Rheingau Musik Festival trotzt Corona mit neuen Konzepten

Nochmals absagen wie im Jahr zuvor – das wollten die Veranstalter des Rheingau Musik Festivals um jeden Preis vermeiden. Nun geht das Festival an den Start und setzt mit seinen innovativen Schutzkonzepten Zeichen für andere Veranstaltungen.

Nach einem Jahr Vorbereitungszeit präsentiert sich das Rheingau Musik Festival mit einem innovativen Corona-Konzept. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Aufführungsorten. Sie unterstützen nicht nur die pandemiebedingten Schutzvorgaben, sondern verleihen der Veranstaltung auch einen besonderen optischen und akustischen Reiz.

Musik an historischen Orten

Das Festival, das in Kooperation mit der Deutschen Welle stattfindet, bietet Hochkarätiges aus den Sparten Pop, Klassik und Jazz, dargeboten an historischen Aufführungsorten in anmutiger Landschaft. Allerdings stellt sich den Veranstaltern wegen der herrschenden Abstandsregelungen ein neuartiges Problem in den Weg.

Einige der historischen Spielstätten sind zu klein, um die Abstandsvorgaben bei vertretbaren Zuschauerzahlen umzusetzen. Das trifft beispielsweise auf den Fürst-von-Metternich-Saal im Schloss Johannisberg zu, der neben dem außergewöhnlichen Ambiente auch einen prachtvollen Ausblick auf das Rheintal bietet.

Abhilfe durch mobilen Konzertsaal

Um auf die Schönheit des Veranstaltungsorts nicht verzichten zu müssen, kam das Veranstaltungsteam rund um Geschäftsführer Marsilius von Ingelheim auf die Idee eines mobilen Konzertsaals, der neben dem Schloss aufgerichtet wird.

Der von einem Architekturbüro als moderner Kubus gestaltete Bau erfüllt alle akustischen und optischen Anforderungen eines hochwertigen Konzertsaals. Es steht ab der ersten Juniwoche für Veranstaltungen bereit.

„Wir haben einen der größten mobilen Veranstaltungssäle Europas gebaut, einen Kubus für rund 1.000 Besucher, der speziell für Konzerte entwickelt wurde“, berichtet Marsilius von Ingelheim in einem Interview mit der Deutschen Welle. Vorzugsweise Kammermusikkonzerte und Auftritte neuer Talente sollen in dem außergewöhnlichen Bau stattfinden.

Konzertsaal als Erlebniszentrum

Das mobile Bauwerk bietet Reize für Auge und Ohr gleichermaßen. So lässt die Lichtanlage den Saal in unterschiedlichen Farben erstrahlen und enthält ansteigende Sitzreihen, um von jedem Platz aus optimale Hör- und Sichtverhältnisse zu gewährleisten.

Entsprechend der geltenden Abstandsregelungen ist der Saal für das diesjährige Rheingau Musik Festival nicht vollständig bestuhlt. Dennoch finden immer noch 500 Menschen darin Platz, was das lange vermisste Live-Erlebnis wieder Wirklichkeit werden lässt.

Keine Kompromisse bei der Akustik

Anders als bei üblichen Provisorien wie beispielsweise Zelten haben die Erbauer des mobilen Konzert-Kubus beim Akustikdesign keine Kompromisse zugelassen. Der feste, 45 mal 20 Meter große Bau ist mit verstellbaren Reflektionsflächen ausgestatten, die für jeden Anlass und jede Bestuhlung optimale Hörverhältnisse herstellen können.

Auf diese Weise lässt sich der mobile Konzertsaal nicht nur als Notbehelf für die Pandemie, sondern später auch als zusätzliche Attraktion des Festivals einsetzen. Da in einem voll bestuhlten Saal andere akustische Verhältnisse herrschen als unter den aktuellen Bedingungen, lässt sich die Akustik mit Hilfe der Reflektionsflächen problemlos an die jeweils aktuelle Situation anpassen.

Sicherheitskonzept: Aus der Not eine Tugend machen

Neben dem Kubus als Ersatz für den Fürst-von-Metternich-Saal hält das Festival noch eine Reihe größerer historische Spielstätten bereit, die den Betrieb unter Pandemiebedingungen erlauben. Dazu gehört unter anderem das Kloster Eberbach oder das Kurhotel Wiesbaden. Hier werden Stars wie die georgische Pianistin Khatia Buniatishvili oder der Jazzpianist Chilly Gonzales auftreten.

Aus den Abstandsregeln eine besondere Attraktion zu machen, gehörte von Anfang an zum Konzept des diesjährigen Rheingau Musik Festivals. So stehen 1.000 Strandkörbe für Pop- und Rockkonzerte bereit. Bei ihnen ist die Abstandsregel quasi eingebaut.