Nachhaltiger Flugverkehr noch in weiter Ferne

Technische Ansätze für das emissionsfreie Fliegen gibt es bereits seit Jahren: Elektrische Antriebe, Wasserstoff als Energieträger, synthetische Treibstoffe – sie alle schüren die Hoffnung auf den abgasfreien und klimaneutralen Flugverkehr. Das Problem liegt bei der praxisnahen Umsetzung. Hier wird es erst mittelfristig anwendbare Lösungen geben.

Der Wechsel auf umweltfreundliche Mobilität ist in keinem Bereich einfach umzusetzen. Selbst die mit erheblichem staatlichen Aufwand geförderte Elektromobilität auf der Straße kommt nur zögerlich voran, wenn sich die Verkaufszahlen für Elektroautos in der letzten Zeit auch etwas belebt haben. Große Hoffnungen liegen daher auf einer Evolution im Luftverkehr – doch auch hier stehen einer raschen Verwirklichung noch einige meist technische Hindernisse im Weg.

Kerosin vorerst nicht ersetzbar

Die Zielsetzungen bei den Fluggesellschaften sind durchaus ambitioniert: Eine Halbierung der Emissionswerte bis 2030 und die vollständige Klimaneutralität bis 2050 steht bei den meisten Gesellschaften in den Strategiepapieren. Ungewiss ist allerdings noch, wie diese Ziele zu erreichen sind.

Wie es aussieht, wird Kerosin noch auf Jahre hinaus der dominierende Treibstoff in der Luftfahrt bleiben. Nach den Rückgängen im Corona-Jahr 2020 wird sich das vorherige Niveau von rund 300 Millionen Tonnen voraussichtlich rasch wieder einstellen – mit steigender Tendenz. Für die Verlangsamung der globalen Erwärmung und deren Auswirkungen sind das keine guten Nachrichten.

Batteriegestützte Antriebe sind in Flugzeugen nicht praktikabel

Die Idee des batteriegestützten Fliegens mit Elektromotoren scheitert an der puren Physik. Der Energiebedarf eines Passagierflugzeugs für mehrere hundert Fluggäste ist mit dem von Landfahrzeugen und Drohnen nicht vergleichbar. Hier wären mindestens zehn Megawatt Antriebsleistung erforderlich, und damit Batterien, die das Flugzeug nicht tragen kann – von der Nutzlast ganz abgesehen.

Das Konzept des batteriebasierten Elektroflugzeugs lässt sich allenfalls bei kleineren Modellen umsetzen – etwa für den privaten oder geschäftlichen Individualverkehr wie beispielsweise mit Lufttaxis. Für die kommerzielle Luftfahrt, insbesondere auf Langstrecken, bieten andere Konzepte erheblich mehr Chancen auf eine erfolgreiche Verwirklichung.

Die Hoffnung der Luftfahrt liegt beim Wasserstoff

Die Technologie, die in der kommerziellen Luftfahrt die höchsten Chancen auf Umsetzung hat, ist die Brennstoffzelle, betrieben von grünem Wasserstoff. Auf diesem Weg lässt sich ein praktikables und wirtschaftliches Kraft-Wirkungs-Verhältnis herstellen, das klimaneutrales Fliegen erlaubt.

Allerdings beinhaltet die auf Wasserstoff basierende Luftfahrt einige technische Hürden, die es erst noch zu überwinden gilt. So sind für die Bereitstellung des umweltfreundlichen Gases spezielle Flüssigtanks erforderlich, die ständig auf einer Temperatur von minus 250 Grad gehalten werden müssen. Auch die Platzierung der Tanks im Flugzeug erfordert in vielen Fällen völlig neue Konzepte: Wegen der Kühlung ist die Unterbringung in den Tragflächen meist nicht möglich.

Hinzu kommt die Versorgungs-Infrastruktur für flüssigen Wasserstoff. Sie muss global gesichert sein, um den internationalen Flugverkehr mit wasserstoffbetriebenen Flugzeugen auf breiter Basis zu ermöglichen. Auch die Sekundäreffekte sind in der Luftfahrt nicht von der Hand zu weisen: So kann sich der am Ende des Verbrennungsprozesses ausgestoßene Wasserdampf – am Boden ein wünschenswerter Effekt – in großen Höhen als klimaschädliche Emission erweisen.

Staatliche Förderungen für grünes Fliegen

Ungeachtet der bestehenden Probleme will die Bundesregierung die Forschung und Entwicklung in umweltfreundlichen Luftverkehr in den kommenden Jahren massiv fördern. Auf der Nationalen Luftfahrtkonferenz im Juni hat Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Forderung nach hohem Tempo bei den Innovationen im Bereich klimaneutraler Flugantriebe wiederholt.

Die positiven Klimaeffekte durch die Corona-bedingten Einbrüche im weltweiten Flugverkehr haben bleibende Spuren hinterlassen. So sollen sich alle wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Belebung des Flugwesens an den Klimazielen ausrichten – eine unmissverständliche Forderung der Kanzlerin nach einem neuen Umweltbewusstsein in der Wirtschaft.

 

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