Tesla-Herausforderer Rivian geht an die Börse

Wenn ein Elektroauto-Startup mit einem Auftragspolster von 100.000 Fahrzeugen aufwarten kann, sind das beste Voraussetzungen für eine sonnige Zukunft. Für E-Autobauer Rivian ist das nicht der einzige Trumpf, der den in Aussicht stehenden Börsengang beflügelt.

Schon jetzt zählt das in Plymouth (Michigan) ansässige Unternehmen mit über acht Milliarden Dollar zu den am besten finanzierten E-Auto-Startups weltweit. Das dürfte für den im Sommer angedachten Börsengang beste Voraussetzungen schaffen. Allerdings steht das konkrete Datum noch nicht fest. Je nach befragter Quelle soll das Börsendebüt im Juni oder September stattfinden.

Nicht genannte Quellen bei Reuters sprechen von einer möglichen Bewertung des Unternehmens zum IPO von rund 50 Milliarden Dollar. Damit würde Rivian den größten Börsengang des Jahres aufs Parkett bringen – wenn es soweit kommt.

Jeff Bezos als Mentor – die Zeichen stehen auf rasantem Wachstum

Mit dem Amazon-Gründer Jeff Bezos gewann Rivian-Chef RJ Scaringe 2019 den idealen Investor für sein junges Unternehmen: Nicht nur half Bezos dem Startup mit einer Investition von 700 Millionen Dollar auf die Beine. Darüber hinaus sorgte sein Unternehmen auch für eine kräftige Absatzspritze: Bei Rivian stehen mittlerweile 100.000 Liefer-Vans für Amazon in den Orderbüchern.

Vorerst jedoch laufen die Produktionsbänder auf vollen Touren, um die bestellten Exemplare des Pickups R1T und des SUVs R1S auf die Straße zu bringen. Als Starttermin für den Pickup mit einem Basispreis bei 67.000 Dollar ist der Juni vorgesehen. Der SUV zu Preisen ab 70.000 Dollar soll im August sein Debüt geben. Auch die Auslieferung der ersten Liefer-Vans für Amazon soll noch in diesem Jahr starten.

Gute Voraussetzungen für einen Börsengang

Die Signale für einen Börsengang stehen durchweg auf grün. Da ist zunächst das intensive Interesse von Jeff Bezos, der gleichzeitig als Investor und Großkunde auftritt und dem Startup damit einen nicht zu unterschätzenden Vertrauensvorschuss verschafft. Zusätzlich tritt auch Ford als Unterstützer des jungen Autoproduzenten auf.

Auch die letzte Finanzierungsrunde liegt noch nicht weit zurück. Ende Januar flossen weitere 27 Milliarden Dollar in Rivians Kassen. Das macht den E-Auto-Hersteller zu einem gut finanzierten und mit vollen Auftragsbüchern ausgestatteten Aspiranten für eine zukünftige Marktführerschaft – und damit zum schärfsten Konkurrenten für Elon Musk und Tesla.

Von Rivian selbst ist bisher noch keine konkrete Auskunft zum Börsengang zu erhalten. Man befinde sich derzeit noch in der Beratungsphase, ist von dem Unternehmen zu hören. Auch der konkrete Plan für einen Börsengang sei noch nicht in trockenen Tüchern.

Insider rechnen mit einer Blitz-IPO über eine Mantelgesellschaft. Diese einfache und rasche Methode zur Börsennotierung findet zunehmend Anklang bei Firmengründern: Unternehmen wie Rocket-Internet oder Nikola sind nur einige Beispiele von Unternehmen, die im Schutz einer Firmenhülle an die Börse gehen wollen.

Auch nach dem Börsengang bedeutet Rivian noch keine ernsthafte Gefahr für den Platzhirschen Tesla. Dennoch könnte der Herausforderer in verschiedenen Teilbereichen markante Marktanteile hinzugewinnen. Auf die gleiche Weise ist dereinst auch Tesla an die Spitze gelangt. Es bleibt abzuwarten, ob mit Rivian bereits der Thronfolger den Ring betreten hat.