München entwickelt sich zum europäischen Hotspot für Quantencomputer-Forschung

Mit ihrem Projekt „Munich Quantum Valley“ etablieren Fraunhofer-Gesellschaft und Max-Planck-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität und der Technischen Universität München die bayerische Landeshauptstadt als ein führendes europäisches Zentrum für Forschung und Entwicklung im Bereich Quantencomputer.

Auch eine Reihe in München angesiedelter Firmen nimmt an dem ambitionierten Projekt teil. Die Initiative, die sich kürzlich in einer virtuellen Premierenveranstaltung per YouTube der Welt vorgestellt hat, plant den Bau von mindestens zwei Quantencomputern der oberen Leistungsklasse in Deutschland.

Anschluss an die internationale Spitze innerhalb von fünf Jahren

Spätestens 2026 will Munich Quantum Valley den ersten Quantencomputer präsentieren, der sich internationalen Maßstäben stellen kann. Der Rechner soll mit den Modellen von IBM und Google gleichziehen und ist damit jedem klassischen Supercomputer weit überlegen.

Wie ernst es der bayerischen Landesregierung mit dem Projekt ist, beweist bereits die finanzielle Ausstattung: 300 Millionen Euro stehen für die Entwicklung der Rechner und den Aufbau der erforderlichen Infrastruktur bereit. Dazu ist ein Quantentechnologiepark in Planung, in dem Unternehmen und Forschungseinrichtungen gemeinsam an dem großen Ziel arbeiten können.

Das Quantenprojekt der Bayern steht vom ersten Tag an unter bewährter Führung. Als Koordinator konnte die Initiative Rainer Blatt von der Universität Innsbruck gewinnen. Der Wissenschaftler hat sich international aus ein Pionier der Quantencomputertechnologie etabliert.

Zweites Quantencomputer-Großprojekt in Deutschland

Bereits zuvor hat die deutsche Bundesregierung im Zusammenhang mit dem nationalen Corona-Konjunkturpaket eine mit zwei Milliarden Euro dotierte Initiative zum Bau eines deutschen Quantencomputers ins Leben gerufen. Gemeinsam mit dem Münchner Projekt entwickelt sich Deutschland so zu einem globalen Brennpunkt für die Entwicklung quantengestützter Rechner.

Die beiden Initiativen haben zum Ziel, Deutschland trotz Vorsprung in der Grundlagenforschung bei der kommerziellen Entwicklung einer aussichtsreichen Zukunftstechnologie nicht wieder ins Hintertreffen geraten zu lassen, wie das bereits bei Computer und Internet der Fall war. Europa liegt bei den Quantenwissenschaften mit Abstand vorne. Die deutschen Initiativen sollen gewährleisten, dass sich das diesmal auch in wirtschaftlichem Erfolg manifestiert.

Erste Ausschreibung setzt auf Ausleseverfahren

Nur die aussichtsreichsten Projekte sollen Förderung erfahren – die allerdings in konzentrierter Form. So sieht es die erste Ausschreibung der Ministerien für Bildung und Forschung sowie für Wirtschaft vor, die in wenigen Wochen an den Start geht.

Die Ausschreibung steht allen Unternehmen und Organisationen offen, die mit überzeugender Kompetenz und einem schlüssigen Konzept aufwarten können. Welche Vorhaben mit Fördermitteln ausgestattet werden, entscheidet eine unabhängige europäische Berater-Jury.

Beim Ausschreibungs- und Bewerbungsverfahren steht Fairness und Transparenz an erster Stelle, so verlauten Stimmen aus der Projektleitung. Auch der Zeitplan ist ambitioniert: Der Abschluss der Ausschreibung soll noch in dieser Legislaturperiode erfolgen. Über die Höhe der Förderungen ist derzeit noch nichts bekannt.

Munich Quantum Valley setzt auf Forschungsverbund

Auch ein Leuchtturmprojekt in Sachen Quantencomputer, wie es die bayerische Initiative darstellt, ist von produktiver Kooperation abhängig. Dass für die Entwicklung der revolutionären Rechnertechnologie nicht nur enorme Geldsummen, sondern auch möglichst universell angelegte Ressourcen bei der wissenschaftlichen Arbeit gefordert sind, bestätigt auch Immanuel Bloch, Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching bei München.

Nur im Verbund mit anderen Forschungsgruppen werden sich auf lange Sicht die Synergien herstellen lassen, die für eine zielgerichtete Forschung- und Entwicklungsarbeit lebenswichtig sind. Soll Deutschland als eines der ersten Länder einen funktionstüchtigen Quantencomputer vorstellen wollen, wird sich das nur bei Bündelung aller vorhandenen Potenziale verwirklichen lassen.