Mega-Deal zwischen Amazon und Universal

Auf einen Gesamtwert von rund einer Milliarde Dollar schätzen Marktbeobachter den Auswertungsvertrag, den Amazon für seinen Streamingdienst mit dem Hollywood-Giganten Universal abschließen will. Ab 2022 sollen bei Amazons Prime Video alle aktuellen Blockbuster und eine Reihe weiterer Inhalte zu sehen sein – exklusiv.

Amazons aggressive Lizenzpolitik trägt mittlerweile deutlich sichtbare Früchte. Während Mitbewerber wie Netflix ihr Hauptaugenmerk auf exklusiv produzierte Serien und Filme richten, hat es Amazon auf die Kassenschlager abgesehen, die vor allem im Kino laufen. Entsprechend gegenläufig ist die Entwicklung: Während bei Amazon das Kinoangebot ständig wächst, verlieren Netflix & Co. nach und nach ihre Kooperationen mit den großen Hollywood-Studios.

Amazons zweiter großer Streich

Erst vor kurzem hat sich Amazon die Streamingrechte am Portfolio von MGM gesichert, und das auf Jeff Bezos-Art: durch Kauf des Studios. Damit wird unter anderem James Bond zum Haus-Agenten bei Prime Video. Der anvisierte Deal mit NBCUniversal eröffnet den Streaming-Abonnenten des Versandhändlers ab 2022 das Angebot eines der größten Filmstudios der Welt – Weltpremieren wie Jurassic World 3 eingeschlossen.

Ganz ohne Flecken präsentiert sich der Glanz des neuen Deals für die Prime Video-Nutzer allerdings nicht. Zumindest in Amerika sind zwei Abos erforderlich, um das gesamte Universal-Programm genießen zu können. Universal-Mutter Comcast betreibt selbst einen Streamingdienst namens Peacock. Filme und Serien dieser Plattform sind in dem Amazon-Deal nicht enthalten.

Auch werbefinanziertes Streaming betroffen

Die Vereinbarung mit Universal soll Amazon berechtigen, Teile des Universal-Katalogs in das Angebot von IMDb TV aufzunehmen. Die auf Werbung basierende Streaming-Plattform gehört ebenfalls zum Amazon-Imperium, ebenso wie die namensgebende Mediendatenbank IMDb.

Auch in Deutschland ist der Start des werbefinanzierten Streamingdienstes angedacht, hatte sich allerdings mehrfach verschoben. Als Grund sehen Analysten den durch Corona geschrumpften Werbemarkt. Die sich nun abzeichnende Erholung könnte dem Projekt in Europa neuen Antrieb verleihen.

Amazon will an die Spitze

Noch befinden sich andere Protagonisten an der Pole Position bei den Streamingdiensten. Gegen den Marktführer Netflix treten mehrere potente Konkurrenten an, allen voran Disney+ mit seinem familienfreundlichen Rundum-Angebot. Auch HBO Max, eine Tochter von Warner Media, rückt zunehmend zu den Platzhirschen auf.

Mit seiner aggressiven Lizenzpolitik will Prime Video das Feld von hinten aufrollen. Nachdem sich der Amazon-Streamingdienst in den beiden letzten Jahren bereits auf Platz zwei vorgearbeitet hatte, soll der Deal mit Universal nun den nötigen Schub an die Spitze vermitteln.

Gratis-Streaming als Konkurrenz im eigenen Haus

Entschließt sich Amazon, seine werbefinanzierte Plattform IMDb TV in Deutschland an den Start zu bringen, dürfte das die Karten auf dem nationalen Streamingmarkt neu mischen. Gerade die Schnäppchen-orientierten Bundesbürger dürften das Gratis-Streaming von Hollywood-Blockbustern mit Werbeunterbrechungen mit offenen Armen annehmen. Branchenkenner sprechen dem Dienst hohe Nutzerzahlen zu.

Bleibt die Frage offen, wie sich Peacock in die deutsche Streaming-Landschaft einfügen könnte. Noch ist die Comcast-Tochter international nicht auf dem Vormarsch. Vermutungen legen nahe, dass das Peacock-Programm bald beim Pay-TV-Sender Sky unterkommen könnte – schließlich gehört auch er zu Comcast. Das allerdings würde zu Angebotskonflikten führen, denn auch der bekannte Pay-TV-Sender hat einen eigenen Streamingdienst namens Sky Ticket.

Noch allerdings sieht es nicht danach aus, und auch für den Start von Peacock gibt es keine konkreten Nachrichten. Hollywood-Blockbuster auf der heimischen Couch wird es demnach vor allem bei Prime Video geben.

 

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