Siemens Energy baut Stellen ab – trotz Gewinn
Um rund 7.800 Arbeitsplätze reduziert Siemens Energy zwischen 2023 und 2025 seinen Personalbestand. Ziel ist eine Kostensenkung um 300 Millionen Euro jährlich. Standortschließungen stehen allerdings nicht auf dem Plan.
An welchen Standorten es zu Personalabbau kommt, ist von Siemens derzeit nicht zu erfahren. Stattdessen betont die Chefetage die soziale Verantwortung des Unternehmens. „Wir sind uns bewusst, dass unsere Pläne Teilen der Belegschaft viel abverlangen“, verkündet Vorstandsvorsitzender Christian Bruch und sichert zu, den Abbau so sozialverträglich wie möglich durchzuführen.
Stellenabbau: jeder neunte Job betroffen
In der Sparte Gas and Power, in der der Stellenabbau stattfindet, bedeutet das den Verlust jedes neunten Arbeitsplatzes. Firmenweit ist das in etwa jeder zwölfte Job.
Siemens Energy ist erst vor wenigen Jahren als eigenständiges Unternehmen durch Abspaltung von Siemens entstanden und hat unmittelbar danach seinen Börsengang absolviert. Dennoch hat die Emanzipation vom Mutterkonzern noch nicht die erwünschten Ergebnisse erbracht. Noch gibt es Defizite insbesondere beim Profit. Der Stellenabbau soll hier Abhilfe schaffen, vor allem angesichts der Herausforderungen eines sich wandelnden Energiemarkts.
Die neuen Paradigmen im Energiesektor bringen für Siemens Energy erhebliche Herausforderungen mit sich. Das Unternehmen muss sich sowohl in der neuen als auch in der alten Energiewelt behaupten: Der Siemens-Ableger ist sowohl in den Bereichen Windkraft und Stromübertragung als auch bei den fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl, und Gas aktiv.
Gesundschrumpfen ohne Standortabbau
Siemens Energy betont, dass die Konsolidierungsmaßnahme ohne die Schließung von Standorten vonstatten gehen soll. Dennoch werden wohl einige Standorte mehr in Mitleidenschaft gezogen werden wie andere. Zwar ist vom Unternehmen nicht zu erfahren, an welchen Standorten die Personalreduzierung über die Bühne gehen soll. Aus eingeweihten Kreisen ist aber zu erfahren, dass vor allem die Bereiche der konventionellen Energieträger betroffen sein werden. Unter Berücksichtigung der Produktschwerpunkte dürften demnach die Standorte Berlin, Duisburg und Mühlheim im Zentrum des Personalabbaus stehen.
Die Vereinbarung mit den Arbeitnehmervertretern, die die Grundlage des Personalabbaus darstellt, ist erst wenige Tage alt. Insbesondere die Gewerkschaften werden ein wachsames Auge auf die Umsetzung der Maßnahme werfen. „Wir werden uns jede einzelne Stelle, die abgebaut werden soll, genau ansehen“, sagt dazu IG Metall-Gewerkschaftssekretär Hagen Reimer.
Die Arbeitnehmervertreter sehen die aktuellen Pläne als erste Bewährungsprobe, auch für die Umsetzung zukünftiger Vorhaben. Besonderes Augenmerk legt die IG Metall darauf, dass der Abbau ohne Kündigungen abgewickelt wird.
Signal für eine Neuorientierung
Der geplante Stellenabbau lässt sich auch als Signal hin zur Energiewende interpretieren, denn die Reduzierungen betreffen vor allem die herkömmliche Energieerzeugung. Insbesondere Kohlekraftwerke stehen auf der Abschussliste – an Neuausschreibungen wird sich das Unternehmen nicht mehr beteiligen.
Einschränkungen erfährt auch der Bereich der aeroderivativen Gasturbinen; Energieerzeuger, die sich an das technische Prinzip von Flugzeugtriebwerken anlehnen. Auf Geschäftsbereiche dieser Art musste das Unternehmen in der Vergangenheit hohe Abschreibungen in Kauf nehmen.
Siemens Energy steht mit einem Gewinn von 99 Millionen Euro im letzten Quartal gut da, insbesondere angesichts des Milliardenverlusts, den das Unternehmer im vorigen Geschäftsjahr eingefahren hatte. Auch der Umsatz wuchs trotz negativer Währungseffekte auf 6,5 Milliarden Euro.