Q-Cells investiert wieder in Solartechnik

Nach der Krise in der Solarindustrie vor zehn Jahren schien sich dieser Sektor der regenerativen Energiequellen in Deutschland weitgehend überlebt zu haben. Doch die Trendwende beim Thema Strom aus Sonnenlicht steht unmittelbar bevor: Solarzellen-Produzent Q-Cells investiert zusätzliche 15,5 Millionen Euro in sein globales Forschungs– und Entwicklungszentrum in Sachsen-Anhalt.

Bereits 2021 wird Q-Cells mit neuartigen, hocheffizienten Solarmodulen auf den Markt kommen. Das investierte Geld dient hauptsächlich der Entwicklung neuartiger Anlagen und Maschinen, um den neuen Modultyp auf den Weg zu bringen.

Politik muss bei der Förderung mehr Tempo entwickeln

Der europäische Marktführer bei der Solartechnologie fordert von der Bundesregierung intensivere Fördermaßnahmen für Forschung und Entwicklung und weist dabei auch auf den eigenen Einsatz hin: Bis 2023 werde Q-Cells insgesamt über 140 Millionen Euro in das Solar Valley in Bitterfeld-Wolfen investiert haben.

Laut Bundesverband Solarwirtschaft sind trotz Corona 2020 184.000 neue Solarstromanlagen in Betrieb gegangen. Das bedeutet eine zusätzliche Leistung an Solarstrom von 4,9 Gigawatt. Der Marktanteil von Q-Cells am Gesamtvolumen aller installierten Anlagen beträgt mittlerweile 18 Prozent. Das Unternehmen beschäftigt europaweit etwa 630 Mitarbeiter, rund 470 davon im Solar Valley.

Zuspruch von Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister

Lob für die neue Initiative des Solarzellen-Herstellers kommt aus dem Wirtschaftsministerium von Sachsen-Anhalt. Das Engagement bringe auf beispielhafte Weise neuen Schwung in die Solarindustrie des Bundeslands, so Wirtschaftsminister Armin Willingmann.

Der Minister fand besonders lobende Worte für die Tatsache, dass Q-Cells trotz der tiefgreifenden und anhaltenden Krise in der Solarwirtschaft konsequent auf Forschung und Entwicklung setzt.

Politik muss jetzt liefern

Unternehmenssprecher betonen die Bringschuld der Politik beim Ausbau der Solarenergie in Deutschland und Europa. Wolle die Bundesrepublik die Pariser Klimaziele erreichen, sei eine Verdreifachung bei den jährlichen Installationszahlen von Solaranlagen erforderlich, so Oliver Beckel, Direktor für öffentliche Angelegenheiten bei Q-Cells.

Der Sprecher verwies auch auf die Marktbarrieren wie die Solarsteuer auf selbst verbrauchten Solarstrom, die einer zügigen Verbreitung von Photovoltaikanlagen im Weg stehen. Restriktive Maßnahmen wie diese müssten abgeschafft werden, um ein zügiges Wachstum zu ermöglichen.

Solar Valley als globales Kompetenzzentrum

Das Solar Valley genannte Gebiet liegt im Stadtteil Thalheim von Bitterfeld-Wolfen auf dem Areal des früheren Chemie-Dreiecks der DDR – nicht zu verwechseln mit dem chinesischen Solar Valley in Dezhou. Zeitweise war das Gebiet eines der bedeutendsten und größten Zentren für Solartechnik in Europa, in dem rund 3.500 Mitarbeiter in zahlreichen Firmen tätig waren.

Insbesondere die Billig-Konkurrenz aus Fernost stürzte das Solar Valley in eine strukturelle Krise und führt zur Schließung zahlreicher Betriebe. 2012 erfolgte schließlich auch die Übernahme von Q-Cells durch das südkoreanische Unternehmen Hanwha, was zur Abwanderung der Fertigung in das asiatische Land führte.

Forschung und Entwicklung von Q-Cells blieben allerdings in Thalheim, was nun zu einer Renaissance des solaren Industriezentrums führt. An der Hauptachse des Gebiets, der Sonnenallee genannten Durchgangsstraße, liegen auch heute die meisten noch existierenden Betriebe, darunter Calyxo, Meyer Burger Technology und Solibro.

Von Anfang an hielt Q-Cells Beteiligungen in unterschiedlichen Umfängen an allen Firmen im Sun Valley. Auch dieser Umstand trägt dazu bei, dass das Sun Valley in Sachsen-Anhalt gute Chancen hat, wieder zu einer europaweiten Anlaufstelle für Solartechnologie zu werden.