Nachhaltiges Bauen – Standards beim Gebäudebau und Energieverbrauch
Gut 40 Prozent des kompletten Energieverbrauchs in der Europäischen Union fallen nach Informationen der Europäischen Kommission auf die Errichtung und Instandhaltung von Gebäuden. Dazu gehören etwa die benötigten Energien für elektrische Ausstattung, Klima- und Heizanlagen oder die Beleuchtung. Von einem klimabewussten und nachhaltigen Leben ist dieser Energieverbrauch leider sehr weit entfernt. Architekten, Bauherren und Investoren müssen hier also schon frühzeitig Verantwortung übernehmen und clevere, innovative Konzepte entwickeln und durchsetzen, damit das Bauen in unserer Gegenwart und Zukunft wirklich nachhaltig werden kann.
Für eine ausgeglichene Energiebilanz von Büro- und Wohngebäuden gibt es unterschiedliche Herangehensweisen und vor allem Standards, welche den Energieverbrauch senken sollen und es idealerweise sogar schaffen, die Gebäude selbst einen Teil ihrer benötigten Energie erzeugen zu lassen.
Der Passivhaus-Standard
Der sogenannte Passivhaus-Standard gilt als baukonzeptuelle Ausgangsbasis beim nachhaltigen und energiebewussten Bauen. Die Ökobilanz der Baumaterialien wird bei der Planung und Konstruktion berücksichtigt. Die Energiekennzahlen liegen hier insgesamt weit unter den staatlich eigentlich verlangten Werten.
Bei einem Passivhaus wird ein großer Teil des Bedarfs durch passive Energiequellen abgedeckt. Dazu zählen hauptsächlich Solarenergie sowie die abgegebene Wärme durch Personen und Geräte im Inneren des Gebäudes. Nach den Vorgaben des Passivhausinstituts Darmstadt darf ein solchen Haus einen Jahresheizwärmebedarf von 15 kWh/m² nicht überschreiten.
Weitere besondere Merkmale eines Passivhauses sind etwa ein kompakter Baukörper, die Vermeidung von Wärmebrücken, eine besonders gedämmte Hülle des Gebäudes, passive Solarenergienutzung dank Verschattungsfreiheit und Ausrichtung nach Süden, Trinkwassererwärmung durch Wärmepumpen und Solarkollektoren oder auch der Einsatz von hochdämmender Verglasung samt entsprechenden Fensterrahmen.
Der Niedrigenergiehaus-Standard
Nach dem Niedrigenergiehaus-Standard errichtete Gebäude unterschreiten den zulässigen Primärenergiebedarf deutlich. Eine allgemeingültige Definition existiert in Deutschland bisher noch nicht. Die Kriterien legt auch hier die KfW, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, fest. Als Vergleichsstandard gilt hier ein KfW-Effizienzhaus 100.
Ein KfW-Effizienzhaus 55 darf der Primärenergiebedarf einen Wert von 55% (Transmissionswärmeverlust ca. 70%) nicht überschreiten, bei einem Effizienzhaus 85 wäre es ein Primärenergiebedarf von 85% (bei einem Transmissionswärmeverlust von 100%). Je niedriger der Wert, desto weniger Energie wird also benötigt und letztlich auch verschwendet.
Der Nullenergiehaus-Standard
Beim sogenannten Nullenergiehaus wird so viel Energie / Strom verbraucht wie das Haus ohne weitere externe Energiequellen (etwa durch Öl oder Gas) selbst produzieren kann. Die benötigte Energie des Gebäudes, etwa für Warmwasser oder die Heizung, wird vollständig durch regenerative Energien gewonnen.
Weitere Besonderheiten eines Nullenergiehauses sind etwa sehr große Fensterflächen in Richtung Süden, weitgehende Luftdichtheit, ein geringes Verhältnis der Oberfläche zum umbauten Volumen oder auch Außenflächen wie Fassaden, Dächer, Fenster oder Türen mit einem geringen Wärmedämmwert, auch als U-Wert bekannt.
Der Plusenergiehaus-Standard / Effizienzhaus Plus
Zur Königsklasse des nachhaltigen Bauens zählen die Plusenergiehäuser des gleichnamigen Standards. Diese sind auch unter dem Begriff Energiehaus Plus bekannt.
Bei diesen wird im Jahresverlauf nicht nur, wie beim Nullenergiehaus-Standard, so viel Energie erzeugt wie verbraucht wird, sondern sogar mehr.
Es muss allerdings beachtet werden, dass die beim Bau des Gebäudes benötigte Energie, etwa für Transport, Einbau oder Entsorgung (die sogenannte Graue Energie) dabei nicht miteinberechnet wird. Die erzeugte zusätzliche Energie kann zum Beispiel gespeichert oder nach Bedarf an anderen Stellen eingesetzt werden.
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