Lagerhallen: hoher Flächenbedarf als Herausforderung für die Nachhaltigkeit

Wirtschaftlich gesehen tragen Industriebauten zu Lagerzwecken nur einen geringen Anteil zum gesamten Marktvolumen in der Immobilienwirtschaft bei. Aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit sieht das allerdings anders aus: Wegen des hohen Flächenbedarfs der Liegenschaften wirken sich die ökologischen Aspekte bei Bau und Betrieb besonders intensiv aus.

Besonders der sprunghafte Anstieg beim E-Commerce hat den Bestand an Lagerhallen und Logistikzentren in den letzten Jahren stark anwachsen lassen. Das rückt den Aspekt Klimaschutz zunehmend in den Fokus.

Große Flächen verursachen hohe Umweltbelastungen

Selbst kleinere Lagerhallen versiegeln oft Tausende Quadratmeter Bodenfläche. Bei größeren Anlagen kann der Flächenbedarf auf Werte von 40.000 bis 80.000 Quadratmeter anwachsen – pro Lagerhalle, wohlgemerkt. Das sind zwischen vier und acht Fußballfelder.

Die hohe Flächenausdehnung bringt über die Bodenversiegelung hinaus weitere ökologische Herausforderungen mit sich. Wirkt sich in einem Büro der Verzicht auf energiesparende Beleuchtung nicht unbedingt drastisch auf die gesamte Energiebilanz aus, sieht das bei Lagerhallen mit Tausenden Quadratmetern, die ausreichend beleuchtet werden wollen, schon ganz anders aus. Hier auf ein kompetent gestaltetes, auf LED basierendes Lichtkonzept zu verzichten, kann massive Einschränkungen bei der Nachhaltigkeit bewirken.

Nicht viel anders gestaltet sich die Situation bei der Gebäudedämmung. Ein undichtes Bürofenster bewirkt zwar auch Wärmeverluste, die die Energiebilanz beeinträchtigen. Eine 20.000 Quadratmeter umfassende Lagerhalle, die ungenügende Dämmwerte aufweist, verursacht dagegen jährlich viele Tonnen unnütz emittiertes CO2 – von den immensen Mehrkosten bei der Energieversorgung ganz zu schweigen.

Zunehmender Druck von staatlicher Seite

Wie im Sektor der Wohn- und Bürogebäude nimmt mittlerweile auch bei den Lagerhallen der Druck von Regierungsseite und der Europäischen Union auf die Bauunternehmen ständig zu. Besonders Projektentwickler und die Emittenten spezialisierter Fonds sehen sich in der Pflicht, der Nachhaltigkeit im Hallenbau mehr Bedeutung zuzumessen. Zentrales Element der Regulierung ist hier die Taxonomieverordnung der EU.

Das neue Regulierungsinstrument der Europäischen Union tritt Anfang 2022 in Kraft. Die Verordnung regelt die Bewertungskriterien, nach denen eine Immobilieninvestition als nachhaltig anzusehen ist. Auch die Offenlegungspflichten von Bauträgern und Immobilienentwicklern sind darin neu geregelt.

Die Taxonomieverordnung wird sich somit in den kommenden jahren zum führenden Bewertungsstandard für Immobilien entwickeln. Lagerhallen, die nicht den Anforderungen des Regelwerks entsprechen, werden empfindliche Einbußen bei der Marktfähigkeit hinnehmen müssen.

Die ESG-Kriterien von Lagerhallen, wie sie durch die Taxonomieverordnung definiert sind, werden es für Bauträger in Zukunft unumgänglich machen, Lagerhallen und Logistikzentren konsequent nach den geforderten Vorgaben für Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu errichten. Bauträger werden nicht darum herumkommen, auch den Bestand entsprechend aufzurüsten, sollen die Objekte weiterhin Nutzer und Käufer finden.

Grünes Energiekonzept – Verkaufsargument Nummer eins

Zunehmend verpflichten sich Bauträger und Immobilienentwickler in Eigeninitiative, künftige Projekte konsequent mit nachhaltigen Energiekonzepten auszustatten. Viele von ihnen haben auch angekündigt, den existierenden Bestand entsprechend nachzurüsten.

An erster Stelle steht dabei die Ausstattung mit LED-Lichtquellen. Unmittelbar darauf folgt das Thema Photovoltaik, das sich bei Lagerhallen und Logistikzentren wegen der großen Dachflächen unmittelbar anbietet. Ein weiteres Thema ist der nachhaltige Einsatz von Brauchwasser, beispielsweise die Nutzung von Regenwasser für die Toilettenspülung.

Für die Dachflächen von Lagerhallen und Logistikzentren gibt es neben der Errichtung von Photovoltaikanlagen noch einen weiteren nachhaltigen Verwendungszweck. So kann die Begrünung von Dächern den Verbrauch bei der versiegelten Bodenfläche ganz oder teilweise ausgleichen und so zur Reduzierung von CO2-Ausstoß beitragen. Das gilt auch für die umliegenden Flächen. Auch sie können durch Begrünung und Bepflanzung ihren Teil zum Erreichen der internationalen Klimaziele beitragen.