Rohstoffhändler Glencore erhält Strafe in Milliardenhöhe
Korruption und Marktmanipulation in USA, Großbritannien, Brasilien und weiteren Ländern sind die Vorwürfe gegen den weltgrößten Rohstoffhändler Glencore, der die Anschuldigungen nun teilweise eingeräumt hat. Das im schweizerischen Baar ansässige Unternehmen sieht sich nun einer Gesamtstrafe von 2,4 Milliarden US-Dollar ausgesetzt, von denen 1,06 Milliarden direkt zahlbar sind.
Der Hauptanteil der Strafzahlung geht in die USA. Für die Einstellung der Untersuchungen des Justizministeriums zu den hier erhobenen Bestechungsvorwürfen zahlt Glencore knapp über 700 Millionen Dollar. Weitere 485 Millionen gehen an die CFTC, die den Rohstoffmarkt beaufsichtigt. Die Anschuldigung dieser Behörde lautet auf Marktmanipulation bei den amerikanischen Heizölpreisen.
Mit der Bundesstaatsanwaltschaft in Brasilien hat sich der Rohstoffhändler auf eine Strafzahlung in Höhe von knapp 40 Millionen Dollar zur Beilegung der hier erhobenen Bestechungsvorwürfe geeinigt. Dabei stehen die Bestechungszahlungen an den staatseigenen Ölkonzern Petrobras im Mittelpunkt. Die Aufdeckung war Teil einer weltweiten Untersuchung unter dem Namen Operation Car Wash.
Einige hundert Millionen Dollar aus der verhängten Gesamtstrafe über 2,4 Milliarden Dollar sind Gegenstand einer Verrechnung mit parallelen Untersuchungen, vornehmlich in Großbritannien. Der Rest, 1,06 Milliarden Dollar, ist zur direkten Zahlung fällig.
Umfassendes Schuldeingeständnis von Glencore
Der Rohstoffhändler hat nun angekündigt, dass er sich über die Anschuldigungen wegen Bestechung durch das britische Serious Fraud Office (SFO) schuldig bekennen wird. Laut Untersuchungen des SFO sollen Mitarbeiter von Glencore in fünf afrikanischen Ländern Bestechungsgelder angenommen haben, und das in jedem Fall mit Wissen der Unternehmensführung.
Die Höhe der Strafzahlung steht noch nicht fest. Sie wird am 21. Juni nach einer Anhörung vor dem Southwark Crown Court in London festgesetzt. Die Untersuchung des SFO begann im Juni 2019, nachdem polizeiliche Ermittler bei mehreren Ölgeschäften von Glencore in Äquatorialguinea, Elfenbeinküste, Kamerun, Nigeria und Südsudan Vergehen der Bestechung und Korruption aufgedeckt hatten.
“Die SFO geht davon aus, dass Glencore-Vertreter und -Mitarbeiter mit Zustimmung des Unternehmens Bestechungsgelder im Wert von über 25 Millionen Dollar für einen bevorzugten Zugang zu Öl gezahlt haben”, heißt es in einer offiziellen Erklärung der britischen Behörde.
Glencore ist zuversichtlich, dass sich alle Strafzahlungen, einschließlich des noch festzulegenden Betrags aus dem SFO-Verfahren, aus der zu diesem Zweck gebildeten Rücklage über 1,5 Milliarden Dollar bestreiten lassen. Darüber hinaus gibt es eine Vereinbarung mit dem US-Justizministerium, nach der das Unternehmen drei Jahre lang durch einen externen Compliance-Beauftragten überwacht wird. Seine Aufgaben sind die Kontrolle der Einhaltung aller Vereinbarungen sowie die Bewertung der Wirksamkeit des unternehmenseigenen Compliance-Programms und der internen Kontrolle.
Weitere Strafzahlungen drohen in der Schweiz und den Niederlanden
Auch die schweizerische Bundesstaatsanwaltschaft hat Untersuchungen gegen den Baarer Rohstoffhändler eröffnet. Glencore hat auch hier seine umfassende Kooperationsbereitschaft erklärt.
Der Hauptvorwurf der Schweizer Behörde lautet auf das Versäumnis, rechtzeitig organisatorische Maßnahmen zur Verhinderung von Korruption ergriffen zu haben. Insgesamt hat die Bundesstaatsanwaltschaft zwei Strafverfahren gegen Glencore eröffnet, eines 2019, das andere 2020.
Kommt es zu einer Verurteilung, drohen Strafzahlungen in Höhe von knapp 30 Millionen Dollar, die allerdings in der Gesamtstrafe enthalten sind und zu dem Anteil gehören, der verrechnet werden kann.
Darüber hinaus läuft auch eine Untersuchung der niederländischen Staatsanwaltschaft wegen Korruption. Die Ermittlungen sind hier noch nicht abgeschlossen. Aus diesem Grund lässt sich derzeit noch nicht absehen, wann es zum Abschluss des Verfahrens in den Niederlanden kommen wird.