Partymetropole Berlin erwartet problematischen Sommer

Die Lockerungen im Pandemie-gebeutelten Berlin machen wieder vieles möglich – allerdings nicht das gemeinsame Tanzen. Das bringt in der Partyszene der Hauptstadt die Augen nicht gerade zum Leuchten. Dennoch gibt es Anlass für Optimismus.

Insgesamt gesehen hat sich die Clubszene Berlins während der Pandemie besser behauptet als befürchtet. Bisher hätten alle Clubs der Bundeshauptstadt vor der Pleite bewahrt werden können, berichtet Lutz Leichsenring, Pressesprecher der Berliner Clubkommission. Das gehe vor allem auf die Hilfsprogramme von Bund und Ländern zurück – nicht zuletzt aber auch auf das Stehvermögen und den Optimismus der Betreiber.

Lobbyisten der Partyszene

Als Interessenvertreter von Clubeignern, Partyveranstaltern und Kulturveranstaltern kümmert sich der Verein Berliner Clubkommission um die Belange der durch den Lockdown in Not geratenen Betriebe und Einrichtungen, und das mit einigem Erfolg. So habe es laufend Umfragen unter den Betreibern gegeben, um die aktuelle Lage im Auge zu behalten.

Auch der ständige Dialog mit den politischen Verantwortungsträgern gehört zum Aktionsprogramm der Clubkommission. Daraus entstehende Aktivitäten und Programme hat der Verein dann als Moderator begleitet, das alles mit diesem zentralen Ziel, die Berliner Clubszene möglichst ohne Verluste durch die Pandemie zu bringen.

Gemischte Gefühle bei den Protagonisten

Trotz des bisher glimpflichen Verlaufs sieht die Clubszene in Berlin nicht durchgehend optimistisch in die Zukunft, wie das aktuelle Club-Monitoring der Clubkommission ergab. Knapp 16 Prozent der Clubbetreiber denken darüber nach, das Geschäft aufzugeben. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe.

Verbreitet ist die Angst vor einem möglichen Verhaltenswechsel bei den Gästen. Den Club wieder öffnen zu dürfen, ist bei weitem nicht alles. So mancher Betreiber befürchtet, dass sich das Ausgehverhalten in der Szene während der Pandemie nachhaltig geändert hat und die Gäste nicht wiederkommen.

Tanzgastronomie fühlt sich diskriminiert

In Berlin erwacht das öffentliche Leben zu neuer nach-pandemischer Blüte. Steigende Temperaturen, gepaart mit sinkenden Infektionszahlen, erlauben es Gastronomen, ihre Betriebe wieder zu öffnen, teilweise auch die Innenbereiche.

Das gilt allerdings nicht für Clubs und Discos. Alles, was mit Tanzen zu tun hat, bleibt vorerst im Lockdown. Dafür gibt es objektiv nachvollziehbare Gründe: Gerade die Clubs erwiesen sich in während der Pandemie als Superspreader und gehörten somit zu den ersten Betrieben, die den Betrieb einstellen mussten.

Für die Clubbetreiber ist das allerdings kein Trost. Sie verweisen auf Hygienekonzepte, die einen Betrieb möglich machen würden – bisher allerdings ohne Erfolg. Auch die Clubkommission hat dafür wenig Verständnis. „Das Tanzverbot ist für uns absolut nicht nachvollziehbar und sollte deshalb so schnell wie möglich abgeschafft werden“, heißt es in einer Pressemeldung.

Der Verein verweist in diesem Zusammenhang auf ein Beispiel aus der Vergangenheit.  So war im Sommer 2020 in der Zeit zwischen zwei Pandemiewellen das Tanzen im Freien erlaubt. Es gebe also keinen plausiblen Grund, warum das in diesem Sommer nicht auch funktionieren solle.

„Die Öffnungsschritte sind wohl vor allem mit Blick auf die sogenannte Hochkultur entwickelt worden“, erklärt die Clubkommission. Abhilfe könnte allerdings von der Bundesregierung kommen.

Neue Rahmenbedingungen in Aussicht

Der kürzlich erfolgte Auftrag des Bundestags an die Regierung zur Änderung des Baurechts könnte den Clubbetreibern in Berlin und anderswo das Leben erleichtern. Das neue Baurecht könnte bestimmte Clubs nun Museen oder Opernhäusern gleichstellen – bisher galten sie als Vergnügungsstätten, wie Casinos oder Bordelle.

Die Einordnung soll für Clubs gelten, die zusätzlich ein kuratiertes Kulturangebot beinhalten. Warum in Betrieben mit diesen Voraussetzungen das Tanzen weniger infektiös sein soll als in herkömmlichen Clubs, lässt das neue Baurecht allerdings unbeantwortet.