Kleinanleger treiben AMC-Aktie zur Kursexplosion
Nach der kürzlich hochgejubelten Aktie von Gamestop haben Kleinanleger nun zum zweiten Streich ausgeholt. Die AMC-Aktie, die in den letzten Wochen von Leerverkäufern zum Abschuss freigegeben wurde, schoss am Mittwoch auf mehr als das Doppelte in die Höhe, hauptsächlich durch koordinierte Aktionen der Kleinanleger auf Investment-Plattformen.
Nachdem der Hype um die in Schwierigkeiten geratene Kinokette AMC bereits seit Wochenbeginn anhält, erreichte er am Mittwoch seinen vorläufigen Höhepunkt. Bereits vorbörslich wies der Wert ein Plus von 23 Prozent aus. Gegen Mittag deutscher Zeit durchbrach der Anteilschein die rote Linie und erreichte bei 36 Euro sein Allzeithoch.
Anlegerforen empfehlen AMC seit längerer Zeit
Die Kursrallye von AMC kommt nicht von ungefähr. Bereits seit Jahresbeginn unterstützen Kleinanlegerforen auf Plattformen wie Reddit die Aktie der amerikanischen Kinokette, die insbesondere durch die Lockdown-Bestimmungen während der Corona-Krise arg gelitten hat.
Nun ist ein Ende der Pandemie absehbar und damit das Wiedererstarken der Kinobranche. Auf diese Argumentation stützen sich die Empfehlungen aus dem Lager der kleinen Anleger, was den strammen Nordkurs der Aktie und eine Kurssteigerung seit Januar um rund 450 Prozent ausgelöst hat.
Ende der Rallye nicht in Sicht
Angesichts eines AMC-Ausgangskurses bei fünf Euro im letzten Juni sehen insbesondere Kleinanleger keinen Grund, ein Ende der Wertentwicklung des Kinobetreibers anzunehmen. Auf der amerikanischen Neobroker-Plattform Robinhood hält der Kaufansturm auf die Kino-Aktie unvermindert an. Der Anteilschein war zuletzt sogar der meistgekaufte Wert.
Dabei setzen die Anleger vor allem auf eine Fortsetzung der Lockerungsmaßnahmen im Zusammenhang mit Corona. Der Optimismus der Kleininvestoren führte mittlerweile bei AMC zu massiven Wertsteigerungen. Alleine am Dienstag bezog das Unternehmen 230 Millionen Dollar aus dem Kapitalmarkt.
Kursexplosion zieht andere Werte mit
Dass Optimismus ansteckend ist, bewies der Verlauf anderer Aktien, die ebenfalls Thema in den Neobroker-Foren sind. Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang auch das erneute Erstarken der Gamestop-Aktie, die in den letzten Tagen in einigen Foren zu den meistgekauften Werten gehörte.
Das Wiedererwachen bei Gamestop, gepaart mit der Kursexplosion bei AMC, ist weiterhin eine ausgesprochen schlechte Nachricht für Leerverkäufer. Für beide Aktien bestehen seit Jahresbeginn umfangreiche Leerverkaufs-Positionen, was insbesondere die Aufmerksamkeit des Reddit-Forums r/Wallstreetbets hervorgerufen hat.
Die unverbrüchliche Treue der Kleinanleger zu den beiden Werten macht neu aufgekommene Hoffnungen der Shortseller zunichte, zumindest Teile ihrer Leerverkäufe noch erfolgreich abwickeln zu können.
AMC verschafft den Shortsellern ein Déjà-vu
Bei den leer verkauften AMC-Aktien scheint sich für Shortseller der Gamestop-Alptraum zu wiederholen. Der mit mehr als 100 Prozent short gestellte Wert der Computerspielkette hatte bei den Spekulanten massive Verluste bis hin zu einem Shortsqueeze verursacht, also zu einer Knappheit beim Angebot der zuvor leer verkauften Aktie. Das führte kurzfristig zu Kursexplosionen bis auf 480 Dollar.
Leerverkäufe bei der AMC-Aktie machen auf den ersten Blick Sinn. Das Geschäftsjahr 2020 verlief wegen Corona katastrophal – das Unternehmen musste die Schließung zahlreicher Kinos hinnehmen und fuhr einen Verlust von satten 4,6 Milliarden Dollar ein. Womit die Leerverkäufer nicht gerechnet hatten, ist das Verhalten der Neobroker.
Auch erneutes Shorten ist ein Denkfehler
Zahlreiche Leerverkäufer versuchen nun, aus dem koordinierten Verhalten der Kleinanleger Nutzen zu ziehen und die Aktien auf ihren hochgetriebenen Positionen erneut leer zu verkaufen. Branchenkenner sehen darin allerdings nur den Ausgangspunkt für weitere Verluste.
Große Anleger sehen sich seit dem Erstarken der Kleinanlegerszene einem neuen Phänomen gegenüber: dem emotionalen Investment. Die direkte Konfrontation der Shortseller mit den Neobrokern kann nach Expertenmeinung nur zum Nachteil der Leerverkäufer ausgehen:
Von den Kleinanlegern geförderte Aktien auf ihrem Höchststand leer zu verkaufen, nehmen die Neobroker als gezielte Provokation wahr. Die Folge: weitere Unterstützung des Werts, und damit neue Verluste für die Shortseller. Die Zeitenwende auf dem Kapitalmarkt hat bereits begonnen.