Kryptowährungen reagieren empfindlich auf chinesische Handelsbeschränkungen

Noch sind die Auswirkungen von Elon Musks Negativ-Tweets nicht ganz abgeklungen, da schicken neue Nachrichten aus China Bitcoin & Co. erneut auf Talfahrt. Der Mittwoch war geprägt von massiven Kurseinbrüchen bei fast allen Kryptowährungen, darunter auch – neben dem Bitcoin – Leitwerte wie Ether und Dogecoin. Mittlerweile hat allerdings wieder Stabilisierung eingesetzt.

Alte Hasen auf den Kryptomärkten erlebten den Crash vom Mittwoch als eine Art Déjà-vu – extreme Verläufe wie dieser gehören quasi zum Alltag beim digitalen Geld. Für Neulinge stellte sich die Bärenfalle allerdings als Ereignis apokalyptischen Ausmaßes dar: So brach der Bitcoin-Kurs auf den meisten Handelsplattformen innerhalb weniger Stunden um rund 25 Prozent auf knapp über 30.000 Dollar ein – und das von dem kürzlich erreichten Allzeithoch bei etwa 65.000 Dollar.

Dass einige Plattformen – darunter der weltgrößte Krypto-Marktplatz Coinbase – wegen des plötzlichen Ansturms zeitweise nicht erreichbar waren, intensivierte die Panik unter den weniger erfahrenen Anlegern noch weiter. „Die Guthaben auf Coinbase-Konten sind sicher“, beeilte sich das Unternehmen in einem Tweet zu versichern.

Noch heftiger erwischte es die Nummer zwei unter den Digitalwährungen, den Ether: Er brach über den Nachmittag hinweg um rund 40 Prozent ein und notierte zeitweise bei etwas unter 2.000 Dollar. Nicht viel besser erging es auch anderen Werten wie dem Dogecoin oder dem Ripple.

Einen interessanten Berührungspunkt zwischen virtueller und materieller Welt demonstrierte der Goldmarkt. Gleichzeitig mit dem Krypto-Crash verbesserte sich der Goldpreis um 0,8 Prozent auf 1884 Dollar pro Feinunze.

Chinesische Notenbank ist Auslöser der Talfahrt

Die Mitteilung der chinesischen Notenbank, wonach Kryptowerte keine echte Währung darstellen und demnach nicht verwendet werden sollten, war die Ursache für den kollektiven Absturz auf den Kryptomärkten. So ist es Anbietern von Finanz- und Zusatzdienstleistern nicht erlaubt, ihre Dienstleistungen und Produkte in Digitalwährung auszuzeichnen.

Die ablehnende Haltung Chinas gegenüber Kryptowährungen ist nicht neu. Einer der Hauptgründe dürfte sein, dass das Land eine digitale Version seiner Landeswährung vorbereitet. Erste Feldversuche mit dem digitalen Yuan laufen bereits.

Als das Land, das bei der Entwicklung eines digitalen Abbilds der eigenen Währung derzeit die größten Fortschritte zu verzeichnen hat, haben Äußerungen zum digitalen Kapitalmarkt aus dieser Richtung besonders großes Gewicht – einer der Gründe, warum die digitale Baisse am gestrigen Tag so intensiv ausgefallen ist.

Anleger befürchten Dominoeffekt

Da zahlreiche Länder an Digitalversionen ihrer Währungen arbeiten – ebenso wie die EU – befürchten viele Anleger, dass sich weitere Nationen dem Beispiel Chinas anschließen und sich gegenüber den freien Kryptowährungen zunehmend restriktiv verhalten. Das würde das Ende des bisher recht liberal behandelten Umgangs mit dem digitalen Geld bedeuten.

Hinzu kommt das weiterhin schwer einschätzbare Kommunikationsverhalten von Elon Musk in Sachen Kryptowährungen, was ihm in Anlegerkreisen bereits den Spitznamen Elon Trump eingebracht hat.

Noch am vergangenen Wochenende ließ der Tesla-Chef durchblicken, dass die teilweise Auflösung seiner Bitcoin-Bestände anstehe. Grund: die schlechte Umweltbilanz digitaler Währungen – für den Gründer eines Produktionsbetriebs für Elektroautos eine erstaunlich späte Einsicht.

Darauf folgte am Montag die Versicherung, Tesla habe keine Bitcoins verkauft. Angesichts der Tatsache, dass nicht Tesla, sondern Elon Musk der Käufer ist, eine zwiespältige Aussage.

Am Mittwoch verblüffte Elon Musk seine Fangemeinde mit der Feststellung, Tesla habe Diamantenhände, dargestellt durch entsprechende Emojis. Die vorherrschende Interpretation des rätselhaften Posts ist, dass Tesla, respektive Elon Musk, seine Bitcoin-Bestände um jeden Preis halten werde. Das führte zu einer Stabilisierung des Kurses bei etwa 35.000 Dollar.

Inwieweit die zunehmend ablehnende Haltung unterschiedlicher Notenbanken den Kryptowährungen wirklich Schaden zufügen wird, bleibt abzuwarten. Immerhin ist der eigentliche Sinn des digitalen Geldes die Unabhängigkeit von nationalen Währungssystemen. Aus diesem Blickwinkel könnte das Verhalten der Notenbanken Kryptowährungen eher befeuern als sie verhindern.