Nachhaltige ETFs – mit geringem Risiko zum grünen Investment

Der Wunsch, durch sein Anlageverhalten auch nachhaltige Ziele zu unterstützen, wird immer populärer. Ob aus ökologischer oder sozialer Sicht – Geldanlage mit gesellschaftlich relevanten Zielsetzungen zu verbinden, gilt zunehmend als Leitstrategie für private und institutionelle Anleger.

Trotz der sprunghaft gestiegenen Nachfrage nach grünen Investments bewegt sich der Anteil von ESG-konformen Produkten am gesamten investierten Vermögen immer noch im Bereich unter zehn Prozent. Das gilt bei Direktinvestitionen in einzelne Werte ebenso wie im Fondsbereich. Laut einer Untersuchung des FNG (Forum Nachhaltige Geldanlagen) ist in Deutschland erst rund 6,5 Prozent des in Fonds angelegten Kapitals in nachhaltigen ETFs untergebracht.

Dennoch erscheint gerade der ETF-Sektor als der Bereich, der besonders hohes Wachstumspotenzial bei den nachhaltigen Investments besitzt. Die Form der Risikostreuung bei gleichzeitiger Beachtung umweltpolitischer und sozialer Kriterien macht den grünen ETF für viele Anlagewillige zum Produkt der Wahl.

Nachhaltiger ETF – eine Begriffsbestimmung

Bislang gibt es keine international gültige Definition dafür, was nachhaltige Investments ausmacht. Das ist umso problematischer, als der Markt rasant wächst und die Angebotspalette zunehmend unübersichtlicher wird.

Ein erster Versuch, nachhaltige ETFs zu klassifizieren, ergibt diese Einordnung: Ein nachhaltiger ETF umfasst die Beteiligung an einer Reihe von Unternehmen, die auf der Basis nachhaltiger Kriterien wirtschaften. Das führt allerdings unmittelbar zur Frage, was nachhaltiges Wirtschaften ausmacht.

Eine allgemein akzeptierte Definition von Nachhaltigkeit ist die Strategie, nur so viele Ressourcen zu verbrauchen wie auch wieder nachwachsen können. Diese Vorgabe würde also die Nutzung endlicher Ressourcen grundsätzlich ausschließen.

Genau das  zeigt die Problematik beim Nachhaltigkeitsbegriff auf: Manche endliche Ressourcen sind derzeit unverzichtbar, zum Beispiel seltene Erden im High-Tech-Bereich. Zum Nachhaltigkeitsbegriff gehört also auch das Bestreben, endliche Ressourcen auf Dauer durch nachwachsende zu ersetzen.

Erweiterter Nachhaltigkeitsbegriff im Finanzsektor

Für die Bewertung der Nachhaltigkeit von ETFs reicht diese grundsätzliche Auffassung allerdings nicht aus. Nachhaltigkeit bei Kapitalanlagen umfasst mittlerweile auch die Forderung nach Klimaneutralität. Unternehmen, die dem Fonds angehören, müssen in der Regel die internationalen Klimaschutzziele unterstützten, insbesondere im Bereich der CO2-Emissionswerte und über die gesamte Lieferkette hinweg.

Die dritte Säule der ESG-Konformität nachhaltiger ETFs bildet der soziale Faktor. Er umfasst insbesondere die Forderung nach fairen Produktionsbedingungen, angemessener Entlohnung und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen.

Konsequenz bei der Anlagestrategie bestimmt die Qualität des ETFs

Noch weitgehend unreguliert ist die Konsequenz, mit der Fondsmanager die angepriesenen ESG-Kriterien im Portfolio umsetzen. Mit anderen Worten: Wohlklingende Lippenbekenntnisse zu den ESG-Kriterien führen direkt zu Greenwashing, wenn die Vorgaben nur bei einem geringen Teil der enthaltenen Werte vollständig umgesetzt werden.

Zu den zentralen Bewertungsmaßstäben für nachhaltige ETFs gehört also die Quote der enthaltenen Unternehmen, die ESG-Kriterien erfüllen. Ein weiter Qualitätsfaktor ist der Anteil ethisch fragwürdiger Geschäftsfelder, beispielsweise Waffenproduktion, Alkohol- und Tabakherstellung oder gentechnisch veränderte Lebensmittel.

Doch auch hier stehen individuelle Bewertungsmaßstäbe einer allgemein gültigen Taxonomie im Weg. So schließen viele nachhaltige ETFs Kernkraftwerke aus. Auf der anderen Seite trägt sich die EU mit der Absicht, Atomkraft unter bestimmten Bedingungen als nachhaltige Energiequelle einzustufen.

Es bleibt also immer auch eine Frage der ganz persönlichen Auffassungen und des eigenen Wertekatalogs, was als nachhaltiger EFT einzustufen ist und was nicht. Im Grunde entscheidet am Ende die Frage, in welchem Verhältnis Rendite zu ökologischen und sozialen Aspekten stehen.

Geht es um eine Anlagestrategie, die einen möglichst guten Ertrag erzielen soll, ohne zu große Kollateralschäden bei umweltpolitischen und sozialen Fragen zu verursachen, genügt ein ETF mit einer toleranten ESG-Strategie. Steht dagegen der Umweltschutz und die soziale Gerechtigkeit im Vordergrund, sind ETFs mit straffer ESG-Regulatorik die richtige Wahl, auch wenn das bei der Rendite Abstriche mit sich bringt.

 

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