Jeff Bezos Rückzug – keine ruhige Kugel
Wenn einer der reichsten Männer der Welt vom Führungsposten des von ihm selbst gegründeten Unternehmens Amazon zurücktritt, bleibt das nicht ohne Auswirkungen auf das Unternehmen. Ob Nachfolger Andy Jassy, bislang Chef des Cloud Computing-Bereichs innerhalb von Amazon Web Services, den Erwartungen seines Mentors und den Anforderungen der größten Einzelhandelsplattform der Welt gerecht werden kann, bleibt abzuwarten.
Der Rückzug Bezos erfolgt getreu dem Motto „Gehe als Sieger“ und erinnert an den Abschied von Bill Gates von Microsoft. Anders als bei dem Software-Pionier bedeutet der Austritt aus Amazon.com für Jeff Bezos nicht den vollständigen Abschied vom Gesamtkonzern. Der Amazon-Gründer bleibt Vorsitzender des Verwaltungsrats – eine Strategie, um mehr Freiraum für künftige Projekte zu gewinnen.
Kein Rückzug in die Rente
„Ich hatte noch nie mehr Energie“, verkündet Bezos in einem Mailing an die Mitarbeiter. „Hier geht es nicht darum, in Rente zu gehen.“ Zu den Projekten, denen sich der Unternehmer nun intensiver widmen wird, gehört an erster Stelle Blue Origin, sein im Jahr 2000 gegründetes Raumfahrtunternehmen. Weitere Tätigkeitsbereiche des 57-Jährigen sind die 2013 gekaufte Washington Post, zwei karitative Unternehmen und – wie sich der rührige Online-Pionier ausdrückt – „andere Leidenschaften“.
Einen Schwerpunkt seiner künftigen Tätigkeit sieht Bezos im aktiven Kampf gegen den Klimawandel. Wohl auch, um zeitliche Ressourcen für die Umsetzung seines Projekts Earth Fund frei zu bekommen, den er mit einem Kapitalfundament von zehn Milliarden Dollar ausstatten will, hat Bezos seinen Abschied von Amazon betrieben.
Hinzu kommt das Engagement in den mit zwei Milliarden Dollar ausgestatteten Day One Fund, ein Sozialprojekt zur Hilfe für obdachlose Familien, das Bezos 2018 zusammen mit seiner früheren Ehefrau McKenzie Scott gegründet hatte. Auch sie hat sich darüber hinaus mit Milliardenbeträgen in unterschiedlichen sozialen Projekten engagiert.
Bezos hinterlässt blühende Landschaften
Amazon ist das Ergebnis einer Studie über die Internetnutzung im Jahr 1994. Als Jeff Bezos der gigantischen Zuwachszahlen ansichtig wurde, war dies das Startsignal für das größte Online-Einzelhandelshaus auf dem Planeten. Die Geschichte des Amazon-Gründers ist ein Paradebeispiel für den amerikanischen Traum: Kündigung als Softwarespezialist bei einem Hedgefonds in New York, Reise nach Seattle und Start eines Buchversands aus der Garage heraus.
Innerhalb von sechzehn Jahren erwuchs daraus ein Vollsortiment-Versand für alles, was sich über das Internet verkaufen lässt und eine Handelsplattform für andere Anbieter. Hinzu kamen selbst entwickelte elektronische Geräte, eine Videoplattform und seit Kurzem der vorsichtige Start in den stationären Handel.
Zweitreichster Mensch der Welt
Mit einem Vermögen von 188 Milliarden Dollar liegt Bezos gemäß Bloomberg Billionaires Index auf der Liste der Superreichen nur knapp hinter Tesla-Gründer Elon Musk mit 190 Milliarden Dollar. Nicht zuletzt diese Tatsache dürfte auch für das politische und gesellschaftliche Engagement des rührigen Unternehmers verantwortlich sein.
So unterstützte Bezos die Wahlkampagnen verschiedener US-Senatoren der demokratischen Partei und hat sich zusammen mit seiner Exfrau für die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen eingesetzt, verbunden mit einer Spende über 2,5 Millionen US-Dollar an die Organisation Washington United for Marriage.