Lidl: Rückruf bei bleihaltiger Pastasoße
Wegen der Verwendung bleihaltiger Zwiebeln hat Lidl am Dienstag vor dem Verzehr mehrer Sorten eine Pastasoße in Pulverform gewarnt. Alle Produkte entstammen der Marke Kania Fix des Schweizer Lebensmittelkonzerns Haco.
Vom Rückruf betroffen sind die Sorten „Bolognese“, „Lasagne“ und „Nudel-Schinken-Gratin“. Die Verzehrwarnung geht auf Analysen des Herstellers Haco zurück. Dabei haben die Lebensmitteltechniker festgestellt, dass bei den verwendeten Zwiebeln die Belastungswerte durch Blei erlaubte Höchstgrenzen überschreiten. Da Blei – wie alle Schwermetalle – gesundheitsgefährdend ist, rät das Unternehmen vom Verzehr ab.
Nur bestimmte Haltbarkeitsdaten betroffen
Die erhöhten Belastungswerte finden sich nur in bestimmten Chargen wieder, die sich anhand des aufgedruckten Haltbarkeitsdatums identifizieren lassen:
- Bei der Sorte „Bolognese“ sind das: 9.10.2022, 2.11.2022, 14.11.2022, 12.1.2023 und 15.2.2023
- Bei der Sorte „Lasagne“ sind es: 1.1.2023, 25.1.2023 und 12.2.2023
- Bei der Sorte „Nudel-Schinken-Gratin“ sind die Haltbarkeitsdaten 6.9.2022, 6.11.2022, 4.1.2023, 31.1.2023 und 21.2.2023 betroffen
Eigenen Angaben zufolge hat Lidl die betroffenen Chargen bereits aus den Verkaufsregalen entfernt. Kunden können bereits gekaufte Tüten in allen Filialen zurückgeben. Die Vorlage des betreffenden Kassenbons ist nicht erforderlich.
Rückruf trifft auf steigenden Pasta-Konsum
Durch die Lockdown-Beschränkungen während der andauernden Corona-Pandemie ist der Pasta-Konsum der Deutschen kräftig angestiegen. Mehr als fünfzig Prozent der Verbraucher kocht mindestens einmal in der Woche ein Pasta-Gericht. Besonders hoch ist der Verbrauch im südlichen Teil Deutschlands, wohl beeinflusst durch die größere Nähe zum Pasta-Stammland Italien.
Insbesondere die veränderten Lebensbedingungen durch das Homeoffice und durch Homeschooling dürfte zur verstärkten Hinwendung zu Pasta beigetragen haben: Nudelgerichte sind einfach in der Zubereitung und schnell fertiggestellt.
Hoher Pro-Kopf-Verbrauch
Wie der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) ermittelt hat, isst jeder Deutsche durchschnittlich knapp zehn Kilogramm Nudeln pro Jahr. Damit zeigt sich ein deutlicher Trend nach oben: 2010 lag der Jahresverbrauch noch bei acht Kilogramm, 1990 noch bei fünf Kilogramm.
Die überdurchschnittliche Steigerung im letzten Jahr geht laut Analysen des VGMS hauptsächlich auf Corona zurück. Auch für 2021 erwartet der Verband eine Umsatzsteigerung, die allerdings wieder mehr den Vor-Corona-Raten entsprechen dürfte.
Hohe Produktionssteigerungen im letzten Jahr
Etwa zwanzig Prozent höher als im Jahr zuvor lag laut Statistischem Bundesamt die Nudelproduktion im Corona-Jahr 2020 – das sind insgesamt rund 800.000 Tonnen. Allerdings ist die Importquote bei Pasta besonders hoch – sie beträgt rund 50 Prozent. Das wichtigste Importland für Nudeln ist naturgemäß Italien.
Besonders aktiv ist das Verbrauchsverhalten bei Nudeln in Familien, da Pastagerichte gerade bei Kindern sehr beliebt sind. Das verleiht Rückrufaktionen bei Produkten, die mit Nudeln in Verbindung stehen, eine besondere Brisanz und könnte dazu beitragen, den Absatzzahlen auf lange Sicht zu schaden – insbesondere, wenn sich derartige Vorfälle häufen sollten.
Ein Nachkriegsprodukt als Impulsgeber
Die heutige Beliebtheit von Pasta jeder Art geht nicht zuletzt auf ein Produkt zurück, das vor rund 60 Jahren auf den Markt kam und heute noch erhältlich ist: Mirácoli. Das Pasta-Komplettprodukt aus Nudeln, Soße und Käse brachte den Deutschen erstmals die Faszination italienischer Esskultur auf den heimischen Teller. Diese Liebe hat bis heute angehalten.
Mirácoli-Produzent Mars meldet für 2020 etwa 85 Millionen verkaufte Packungen, muss sich aber auch mit kritischen Stimmen auseinandersetzen. So sei das früher verwendete Parmesan-Imitat Pamesello mittlerweile nicht mehr enthalten. Auch der Kräuteranteil habe sich spürbar verringert – bei gleichem Preis. Offenbar scheint das der Beliebtheit des Pasta-Klassikers nicht geschadet zu haben.