Landesgartenschau startet nach einem Jahr Wartezeit
Eigentlich hätte es bereits 2020 so weit sein sollen, doch Corona machte der Landesgartenschau in Überlingen einen dicken Strich durch die Rechnung. Nun startet die Schau mit einem Jahr Verspätung am morgigen Freitag. Das dürfte Signalwirkung auf andere Veranstaltungen unter offenem Himmel haben.
Der Ausfall einer Landesgartenschau hat massivere Konsequenzen als das bei Messen und Ausstellungen sonst üblich ist. Der Veranstaltungsrhytmus beträgt stattliche zehn Jahre – die letzte Schau fand 2010 statt. Auch lässt sich eine Gartenschau nicht einfach aus dem Boden stampfen. Die Vorarbeiten für die nun verspätet startende Veranstaltung begann bereits 2016. Der Druck auf die Veranstalter ist also hoch.
Erhebliche Mehrkosten durch die Verschiebung
Noch zu Beginn 2020 lagen die Arbeiten exakt im Zeitplan, bestätigt Co-Geschäftsführerin Edith Heppeler. Doch dann mussten die Verantwortlichen wegen des globalen Ausbruchs der Pandemie die Ampeln auf rot stellen und die Schau um ein Jahr verschieben. „Das alleine hat uns rund sechs Millionen Euro gekostet“, berichtet Jan Zeitler, Oberbürgermeister von Überlingen.
Dazu kam bis vor kurzem die Ungewissheit, ob die Landesgartenschau zumindest in diesem Jahr ihre Pforten öffnen kann. Erst die Novellierung des Infektionsschutzgesetzes schaffte Klarheit. Ein Passus in der Neufassung des Gesetzes besagt, dass botanische Gärten auch unabhängig von den Inzidenzzahlen Besucher empfangen dürfen.
Nur im Teilbetrieb zugelassen
Da die Regelung auch Landesgartenschauen beinhaltet, konnte die Veranstaltung in Überlingen nun an den Start gehen – allerdings nur teilweise. Da sich die Ausnahmeregelung für botanische Gärten nur auf Freiflächen bezieht, gilt das auch die Landesgartenschau. Alle Innenbereiche müssen weiterhin geschlossen bleiben, darunter die extra für die Schau neu errichtete Blumenhalle.
Auch Veranstaltungen, die im Rahmen der Schau geplant waren, dürfen nicht stattfinden, zumindest bis 16 Mai. Ob sich die Restriktionen danach zurückfahren oder ganz aufheben lassen, hängt von den aktuellen Inzidenzzahlen ab.
Eine Gartenschau, die zu den Bürgern kommt
„Wir wollten die Schau nicht weit weg von der Stadt auf der grünen Wiese machen, sondern sie zu den Bürgern bringen“, so beschreibt Roland Leitner, zweiter Geschäftsführer der Landesgartenschau in Überlingen das Konzept der Veranstaltung. Anders als üblich, findet die Schau nicht am Stadtrand statt, sondern erstreckt sich am Ufer des Bodensees durch die ganze Stadt.
Die größte der fünf Teilflächen hat auf einem früher bebauten Areal Platz gefunden, auf dem zuvor eine Tankstelle, eine Baustoffhandlung, Lagerflächen und ein Campingplatz untergebracht waren – in bester Lage direkt am See. Um dieses Filetstück der Stadt der Allgemeinheit zugänglich zu machen, habe man das gesamte Gelände der Allgemeinheit zugänglich gemacht, so Roland Leitner.
Wie bei Gartenschauen üblich, bedeutet die Nutzbarmachung von vorher unwirtlichen Flächen eine dauerhafte Maßnahme zur Verbesserung der örtlichen Infrastruktur. Das bedeutet: Auch nach Ende der Landesgartenschau wird das Gebiet dauerhaft als Erholungszone erhalten bleiben, komplett mit einer naturnahen Ufergestaltung, ausgedehnten Blumenbeeten, breiten und barrierefreien Wegen, einem Spielplatz und einem Café.
Auch zwei weitere Flächen, die bisher in erhöhter Lage hinter Mauern verborgene Kleingärten beinhalteten, werden der Allgemeinheit zurückgegeben und dank Gartenschau zu neuen Erholungsflächen mit beeindruckendem Panoramablick über den Bodensee.
Umfassendes Hygienekonzept erlaubt den risikofreien Besuch
Zentrales Element des Hygienekonzepts für die Landesgartenschau in Überlingen ist der Ticketverkauf, der schwerpunktmäßig über das Internet abläuft. Der Kauf des Tickets ist mit der verbindlichen Reservierung eines Zeitfensters und eines Teilareals verbunden. Das verhindert Überfüllungen und die damit verbundene Gefährdung der Mindestabstände. Wer das versäumt, kann auch direkt an der Kasse einen Termin buchen, wenn das gewünschte Areal noch nicht ausgelastet ist.
Zusätzlich ist ein negativer Schnelltest erforderlich, der nicht weiter als 24 Stunden zurückliegen darf. Die Stadt stellt mehrere Stationen für kostenlose Tests zur Verfügung. Auch die Veranstalter der Gartenschau betreiben zwei Teststationen. Dort kostet der Test allerdings fünf Euro.
Die Landesgartenschau in Überlingen stellt ein Modell dar, wie im zweiten Jahr der Pandemie Großveranstaltungen unter freiem Himmel aussehen können. Angesichts der Einschränkungen beim Ticketkauf und dem Testzwang wird allerdings deutlich: Der Weg bis zur Normalisierung der Verhältnisse ist noch weit. Je konsequenter alle Beteiligten die erforderlichen Maßnahmen akzeptieren und einhalten, desto schneller ist die Krise überwunden.