ifo Geschäftsklimaindex sinkt durch Corona

Der Jahresauftakt präsentiert sich mit schlechten Nachrichten für die Wirtschaft: Der ifo Geschäftsklimaindex verschlechterte sich im Januar um rund zwei Punkte.

Der erste Monat des Jahres erbrachte einen Wert von 90,1 Punkten, nach 92,2 Punkten im Dezember 2020. Insbesondere die Verlängerung der Pandemie-Maßnahmen drückt beim Geschäftsklima auf die Stimmung. Nachdem sich Deutschland wirtschaftlich bisher gut behauptet hat, treten nun erste Erosionserscheinungen auf. ifo-Präsident Clemens Fuest findet dafür in einem ZDF-Interview deutliche Worte: “Die zweite Corona-Welle hat die Erholung der deutschen Wirtschaft vorläufig beendet.”

Der Rückgang beim Index gründet sich auf einen Verlust an Zuversicht bei Ökonomen und Managern. Die Mehrzahl bewertet die Zukunft für Geschäfte und die allgemeine wirtschaftliche Situation ungünstiger als noch vor einem Monat. Nachdem sich die Stimmung im Dezember aufgehellt hat, war nach den schlechten Werten im Oktober und November zunächst mit einem Aufwärtstrend zu rechnen. Der erneute Rückgang im Januar beweist, dass die Krise noch nicht überwunden ist.

Die deutlichsten Verluste zeigen sich nach Untersuchungen des ifo-Instituts in den Bereichen Dienstleistung und im verschärften Maße beim Handel. Auch im Bauhauptgewerbe sind deutliche Sorgen um den zukünftigen Geschäftsgang zu verzeichnen.

Zögernder Impfstart und zweite Corona-Welle als Ursachen

Besonders die langsame Startphase bei den Impfungen hat laut Erhebungen des ifo-Instituts in den Unternehmen und bei Analysten Ernüchterung einkehren lassen. Die anfängliche Euphorie nach der Zulassung der ersten Impfstoffe ist weitgehend verflogen. 

Ebenfalls für Enttäuschung sorgen die Verzögerungen bei der Auszahlung der staatlichen Hilfsgelder, die bei zahlreichen Unternehmen noch immer nicht angekommen sind. Das verschärft die Situation in den Firmen, was die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenzwelle wahrscheinlicher werden lässt.

Einzelhandel zeigt uneinheitliches Bild

Die andauernde Schließung der meisten Einzelhandelsgeschäfte wirkt sich auf deren individuelle Situation, aber auch auf die Gesamtlage katastrophal aus. Lediglich der Lebensmittelhandel, der von den Schließungen ausgenommen ist, verzeichnet teilweise massive Zuwächse. Das trifft im besonderen Maße für Supermärkte und Lebensmittelhändler mit Lieferservice zu.

Gerade der Lieferbereich wirkt sich ausgleichend auf den Gesamtindex aus. Die Bereiche Logistik und Transport profitieren stark von den Restriktionen des Lockdowns.

Ende der Mehrwertsteuer-Senkung belastet den Absatz

Die zum Jahresende 2020 ausgelaufene Senkung der Mehrwertsteuer trägt zusätzlich zur eingetrübten Stimmung beim Geschäftsklima bei. Das wirkt sich insbesondere bei höherwertigen Gütern aus. Unternehmensbereiche wie Möbelhersteller sind daher zu einem wesentlichen Teil mitverantwortlich für den eingetrübten Geschäftsklimaindex.

Der Sektor, der bisher relativ gut durch die Pandemie kam und den ifo Geschäftsklimaindex vor noch schlechteren Werten bewahrte, ist die Industrie. Sie ist unverändert gut aufgestellt und weist für die zukünftige Entwicklung vielversprechende Prognosen vor. Insbesondere die Bereiche Maschinenbau und Elektro glänzen mit guten Zahlen. Der Gesamtbereich rechnet mit Produktionssteigerungen, die auf guten Exporterwartungen basieren.

Optimismus trotz historischer Konjunkturschwäche 

Trotz der Mehrwertsteuer-Senkung verzeichnete Deutschland 2020 einen wirtschaftlichen Rückgang um rund fünf Prozent. Das war das erste negative Wachstum seit der globalen Finanzkrise vor elf Jahren.

Wirtschaftsexperten gehen 2021 von einer deutlichen Verbesserung der makroökonomischen Lage aus. Die Prognose ist allerdings wesentlich vom weiteren Verlauf der Pandemie und der Impfmaßnahmen abhängig. Im anstehenden Jahreswirtschaftsbericht wird die Bundesregierung ihre bisherige Wachstumsprognose laut Reuters von 4,4 auf 3 Prozent senken.

Ob sich zumindest dieser Wert einhalten lässt, hängt im wesentlichen davon ab, ob die Pandemie bis zur Jahresmitte größtenteils überwunden werden kann, wie vom Robert-Koch-Institut vorsichtig angedeutet.