Impfnachweis aus der Apotheke stößt auf Zustimmung

Eine zusätzliche Einnahmequelle für Apotheken eröffnet sich durch den Plan der Bundesregierung, Apotheken zur Ausstellung von Zertifikaten über die Impfung oder Genesung im Zusammenhang mit COVID-19 zu ermächtigen. Die Zustimmung zu dieser bürgernahen Lösung ist hoch: Rund 63 Prozent befürworten die unkomplizierte Methode.

18 Euro Honorar für die Apotheke sieht das Zweite Gesetz zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes pro Zertifikatsausstellung vor – einschließlich Umsatzsteuer. Laut einer Umfrage der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ), zu der naturgemäß ein hoher Anteil an Apothekenbetreiber*innen gehört, halten etwa 46 Prozent der Befragten diesen Satz für angemessen. Knapp 17 Prozent vertreten die Ansicht, dass ein höherer Betrag angemessen wäre.

Neues Geschäftsfeld mit kurzer Laufzeit

Die vom Bundesgesundheitsministerium vorgesehene Dienstleistung sieht vor, dass Apotheken einen papiergebundenen Nachweis über eine Corona-Impfung oder -Genesung in ein digitales COVID-19-Impfzertifikat umwandeln. Dazu ist zunächst die Identitätsprüfung des vorgelegten Nachweises und der Person erforderlich. Darauf folgt die Konvertierung in die digitale Form.

Die Übernahme dieser Dienstleistung durch die Apotheken käme im richtigen Augenblick. Vermehrt entwickelt sich in der Ärzteschaft Widerstand dagegen, diese Aufgabe zu erfüllen, da sie massive organisatorische Eingriffe in den Praxisbetrieb verursacht.

Auf der anderen Seite lässt sich aus diesem neuen Geschäftsfeld für die Apotheken keine langfristige Perspektive entwickeln. Ist der Hauptansturm bei den Impfungen vorüber und bewegen sich die Inzidenzzahlen wieder im marginalen Bereich, dürften sich die Fallzahlen für das digitale Zertifikat ebenfalls gegen Null bewegen.

Bedenken aus Haftungsgründen

Die Umfrage der DAZ erbrachte neben den hohen Zustimmungswerten auch einen überraschend hohen Anteil an Skeptikern. Fast 46 Prozent der 646 Umfrageteilnehmer*innen meldeten grundsätzliche Bedenken gegen das digitale Zertifikat aus der Apotheke an – unabhängig von der Honorarhöhe.

Hauptgrund für die ablehnende Haltung ist anscheinend die Angst vor dem Haftungsrisiko, wenn beispielsweise eine Person einen gefälschten Impfausweis vorlegt, den die Mitarbeiter*innen in der Apotheke nicht als solchen erkennen. Der Effekt wäre fatal: aus einem gefälschten Papierausweis würde auf diesem Weg ein echtes digitale Impfzertifikat.

Für die Apotheker stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, inwieweit sie in diesem Fall Mitschuld tragen. In der Tat besteht für derartige Fälle noch keine Rechtssicherheit. Kommt es zu einer entsprechenden Anzeige, ist nicht geklärt, bei wem die Beweispflicht liegt.

Zudem steht nicht verbindlich fest, welche Kriterien für eine Mitschuld der Apotheke vorliegen müssen. In vielen Fällen würde es vermutlich auf die Frage hinauslaufen, ob die vorgelegte Fälschung qualitativ hochwertig genug ist, um die Fehleinschätzung durch den Apotheker oder die Apothekerin zu rechtfertigen.

Die Klärung der Mitschuld wäre nach vorliegendem Stand also meist eine Ermessensfrage. Experten fordern in diesem Zusammenhang mehr Rechtssicherheit für die Apotheken, um die Akzeptanz für die Übernahme der neuen Aufgabe zu verbessern. Vorbild könnte die Novelle zur Störerhaftung sein, wonach Anbieter öffentlicher WLANs nicht mehr für Urheberrechtsverstöße ihrer Nutzer haften.

Hauptgeschäft: Zertifikats-Nachtrag

Geht das digitale Impfzertifikat an den Start, dürfte die Nachfrage nach Zertifikaten aus der Apotheke nach kurzer Zeit schlagartig nachlassen. Dennoch besteht ein gewaltiges Geschäftsvolumen: Seit Dezember letzten Jahres haben sich Millionen Geimpfter angesammelt, die lediglich über einen Impfnachweis in Papierform verfügen. Sie alle gilt es nachzutragen.

Dann allerdings dürfte das Zusatzgeschäft ein schnelles Ende finden, da neue digitale Zertifikate meist direkt am Impfort ausgestellt werden. Dennoch kann es für Apotheken auch auf lange Frist sinnvoll sein, die Infrastruktur zur Erstellung digitaler Zertifikate anzuschaffen. Wie jeder Epidemiologie weiß: Die nächste Pandemie kommt bestimmt. Sollte es auch dann wieder in der Anfangsphase zu einem organisatorischen Chaos kommen, stehen die Apotheken von Anfang an bereit.