Netflix spürt den Druck der Mitbewerber
Nach der durch Corona bedingten Produktionspause steigt die Zahl der neu gestarteten Serienstaffeln und Filme auf Netflix wieder an. Noch immer liegt der Streamingdienst auf dem Markt in Führung, doch das Wachstum bei den Abonnentenzahlen nimmt spürbar ab. Grund dafür ist der Erfolg der Konkurrenz.
Mit rund 7,3 Milliarden Dollar im zweiten Quartal wuchs der Umsatz von Netflix gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal mit 6.1 Milliarden Dollar um satte 20 Prozent an. Auch beim Gewinn pro Aktie erfüllt der Streamingdienst die eigenen Prognosen: Er beträgt für das zweite Quartal 2,97 Dollar. Der Jahresgewinn beläuft sich auf 1,4 Milliarden Dollar – fast 90 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Daraus errechnet sich eine Umsatzrendite von fast 20 Prozent – das zweitbeste Ergebnis nach dem Spitzenwert im ersten Quartal des Jahres.
Börse reagiert verschnupft auf Wachstumszahlen
Beim Wachstum der Abonnements konnte der Noch-Marktführer die Anleger allerdings nicht überzeugen. Hier fielen die Zahlen schwächer aus als von Analysten und Investoren erwartet.
Im zweiten Quartal registrierten sich rund 1,5 Millionen Kunden neu – für Netflix eine eher schwache Leistung. In der Tat ist das der schlechteste Quartalswert seit Unternehmensgründung.
Auch die Prognose für das laufende Quartal sorgt nicht gerade für Begeisterung. Obwohl das Unternehmen mit 3,5 Millionen Neuabonnenten von einem deutlich lebhafteren Geschäft ausgeht, haben die Prognostiker neue Höhenflüge anvisiert: Sie hatten 5,5 Millionen neue Zuschauer erwartet. Das brachte den Aktienkurs an der Wall Street nachbörslich deutlich unter Druck.
Neuproduktionen mit sinkender Rendite
Nach wie vor glänzt Netflix mit einer großen Zahl beliebter Serien und Filme, die bei den Abonnenten hervorragend ankommen. Die Klickraten von Publikumslieblingen wie The Queen’s Gambit, The Crown, Lupin, Elite oder Bridgerton gingen im Frühjahr durch die Decke. Dennoch schafft es der Marktführer nicht mehr, mit Neuproduktionen so hohe Zahlen bei den Neuzugängen zu generieren wie das früher der Fall war.
Grund dafür sind die Aktivitäten der Mitbewerber, allen voran Disney+ und Amazon. Auch sie punkten zunehmend mit Publikumsmagneten und graben dem Platzhirschen unter den Streaminganbietern damit mehr und mehr das Wasser ab.
Gegenstrategie: Geld und Stars
Mit einer Materialschlacht erster Güte will Netflix seine Zuwachsraten wieder auf Vordermann bringen. Allein für das laufende Jahr sind 17 Milliarden Dollar für Neuproduktionen eingeplant, darunter Folgestaffeln von Red Notice, The Witcher, Don’t look up und You.
Ein Strategiewechsel ist beim Casting zu beobachten. Setzte Netflix bisher eher auf die Anziehungskraft von Stoffen und digitalen Effekten, soll nun der Glanz Hollywoods als zusätzlicher Attraktor dienen. Superstars wie Cate Blanchett, Jennifer Lawrence, Meryl Streep oder Leonardo DiCaprio sollen neue Zuschauermillionen in den Streamingdienst locken.
Neue Perspektiven: Merchandising und Spiele
Auch neue Geschäftsfelder hat Netflix im Blick. Nach dem Vorbild von Disney+ soll ein Onlineshop Fanartikel anbieten. Da sich Disney dabei allerdings auf den Kult einer jahrzehntelangen Tradition legendärer Figuren wie Micky Maus, Donald Duck und Goofy stützen kann, unterstützt durch die Kultfiguren neuerer Filme, bleibt abzuwarten, ob Netflix dem etwas Nennenswertes entgegenzusetzen hat.
Aussichtsreicher erscheint der Plan, das Spielen im Netz in das Streamingangebot aufzunehmen – ohne Aufpreis. Der Trend, Computerspiele auf einem Server bereitzuhalten und den Spielbetrieb über das Internet abzuwickeln, steht noch ganz am Anfang.
Ob sich Netflix damit ein nennenswertes neues Standbein aufbauen kann, hängt auch wieder von den Mitbewerbern ab. Auf diesem Feld heißen die Herausforderer allerdings Google, Nvidia und Microsoft. Die Zukunft wird zeigen, welchen Platz Netflix in der Gaming-Szene erobern kann.
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