Rheinmetall setzt auf Rüstung – Automotive-Chef geht

Der Umbau bei Rheinmetall zeigt erste personelle Konsequenzen: Nachdem der Konzern seine Entscheidung bekannt gemacht hat, sich künftig auf das Rüstungsgeschäft zu konzentrieren, nimmt nun der Spartenchef für den Bereich Automobile, Jörg Grotendorst, seinen Hut. Wie es aus Unternehmenskreisen heißt, habe Grotendorst den  Aufsichtsrat am Freitag ersucht, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden.

Die Verlagerung des Unternehmensschwerpunkts hin zu Rüstung und Sicherheit hat zu einer grundsätzlichen strukturellen Änderung geführt. Aus der früheren Zweiteilung der weitgehend autonomen Geschäftsbereiche Automotive und Rüstung werden nun fünf neue Unternehmensbereiche, die unter direkter Führung der Konzernleitung stehen. Damit wird der Posten des Bereichsleiters Automotive obsolet.

Strategisches Ziel: technologischer Austausch

Die in zwei Bereiche gegliederte Struktur soll vor allem den Austausch zwischen den unterschiedlichen Unternehmensbereichen vorantreiben, und das insbesondere auf technologischer Ebene. Der erste Schritt auf diesem Weg war die Auflösung der Automotive Holding.

Das bisher aus vier Mitgliedern bestehende Gremium wird auf drei gestrafft. Neben dem Vorsitzenden Armin Papperger sind das Helmut Merch für den Bereich Finanzen und Peter Sebastian Kraus für den Bereich Personal.

Ertragslage im Fokus

Vor allem Verbesserungen beim Geschäftsgang erhofft sich Armin Pappenberger vom laufenden Unternehmensumbau. Dass dabei das Thema Mobilität nicht ganz aus dem Blickwinkel von Rheinmetall verschwindet, belegt die Prognose des Vorsitzenden:

Neben Sicherheitstechnologie sieht die Firmenleitung auch in der Elektromobilität große Potenziale. Vor allem Wasserstoff und das damit verbundene Thema Brennstoffzelle hat das Unternehmen in diesem Zusammenhang im Auge.

Nachfrage nach Rüstungsprodukten steigt

Bereits seit 2015 verzeichnet Rheinmetall eine laufend anwachsende Nachfrage im Bereich Defence. In vielen Ländern steigt der Bedarf an Ausrüstung für die Streitkräfte, was für ein stabiles Wachstum dieses Unternehmensbereichs verantwortlich ist.

Die Schätzungen von Analysten für die Aktie von Rheinmetall für das laufende Quartal gehen beim EPS weit auseinander. Das Spektrum reicht von knapp 0,70 EUR bis 8 Euro pro Aktie. Der Umsatz soll eine Steigerung um knapp 0,3 Prozent ausweisen, basierend auf 1,36 Milliarden Euro im Vorjahresquartal. Für das gesamte Fiskaljahr erwarten die Experten einenUmsatz von 6,35 Milliarden Euro, nach 5,88 Milliarden Euro im Vorjahr.

Vorläufige Zahlen bestätigen die Prognosen

Die am letzten Dienstag bekanntgegebenen Zahlen scheinen die Prognosen der Analysten zu bestätigen. Das Unternehmen hat mit den publizierten Zahlen die Erwartungen übertroffen. Dennoch kam es zunächst zu einem Rückgang beim Aktienkurs, das allerdings verbunden mit positiven Bewertungen der Analysten.

Bei den Erlösen meldete Rheinmetall eine Steigerung um rund 3,5 Prozent auf etwas über 1,4 Milliarden Euro. Besonders gut sieht es beim operativen Gewinn ohne Sondereffekte aus: Hier konnte Rheinmetall sein Ergebnis mit 87 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Das bedeutet einen drastischen Anstieg der Marge von 2,5 auf 6,2 Prozent.

Die guten Werte beim Gewinn gehen im Wesentlichen auf drei Effekte zurück: Neben einer Reihe von Sparmaßnahmen spielten auch die Erholung auf dem Automobilmarkt und vorgezogene Munitionslieferungen eine  Rolle.

Die Prognose für das Gesamtjahr ist nach wie vor von den erheblichen Unsicherheiten bei der allgemeinen Situation geprägt. Auch die Aufgabe des Kolbengeschäfts spielt bei der Jahresvorhersage eine Rolle. Alles in allem geht das Unternehmen von einem Umsatzplus zwischen sieben und neun Prozent aus, verbunden mit einer operativen Marge zwischen acht und neun Prozent. Die Verkündung der offiziellen Quartalszahlen ist für den 6. Mai vorgesehen.

Analysten optimistischer als der Markt

Wie der Aktienverlauf belegt, lösten die vorläufigen Zahlen bei den Anlegern nicht gerade Euphorie aus – der Kurs wies danach konsequent in Richtung Süden. Ganz anders sehen das allerdings die Analysten.

Einige namhafte Experten verliehen der Aktie die Bewertung „über den Erwartungen“. Sowohl Warburg als auch Independent Research und Cheuvreux raten weiter zum Kauf und geben Kursziele bei 121, 117 beziehungsweise 101 Euro an.

Damit scheint sich Rheinmetall auf dem richtigen Weg zu befinden. Wem die Investition in Rüstung nichts ausmacht, findet hier einen aussichtsreichen Wert: Alleine der Rüstungsbereich dürfte mittlerweile einen höheren Wert darstellen als das Unternehmen insgesamt.