Rekordjahr für Varta

Mit einem satten Umsatzwachstum von 140 Prozent beeindruckt Varta bei seinem aktuellen Jahresbericht die Märkte. Bei der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für 2020 konnte Varta-Chef Herbert Schein für das vergangene Jahr einen Umsatz von 870 Millionen Euro vermelden.

Die Zahlen kommen nicht von ungefähr: Bereits im August hatte der Batteriehersteller die Jahresprognose erneut angehoben, nachdem der Umsatz im ersten Halbjahr 2020 um 158 Prozent explodiert war – mit über 390 Millionen Euro entsprach das dem Gesamtumsatz von 2019. Dem folgte eine zweite Anhebung der Jahresprognose im November und nun das vorgestellte Ergebnis, das bewies, dass die Erwartungen nicht übertrieben waren.

Haushalt und Unterhaltungselektronik als Hauptfaktoren

Insbesondere die Haushaltsbatterien sind für das stattliche Umsatzzuwachs verantwortlich, so Firmenvertreter. Die Akquise des amerikanischen Konkurrenten Energizer für rund 180 Millionen Euro war offenbar der Schritt in die richtige Richtung – damit verstärkte Varta das Segment mit dem intensivsten Wachstum.

Varta nennt als einen der Hauptfaktoren für den Umsatzschub die verstärkte Nachfrage nach kabellosen Kopfhörern. Damit ist auch einer der Hauptgründe dafür gefunden, warum der Batteriehersteller unter den Auswirkungen der Corona-Krise nicht zu leiden hatte. Der Rückzug in die eigenen vier Wände, verbunden mit dem verstärkten Trend zur Online-Kommunikation mittels Videochat hat die Nachfrage nach modernen Kopfhörern sprunghaft ansteigen lassen.

Technische Premiumqualität findet international Anklang

In diesem Zusammenhang verweist Varta insbesondere auf Apple. Insbesondere die Airpods des amerikanischen Computerkonzerns haben Varta zu einer markanten Alleinstellung verholfen: Die Knopfzellen des schwäbischen Unternehmens halten spürbar länger als die der meisten Mitbewerber.

Diese Eigenschaft von Varta-Energiespeichern macht im Technologiesektor die Runde. Nahezu alle wichtigen Technologieproduzenten nutzen mittlerweile die Lithium-Ionen-Knopfzellen der Traditionsunternehmens. Das Ende des Höhenflugs ist nicht abzusehen: Bis Ende 2022 soll alleine der Markt für kabellose Kopfhörer pro Jahr um 80 Prozent wachsen, so eine Prognose der Marktforschungsfirma Counterpoint.

Frage nach Engagement in Autobatterien bleibt offen

Zwar hat Varta auf einer Veranstaltung am 18 Februar unter dem neuen Slogan „Empowering Independence“ seinen neuen Markenauftritt präsentiert. Doch auch bei dieser Gelegenheit gab es keine Antwort auf die Frage, ob und wann Varta in den Zukunftsmarkt Autobatterien einsteigen wird.

Insbesondere der Einfluss des österreichischen Großinvestors Michael Tonjer, der 1990 für 30 Millionen Euro den abgespaltenen Hörgerätebereich übernahm und seinen Anteil zu einem aktuellen Wert über 4,5 Milliarden Euro entwickelte, dürfte in dieser Frage eine entscheidende Rolle spielen.

Noch stammen die meisten Lithium-Ionen-Batterien für E-Autos aus Asien, hauptsächlich von Herstellern wie Panasonic, Samsung, LG, BYD oder CATL. Hauptgrund für die europäische Zurückhaltung in diesem Segment dürfte wohl der hohe Kapitalbedarf sein, der mit dem Aufbau dieses Industriezweigs verbunden ist.

Erste Initiativen sind allerdings bereits auf dem Weg, so die Kooperation von Volkswagen mit dem schwedischen Hersteller Nothvolt für eine Lithium-Ionen-Batteriefabrik in Salzgitter oder die Zusammenarbeit von Opel mit den französischen Unternehmen PSA und Saft.

Wie Varta in dieses Bild passt, ist noch unklar. Derzeit arbeitet das Unternehmen unter Nutzung öffentlicher Fördermittel an der Skalierung der Lithium-Ionen-Technik aus dem Bereich Knopfzellen in größere Formate. Dem könnte allerdings die überlegene Graphen-Technik, die vor allem extrem kurze Ladezeiten erlaubt, einen Strich durch die Rechnung machen.