Trotz Erstimpfung: Bundesinnenminister hat Corona

Ein Test am Montag brachte es an den Tag – trotz der ersten Impfung gegen COVID-19 am 14. April wies das Testergebnis von Bundesinnenminister Horst Seehofer einen positiven Corona-Befund aus. Derzeit zeigen sich allerdings keine Krankheitssymptome.

Horst Seehofer befindet sich derzeit in häuslicher Quarantäne. Alle beruflichen Termin in dieser Woche sind abgesagt. Dennoch besteht das Risiko auf einen Multispreader-Effekt: Neben anderen Aktivitäten hat der Minister in der letzten Woche auch an einer Sitzung des Bundeskabinetts teilgenommen.

Darüber hinaus war er am Dienstag einer der Präsentatoren anlässlich einer Pressekonferenz mit Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts. Bei der in Berlin stattgefundenen Veranstaltung ging es um die aktuellen Zahlen zu politisch motivierter Kriminalität.

Ob die Infektion bei einem dieser beiden Termine oder an anderer Stelle erfolgt ist, lässt sich im Nachhinein nicht mehr feststellen. Unabhängig davon besteht allerdings auch die Gefahr, dass Horst Seehofer in der Zeit bis zum gestrigen Test den Virus an Dritte weitergegeben haben könnte.

Erstimpfung als Angehöriger der Risikogruppe

Die Erstimpfung am 14. April ist durch die Zugehörigkeit des 71-jährigen Politikers zur Risikogruppe der älteren Bürger und durch seine Vorerkrankungen begründet. Dass der Bundesinnenminister trotz Impfung mit dem Wirkstoff von Biontech/Pfizer nun einen positiven Befund aufweist, liegt nach Angaben von Ärzten durchaus im Bereich des Möglichen. Erst die zweite Impfung liefert den vollständigen Infektionsschutz.

Allerdings zeigt bereits die erste Impfung Wirkung. Dass Horst Seehofer derzeit frei von Krankheitssymptomen ist, geht voraussichtlich insbesondere auf die Impfung zurück.

Erhöhtes Risiko nach Erkrankung am Herzen

Im Jahr 2002 litt der Bundesinnenminister an einer Herzmuskelentzündung, die lebensbedrohliche Ausmaße annahm. Wie Horst Seehofer später verlauten ließ, habe ihn dieses Erlebnis zu einer nachhaltigen Änderung seiner Lebensführung motiviert. Dessen ungeachtet gehören die Folgeerscheinungen der Krankheit zu den Risikofaktoren, die eine priorisierte Impfung gegen Corona rechtfertigen.

Der Mitte April erfolgten Erstimpfung ist wohl zu verdanken, dass die Spätfolgen der Herzmuskelentzündung nicht zu einem verschärften Krankheitsverlauf geführt haben. Wann der Termin für die Zweitimpfung sein wird, hängt im Wesentlichen vom Verlauf der aktuellen Infektion ab.

Früherer Unwille gegen Corona-Impfung

Noch Anfang April wies der Bundesinnenminister einen Aufruf von Gesundheitsminister Jens Spahn an die älteren Kabinettsmitglieder zurück. In dem Appell ging es im Wesentlichen darum, dass sich ältere Kollegen mit dem Wirkstoff von Astrazeneca impfen lassen sollen. Diesem Ansinnen erteilte Horst Seehofer eine deutliche Abfuhr. „Ich lasse mich nicht bevormunden“, äußerte der Minister dazu in einem Interview mit der Bildzeitung.

Seine Haltung brachte dem Minister herbe Kritik ein, vor allem in den sozialen Medien. Angesichts der Tatsache, dass sich eine Reihe älterer Kabinettsmitglieder zur Impfung entschlossen hatten, erschien die Einstellung des Bundesinnenministers vielen nicht nachvollziehbar.

Seehofer begründet seine Weigerung mit den Erfahrungen aus seiner Zeit als Bundesgesundheitsminister. Damals habe er sich zu Impfstoffen eine persönliche Haltung angeeignet, die er bis zum heutigen Tage beibehalten habe. Ob sich das auf Impfungen insgesamt oder konkret auf den Wirkstoff von Astrazeneca bezieht, ist aus der Äußerung nicht abzuleiten.

Seehofer: Wahl des Biontech-Wirkstoffs war Zufall

Nach Angaben des Bundesinnenministers war die Impfung mit dem Biontech/Pfizer-Präparat zwangsläufig – am Impfort sei nur dieser Wirkstoff verfügbar gewesen. In der Regel wird an die Altersgruppe, der Horst Seehofer angehört, bevorzugt der Impfstoff von Astrazeneca abgegeben.

Jüngere Impfwillige können nach eigenem Willen ebenfalls das Präparat von Astrazeneca erhalten. Allerdings sollte bei ihnen kein erhöhtes Risiko auf Bildung von Blutgerinnseln vorliegen.