Immobilienbewertung nach ESG-Kriterien benötigt bessere Daten

Die Forderung nach ökologischer, sozialer und ethischer Qualität gewinnt in der Immobilienwirtschaft zunehmend an Bedeutung. Das wirkt sich auch massiv auf die Immobilienbewertung aus. Für eine aussagekräftige Bewertung über die gesamte Nutzungsdauer hinweg spielen allerdings neben den aktuellen auch auf die Zukunft extrapolierte Informationen eine Rolle.

Für die Bewältigung dieser Aufgabe sind umfassende Daten erforderlich. Diese sind zwar in großer Zahl vorhanden, stehen aber nicht für die zentrale Nutzung zur Verfügung. Hier gibt es erheblichen Nachbesserungsbedarf.

ESG bestimmt über die Marktfähigkeit von Immobilien

Vor allem der Nachdruck, den die Europäische Union auf ESG als Mittel zum Erreichen der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens legt, führt zu einer nachdrücklichen Betonung ökologischer, sozialer und ethischer Faktoren bei Immobilienanlagen. Hier soll es in Zukunft konkrete Standards geben, deren Einhaltung nachgewiesen werden muss.

Die Immobilienwirtschaft sieht sich angesichts der ESG-Vorgaben völlig neuen Herausforderungen gegenüber. Fondsmanager und Investoren stehen vor der Aufgabe, aktuelle und zukünftige Klima- und Umweltrisiken in ihre Anlageentscheidungen mit einzubeziehen. Angesichts der langen Nutzungsdauer von Immobilien ist das eine Aufgabe, die sich nur mit Hilfe künstlicher Intelligenz bewältigen lässt. Und die erfordert immense Datenmengen.

Nachhaltigkeit als zentrales Postulat

Dass sich der Blick in Bezug auf Nachhaltigkeit so intensiv auf den Immobiliensektor richtet, darf nicht verwundern. Immerhin sind Gebäude für rund 36 Prozent aller CO2-Emissionen und über 40 Prozent des Energieverbrauchs in der EU verantwortlich.

Bauunternehmer und Immobilienentwickler stehen vor einer gewaltigen Aufgabe, wenn es um die Optimierung der Energieeffizienz ihrer Projekte geht. Um der Herausforderung gerecht zu werden, ist zunächst ein umfassender Blick auf den Ist-Zustand erforderlich, doch dafür steht nicht die nötige Datenbasis zur Verfügung – zumindest nicht in der Form, die für aussagekräftige Situationsanalysen unumgänglich ist.

Nachhaltigkeit im Immobilienwesen hat viele Quellen

Geht es nach den Vorgaben des Pariser Klimaschutzabkommens, sind Immobilien Teil eines umfassenden Nachhaltigkeitskreislaufs. Das beginnt beim Bau oder der Renovierung und endet bei der Konzeptionierung ökologisch tragfähiger Abfallkonzepte.

Der Abriss von Immobilien soll künftig Teil eines ökologischen Wertstoffkreislaufs werden. Das Abrissgebäude als Wertstoffdepot für den Bau neuer Gebäude – so sehen es innovative Nachhaltigkeitskonzepte für die kommenden Jahrzehnte. Damit das funktioniert, wird eine Erfassungspflicht der beim Bau verwendeten Materialien unumgänglich werden.

Die Energieeffizienz von Gebäuden im Bereich Heizung, Warmwasser und Wärmeabstrahlung ist also nicht der einzige Faktor, der einem Gebäude im Bereich ESG gute Noten verpasst. Erst die Sicht auf das Gesamtprojekt liefert endgültige Kriterien über seine Nachhaltigkeit.

Auch Baustoffe haben ESG-Eigenschaften

So spielen auch die Voraussetzungen beim Bau oder der Renovierung eine entscheidende Rolle. Beton zum Beispiel erfordert hohe Mengen natürlicher Rohstoffe. Der Einsatz des beliebten Baustoffs verbraucht weltweit pro Jahr rund 30 Milliarden Tonnen Sand, so eine Erhebung der Vereinten Nationen. Dazu kommen die gewaltigen Mengen an CO2, die durch den Bau mit Beton Jahr für Jahr in die Atmosphäre gelangen.

Neben energieeffizientem Bauen spielt für den Werterhalt von Immobilien demnach auch die Suche nach ökologisch sinnvollen Baustoffen eine Rolle. Sie müssen neben ihren nachhaltigen Eigenschaften die gleiche Langlebigkeit und vergleichbare statische Eigenschaften aufweisen wie Beton und andere umweltbelastende Baustoffe.

Werterhalt im Immobilienwesen definiert sich künftig über Nachhaltigkeit

Die Bewertung von Immobilien wird in den kommenden Jahren über die pure Einhaltung von ESG-Kriterien hinausgehen. Es gilt, bis zu einem gewissen Grad auch künftige Entwicklungen in gesellschaftlicher und gesetzgeberischer Hinsicht in die Bewertungskriterien mit einzubeziehen. Doch das ist nur unter Nutzung umfassender Daten möglich.

Dieser Datenschatz ist heute bereits vorhanden – allerdings verteilt auf eine Vielzahl von Quellen. Die Aufgabe der nächsten Zeit wird also sein, so viele Daten wie möglich zentral und einheitlich bereitzustellen, um auf diese Weise die Basis für nachhaltiges Bauen und den daraus erwachsenden Werterhalt zu schaffen.

 

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