Netflix eröffnet Deutschland-Zentrale

Nachdem das deutschsprachige Geschäft des Marktführers bei den Streamingdiensten bisher aus Amsterdam gesteuert wurde, eröffnet Netflix nun seine Deutschland-Zentrale, die im Herbst den Betrieb aufnehmen wird. Das hat seinen guten Grund: In den letzten Jahren hat Deutschland massiv an Bedeutung für den Gesamtkonzern hinzugewonnen – bei den Nutzerzahlen ebenso wie als Produktionsstandort.

Der Start der deutschen Niederlassung ist nicht der erste Schritt im Europageschäft des Marktführers. Derzeit bestehen bereits Büros in Frankreich, Großbritannien und Spanien. Die Eröffnung einer deutschen Filiale war allerdings überfällig: “Deutsche Inhalte sind auf der ganzen Welt beliebt, daher ist das Gebiet Deutschland, Österreich und die Schweiz für uns eine der wichtigsten Regionen weltweit”, sagt dazu Netflix-Gründer Reed Hastings anlässlich der Eröffnung der deutschen Niederlassung.

Zuständig für alle relevanten Geschäftsbereiche

Die neue deutsche Netflix-Zentrale ist weit mehr als ein Aushängeschild zur Betreuung deutschsprachiger Kunden. In den Berliner Räumen finden nationale Teams für Marketing, PR, Produktionsmanagement, Lizenzeinkauf sowie Eigen- und Koproduktionen ihren Standort.

Die Deutschland-Zentrale der Streaming-Plattform wird für den gesamten deutschsprachigen Raum zuständig sein, also auch für Österreich und die Schweiz. Von welcher strategischen Bedeutung das Geschäft in den DACH-Ländern für Netflix ist, beweist die Ausgestaltung der Niederlassung: Positioniert in bester Lage am Warschauer Platz gibt es auf rund 2.500 Quadratmetern genügend Platz für die 80 Mitarbeiter der neuen Niederlassung.

Umfangreiche Investitionen in naher Zukunft

In den letzten drei Jahren sind im deutschsprachigen Raum 40 Netflix-Produktionen entstanden. Das sieht der Streaminganbieter allerdings erst als Anfang einer stürmischen Entwicklung: Alleine in den kommenden drei Jahren soll das Produktionsvolumen verdoppelt werden.

Über 500 Millionen Euro stehen für rund 80 neue Serien, Shows und Filme bereit, so der Netflix-Chef. Damit wird Berlin zum vollwertigen europäischen Produktionsstandort – ein massiver Wachstumsimpuls für das Geschäft in den DACH-Ländern, die bereits jetzt rund elf Millionen zahlende Kunden vorweisen können.

Auch technisch auf dem neuesten Stand

Der Fokus auf Berlin hat auch technische Gründe. So bieten die Studios in Babelsberg LED-Bühnen, die von Experten als die Zukunft der Filmproduktion gesehen werden. In einem Käfig aus LED-Wänden lässt sich jedes beliebige Szenario darstellen – außen wie innen – täuschend realistisch und komplett mit individuellen Lichtverhältnissen und animatorischen Ereignissen. Außenaufnahmen mit ihren wetter- und lichtbedingten Risiken gehören damit der Vergangenheit an.

Nachdem auch die Münchner Bavaria-Studios in Geiselgasteig im Juli ihre erste LED-Bühne in Betrieb genommen haben, gewinnt der Produktionsstandort Deutschland für Netflix auch aus technischen Gründen zunehmend an Bedeutung.

Reed Hastings: „Abonnenten mit neuen Inhalten stimulieren“

Große Vielfalt bei den Inhalten sieht der Netflix-CEO als wichtigstes Element, um Kundenbindung und Neugeschäft zu stimulieren. Dazu trägt der deutschsprachige Raum mit Produktionen bei, die weltweit Beachtung finden.

So haben die Serien „Dark“ und „Dogs of Berlin“ international zahlreiche Fans. Auch „How to Sell Drugs Online (Fast)“ gehört in vielen Ländern zu den beliebtesten Kultserien. Alle drei Produktionen melden sich in Kürze mit neuen Staffeln zurück.

Neu im Angebot sind die drei Filme “Freaks”, “Isi & Ossi” und “Betonrausch”. Auch zwei neue Miniserien gehen in Kürze online. Damit nicht genug: Noch 2021 kommt das politische Lehrstück “Die Welle” ins Programm, gemeinsam mit dem Hip-Hop-Film “Skylines”. Und rechtzeitig zu Weihnachten startet der Mehrteiler “Zeit der Geheimnisse”.

Auch die Zukunft verspricht Interessantes – von der als unverfilmbar geltenden Neufassung des Kaiserin Sissi-Stoffes in Form der Serie “The Empress” bis hin zum jahrelangen Kampf zweier deutscher Computerfreaks gegen Google um einen von ihnen entwickelten Algorithmus in Google Earth, umgesetzt in der Miniserie “The Billion Dollar Code”.

Für die Eröffnung der Netflix-Zentrale in Deutschland gibt es also mehr als einen Grund.

Gestiegene Nachfrage durch Corona

Ein weiterer Grund für den Ausbau der Streaming-Infrastruktur liegt sicherlich in den Folgen der weltweiten Pandemie: In Zeiten von Lockdown und Kontaktbeschränkungen streamen die Menschen noch mehr als ohnehin schon.

Wie sich die Situatiation für die Anbieter entwickelt, beleuchtet ein Interview mit Régis Werlé, dem Kopf hinter dem Streaming-Dienst Watch it! TV. Werlés Unternehmen ist Teil der Alchimie GmbH, einem Unternehmen, das für seine Video-On-Demand-Lösungen im B2B-Bereich bekannt ist.

 

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