher lässt mitteilen, es sei derzeit noch zu früh, über Stellenkürzungen zu sprechen – sowohl ob überhaupt als auch in welcher Höhe. Folgt man den Schätzungen von Firmeninsidern, könnte die Fusion mehr als 10.000 Arbeitsplätze kosten.

Fusion ist kein freiwilliger Akt

Branchenbeobachter berichten, der nun auf den Weg gebrachte Zusammenschluss sei keine unabhängige Entscheidung beider Bankhäuser. So soll es massiven Druck von Regierungsseite und mehreren Aufsichtsbehörden gegeben haben, was schließlich, nach einem mehrtägigen Verhandlungsmarathon, zur Fusion geführt hat. Auch im Schweizer Bundesrat hat es dazu über das Wochenende hinweg mehrere Debatten gegeben.

Durch die Fusion von UBS und Credit Suisse entsteht eines der größten Finanzinstitute Europas. Die neue Bank wird größer als die Deutsche Bank sein. Dazu tragen vor allem die Assets der Credit Suisse bei, die zu den international größten Vermögensverwaltern zählt.

Die Europäische Zentralbank EZB und die Bank of England begrüßen die schnelle Rettungsaktion. EZB-Präsidentin Christine Lagarde lobt insbesondere das rasche Handeln von Banken und Regierung, um die Finanzmärkte zu beruhigen und die Finanzstabilität wiederherzustellen. Auch die amerikanische Finanzministerin Janet Yellen und US-Notenbankchef Jerome Powell loben die Fusion.

Dennoch sollte die andere Seite der Medaille nicht unbeachtet bleiben. Durch den Zusammenschluss entsteht ein noch größeres systemrelevantes Finanzinstitut. Kommt es zu Turbulenzen, dürften die Auswirkungen auf die globalen Märkte massiver sein als vor der Fusion.