Regionale Einkommensunterschiede und Inflation beeinträchtigen die Kaufkraft

Wohlstand und damit auch die Kaufkraft sind nicht absolut, sondern laut aktuellen Studienergebnissen stark von den regionalen Lebenserhaltungskosten in Deutschland abhängig. Die nach wie vor hohe Inflation wirkt sich abhängig vom Wohnort unterschiedlich stark auf die Kaufkraft der deutschen Bürgerinnen und Bürger aus.

Den Ergebnissen einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge, einem privaten Wirtschaftsforschungsinstitut mit Sitz in Köln, sind Aspekte wie der Wohlstand und damit auch die Kaufkraft eines deutschen Bundesbürgers relativ und von diversen Faktoren abhängig. Denn neben dem Einkommen eines Menschen sind vor allem auch die teils stark unterschiedlichen Lebenserhaltungskosten der eigenen Lebensregion besonders relevant.

Die Ergebnisse der IW-Studie, für welche rund 400 Städte, Kreise und Landkreise in ganz Deutschland untersucht und miteinander verglichen wurden, zeigen nun, dass vor allem die teils enorm gestiegenen Lebenserhaltungskosten in Großstädten in Verbindung mit der nach wie vor hohen Inflation dafür sorgen, dass sich die größte Kaufkraft eher außerhalb dieser Städte finden lässt.

Kaufkraft in Deutschland: Bayern vorne, das Ruhrgebiet abgeschlagen

Deutschlandweit wurde die niedrigste Kaufkraft pro Einwohner in Gelsenkirchen festgestellt, einer vor allem für den FC Schalke 04 bekannten Großstadt im Ruhrgebiet. Nach Preisbereinigung liegt das verfügbare Einkommen pro Kopf hier bei gerade einmal 18.886 Euro im Jahr – 22,5 Prozent unter dem Durchschnitt in der Bundesrepublik Deutschland. Zwar liegen auch die Lebenserhaltungskosten, vor allem für Mieten, Strom, Mobilität oder Lebensmittel, hier rund 5 Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt, doch die Differenz zwischen Einkommen und Ausgaben ist zu signifikant, um sich auch nur ansatzweise positiv auf die Kaufkraft in Gelsenkirchen auswirken zu können.

Auf den hinteren Plätzen der Vergleichsliste stehen weiterhin Offenbach, Duisburg, Herne und Freiburg. Wie auch Gelsenkirchen sind Duisburg und Herne Teil des Ruhrgebiets.

An der Spitze der Liste der Regionen mit der größten Kaufkraft in Deutschland steht wiederum der Landkreis Starnberg in Bayern. Die Kosten für die Lebenserhaltung liegen dort mit rund 14 Prozent klar über dem Bundesdurchschnitt. Doch dank eines verfügbaren Jahreseinkommens von 32.800 Euro – 34,7 Prozent über dem Mittelwert – sorgt dieser signifikante Vorsprung bei den nominalen Einkommen dafür, dass sich Starnberg dennoch den ersten Platz in Sachen Kaufkraft sichern kann.

Auf den bayrischen Landkreis folgen an der Spitze der Vergleichstabelle der Hochtaunuskreis, Baden-Baden sowie die Landkreise Miesbach und München.

Extreme Lebenserhaltungskosten beeinträchtigen die Kaufkraft trotz hoher Durchschnittseinkommen

Die Ergebnisse der IW-Studie zeigen damit, dass die Höhe der durchschnittlichen Lebenserhaltungskosten einer Region das mittlere Jahreseinkommen der Bürgerinnen und Bürger zumindest zu einem Teil ausgleichen kann. Ein Sprecher des Instituts der deutschen Wirtschaft teilte nach Verkündung der Studienergebnisse mit, dass nicht nur die Streuung kleiner werde, sondern auch die einst großen Unterschiede zwischen Westdeutschland und Ostdeutschland beziehungsweise der ehemaligen DDR.

Die Lebenserhaltungskosten in einer Stadt oder einem Landkreis können sich allerdings auch signifikant negativ auf die Kaufkraft auswirken. So liegt etwa die Großstadt München in Sachen Jahreseinkommen pro Bürger im deutschlandweiten Vergleich auf Platz 2. In der Liste der Top 400 mit der höchsten Kaufkraft landet die Hauptstadt Bayerns preisbereinigt allerdings nur auf dem 24. Platz, da die Kosten für die Lebenserhaltung hier gleich 25,1 Prozent über dem Durchschnitt in der BRD liegen. Diverse vergleichbare Großstädte liegen trotz hohem Durchschnittseinkommen ihrer Bewohner in Sachen Kaufkraft noch weiter hinten.