Microsoft-Deutschlandchefin Marianne Janik sieht für das Metaverse eine große industrielle Zukunft

Nach Ansicht von Marianne Janik, Chefin von Microsoft Deutschland, wird das Metavers in naher Zukunft aussichtsreiche Anwendungsszenarien für den industriellen Bereich eröffnen. Vor allem die Chance, im virtuellen Umfeld Prozesse zu realisieren, die in der realen Welt nur mit hohem Aufwand umzusetzen sind, könnten dem Metaverse neue Bedeutung verleihen.

Metaverse ist der Sammelbegriff für virtuelle dreidimensionale Welten, in denen sich Nutzer im Internet treffen und gemeinsam interagieren und kommunizieren können, auch mithilfe von Kryptowährungen und Besitzurkunden für digitale Güter, den NFTs. Bisher haben sich Projekte dieser Sparte ausschließlich mit Konsumenten und Nutzern sozialer Netzwerke beschäftigt. Die Microsoft-Chefin sieht darüber hinaus großes Potential für Anwendungsfälle, die dem industriellen Bereich entspringen.

Pandemie als Impulsgeber

Die Einschränkungen und Behinderungen durch die COVID-19-Pandemie haben Unternehmen neben der Hinwendung zum Homeoffice auch mit neuen Herausforderungen bei anderen Spielarten des organisierten Arbeitens konfrontiert. Daneben geht es aber auch um Prozesse, die sich virtuell umsetzen lassen, bevor die Entwicklungs– und Produktionsphase in der realen Welt einsetzt. “Das ist quasi das industrielle Metaverse”, erläutert die Topmanagerin gegenüber der Deutschen Presseagentur.

Auf diesem Weg lassen sich nach Ansicht der Microsoft-Chefin sowohl Kosten als auch Umweltbelastungen einsparen. Auch ließen sich flexible Antworten auf Einschränkungen finden, die durch höhere Gewalt eintreten. So können Unternehmen im Metaverse umweltfreundlich und kostengünstig vorab erkunden, ob sich bestimmte Komponenten, die durch Lieferengpässe nicht verfügbar sind, durch andere Bauteile ersetzen lassen.

Äußere Einflüsse zwingen zum Umdenken

Krisensituationen wie der Krieg in der Ukraine oder der Klimawandel zwingen Unternehmen zunehmend dazu, bei den eigenen Produktionsprozessen Nachhaltigkeit mehr in den Vordergrund zu stellen, so Marianne Janik. Auf diesem Gebiet gebe es allerdings akuten Nachholbedarf. Eine durch Microsoft in Auftrag gegebene Umfrage des Marktforschungsunternehmens YouGov ergab, dass knapp ein Drittel der befragten Unternehmen bisher noch keinerlei Anstrengungen in Richtung Nachhaltigkeit unternommen hat. Das zeige, dass guter Wille alleine nicht mehr ausreiche. Es gehe darum, Dinge auch wirklich umzusetzen, um Nachhaltigkeit Realität werden zu lassen. Das Metaverse ist nach Ansicht der Managerin dafür ein vielversprechendes Medium.

Virtuelle Abläufe aus Effizienz- und Nachhaltigkeitsspritze

Vor allem die digitale Modellierung von Produkten und Produktionsprozessen unterstütze die Nachhaltigkeit im Produktionsprozess, so Marianne Janik. Das Konzept des digitalen Zwillings helfe außerdem dabei, Innovationen schneller umzusetzen und am Markt zu platzieren.

Risikomanagement erhalte in unseren Tagen eine neue Bedeutung, erläutert die Microsoft-Chefin. Heute gehe es nicht mehr nur darum, Risiken besser zu bewerten, sondern vor allem auch darum, vorausschauend zu handeln

Das Metaverse ist nicht so neu wie gedacht

Große Hoffnungen in den virtuellen Raum haben sich Wirtschaft und Unternehmen schon in der Vergangenheit gemacht. Metaverse mag ein neuer Begriff sein, doch die Idee dahinter ist bereits knapp zwanzig Jahre alt – erstmals umgesetzt in der virtuellen Welt “Second Life” im Jahr 2003.

Second Life (SL) gleicht auf verblüffende Weise den aktuellen Welten des Metaverse. Alle funktionalen Elemente heutiger Welten waren in SL bereits vorhanden. 2013 hatte die Welt 36 Millionen registrierte Nutzer, von denen täglich zwischen 30.000 und 65.000 gleichzeitig online waren. Heute ist davon nicht mehr viel übrig geblieben.

Auch Second Life erweckte bei Industrie und Handel starkes Interesse. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität waren Zehntausende von Unternehmen mit eigenen virtuellen Showrooms und kommerziellen Aktivitäten präsent. Auch dieser Trend ist fast vollständig wieder abgeflaut, hauptsächlich durch die systemimmanenten Nachteile großer 3D-Welten, die kein moderiertes Konzept aufweisen. Ob sich industrielle Anwendungen im virtuellen Raum des Metaverse besser implementieren lassen, bleibt abzuwarten.