Markteintritt von Teslas Cybertruck verzögert sich

Ein heimlich aufgenommenes Drohnen-Video auf dem YouTube-Kanal Chile Al100, das den in Entwicklung befindlichen Cybertruck von Tesla auf Testfahrt zeigt, lässt Rückschlüsse darauf zu, warum die Markteinführung des futuristischen Fahrzeugs weiter auf sich warten lässt. Anscheinend gibt es Unstimmigkeiten über die Gestaltung einiger wichtiger Ausstattungselemente.

Der Produktionsstart wird nun auf Ende 2022 fallen, so eine offizielle Verlautbarung von Tesla. Als Grund für die Verschiebung gibt Tesla-CEO Elon Musk die Bearbeitung des Designs “an vielen Stellen” an.

Dass dringender Überarbeitungsbedarf besteht, bestätigen zahlreiche Fahrzeugexperten. Selbst unter den liberalen Bedingungen in den USA sei der Cybertruck in seiner aktuellen Ausführung nicht zulassungsfähig.

Angeblich über eine Million Vorbestellungen

Auch derzeit sind noch keine belastbaren Marktdaten zu dem innovativen Truck zu erfahren. Angaben wie über eine Million Vorbestellungen und ein voraussichtlicher Kaufpreis von einer Million Dollar, verursacht durch Produktionsschwierigkeiten, sind mit Vorsicht zu genießen. Wirklich sicher ist nur die Verschiebung des Produktionsstarts um ein Jahr.

Das jüngst per Drohne mit 4K-Auflösung aufgenommene Video über dem Tesla-Werk im kalifornischen Fremont lässt Einblicke in die Bereiche zu, die offenbar für die Produktionsverschiebung verantwortlich sind.

So scheint es ein Umdenken bei der Regenwischer-Technologie gegeben zu haben. Das Video zeigt den Cybertruck nun mit einem konventionellen Scheibenwischerarm, der in Ruhestellung senkrecht neben der Windschutzscheibe steht.

Zukunftstechnologien vorerst in Wartestellung

Von den beiden angedachten Lösungen zur Reinigung der Vorderscheibe scheint nicht viel übrig geblieben zu sein. Sowohl das Prinzip eines elektromagnetischen Scheibenwischers als auch die Scheibenreinigung per Laser hat Tesla offenbar zu den Akten gelegt. Ob das auf Entwicklungsschwierigkeiten oder schlichtweg auf Zulassungsbeschränkungen beruht, ist derzeit nicht zu erfahren.

Auch die beiden Seitenspiegel, die beim neuen Testmodell auftauchen, stoßen bei der Fangemeinde nicht gerade auf begeisterte Zustimmung. Kritiker bezeichnen sie als hässlich und dem Gesamtbild des Trucks abträglich.

Elon Musk räumt Konflikte mit der Zulassungsbehörde ein

Per Twitter räumte der Tesla-Chef ein, dass die Spiegel ein Zugeständnis an die Behörde seien. “Die Seitenspiegel sind gesetzlich vorgeschrieben”, erläuterte der visionäre Unternehmenschef den unpopulären Schritt, gab aber gleich Entwarnung: Die Spiegel werden abnehmbar sein.

Allerdings sind abnehmbare Spiegel keine wirkliche Lösung, kommentiert ein Polizeisprecher. Wird das Fahrzeug ohne Spiegel angetroffen, sei es nicht verkehrstüchtig, was im schlimmsten Fall zu seiner Stilllegung führen könne.

Zahlreiche Detailveränderungen

Sowohl stilistische als auch zulassungsbedingte Gründe scheinen einer Reihe weiterer Veränderungen zugrunde zu liegen. So ist das durchgehende Lichtband früherer Versionen verschwunden. An seine Stelle treten nun einzelne Scheinwerfer – wohl, um das Gefährt in der Dunkelheit eindeutig als Automobil zu kennzeichnen.

Offenbar das Ergebnis aktueller Konsumentenstudien sind weitere Modifikationen, die hauptsächlich ästhetischen Charakter haben. So scheint die Ladefläche etwas kürzer zu sein, was allerdings auch auf das Video zurückgehen könnte. Eindeutig ist allerdings die geänderte Gestaltung der Windschutzscheibe. Statt wie bisher plan, erscheint sie nun leicht konvex. Das und einige weitere Designkorrekturen lassen das Fahrzeug nun etwas weniger kantig erscheinen. Ob das der Akzeptanz des auf Kompromisslosigkeit formatierten Fahrzeugs dienlich ist, wird die Zukunft zeigen.

Möglicherweise ist die leichte Entschärfung des Designs auch ein Tribut an die Marktpositionierung des Cybertruck. Von Anfang an ließ Tesla keinen Zweifel daran, dass das Fahrzeug gegen den in den USA sehr populären Ford F-150 antreten soll. Ob sich die Kundschaft des eher konventionell gestalteten Trucks durch ein Fahrzeug überzeugen lässt, dass aus der Zukunft zu kommen scheint, bleibt abzuwarten.