Leadership-Coaching auf der Theaterbühne

Die Parallelen der beiden Sphären Theater und Unternehmensführung sind spätestens nach dem zweiten Blick offensichtlich und damit Gegenstand eines modernen Coachingkonzeptes, das im und mit dem Alten Schauspielhaus in Stuttgart für Entscheider und Führungspersonen angeboten wird.

„Mit all seinen Tiefen, seinen Höhen, roll ich das Leben ab vor Deinem Blick. Wenn Du das große Spiel der Welt gesehen, so kehrst Du reicher in Dich selbst zurück“, schrieb anno 1804 Friedrich Schiller in seiner Huldigung der Künste. Der große Literat liebte das Theater und schätzte die Fähigkeit der Bühne, die Menschen in ihr Spiegelbild blicken und sich selbst kennenlernen zu lassen. In Stuttgart sollen heute Manager das Leben im Theater entdecken, allerdings nicht aus der Loge. Bereits seit 2003 gibt es an den Schauspielbühnen das Projekt „Management by Shakespeare“ (MBYS). Die Initiatoren und Trainer*innen um Carl-Philip von Maldeghem und Cordula Beelitz-Frank, haben ein Führungskräftetraining auf den Brettern, die die Welt bedeuten, entwickelt.

Das Konzept: Bühnenprofis trainieren Wirtschaftsprofis

Seit dem Start des MBYS-Projekts hat das Team um Beelitz-Frank und von Maldeghem das Angebot bis heute weiterentwickelt. Ursprünglich begonnen hatte es mit einem einzigen inhaltlichen Konzept, inzwischen gibt es vier differenzierte Angebote. Im Methodik-Seminar geht es vor allem darum, das Instrumentarium des Schauspielers auf der Bühne für die Teilnehmer bewusst und so besser nutzbar zu machen. Elemente dabei sind nicht nur Atem, Stimme oder Körpersprache, sondern vor allem klassische Theater-Methoden wie der Bühnenkampf, die Arbeit mit Weißmasken, Storytelling oder das Statuentheater, das von weltbekannten Theaterregisseur und -theoretiker Augusto Boal speziell dazu entwickelt wurde, soziale Prozesse zu verdeutlichen und so veränderbar zu machen. Das Seminar zu „Auftritt & Wirkung“ vermittelt Techniken zur Atmung, erklärt die Wichtigkeit klarer Kommunikation und hilft dabei, Widersprüche zwischen verbalen und nonverbalen Äußerungen zu verhindern. Auf diese Weise lernen die Teilnehmenden, ihre Überzeugungskraft besser zu entfalten. Das Modul „Team-Time“ schafft mit seinem spielerischen Ansatz starke Lerneffekte für die Kommunikation und Kooperation im Team. Mit handlungsorientierten Szenen erleben die Teilnehmenden Teamwork in konkreten Situationen außerhalb des eigenen Arbeitsalltags. Im Modul „Leadership“ konfrontieren wir Manager*innen und Führungskräfte mit ihrem eigenen Führungsverhalten. Mit klassischen Theatertexten können die Teilnehmenden ihre eigene Führungspersönlichkeit besser kennenlernen und die Bühnensituation schafft Raum für Veränderung.

Die Freiheit der Bühne schafft Spielraum für Veränderungen und schweißt zusammen

Die ursprüngliche Idee für die Managementtrainings auf der Bühne stammt übrigens einerseits aus den USA, aber vor allem aus der Wiege des tragischen britischen Theaters, der Royal Shakespeare Company. Konflikt- und Krisenmanagement lassen sich seit Ende des 16. Jahrhunderts an „Romeo und Julia“ studieren. Die Hassliebe in Schillers „Räuber“ dient auch immer als Metapher für den Wettbewerb.

Welche Themen in den Seminaren genau behandelt werden sollen, bestimmen grundsätzlich die Kunden. Deren inhaltliche Wünsche bilden die Grundlage für Ablauf und einzelne Elemente innerhalb des Seminars. Die erfahrenen Trainer raten dazu, für einen wirkungsvollen Workshop auf jeden Fall zwei Tage einzuplanen. Die gemeinsam erarbeiteten Projekte werden von den Teilnehmenden zum Abschluss immer auf der Bühne präsentiert.

 

Über Carl Philip von Maldeghem und MBYS