Homeoffice: keine nachhaltige Alternative

Ob Unternehmen nach Corona beim Homeoffice bleiben oder zu den Verhältnissen vor der Pandemie zurückkehren, hängt vielfach mit der Firmengröße zusammen. Mittlere und große Unternehmen ziehen offenbar andere Rückschlüsse aus den gemachten Erfahrung als kleine Firmen.

Vor allem große Firmen mit Mitarbeiterzahlen ab 250 wollen Teile ihres Personalstands im Homeoffice belassen und die eigenen Flächen abbauen. Kleinere Firmen tendieren eher dazu, wieder zur Präsenzpflicht wie vor Corona zurückzukehren.

Laut einer Untersuchung des Instituts der Wirtschaft (IW) wird nur etwa ein Drittel der befragten 1.200 Firmen nach der Pandemie einen erhöhten Anteil an Homeoffice-Arbeitsplätzen beibehalten. Der Großteil der Mitarbeiter soll wieder zum Präsenzbetrieb zurückkehren.

Entwarnung auf dem Gewerbeimmobilienmarkt

Wie die Studie aufzeigt, werden nur 6,4 Prozent der befragten Firmen ihre Büroflächen im kommenden Jahr reduzieren. Neben den Betrieben ab 250 Mitarbeitern tragen sich vor allem Beratungsagenturen, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwaltskanzleien mit Plänen zur Flächenreduzierung.

Der Trend zur Steigerung des Homeoffice-Anteils ist vor allen Dingen bei Konzernen zu beobachten. Allerdings ist auch hier keine radikale Umgestaltung angedacht. Von den 30 größten Unternehmen in der Untersuchung plant keines die vollständige Auslagerung ins Homeoffice. Auf der anderen Seite möchte auch keines zur hundertprozentigen Präsenzpflicht zurückkehren.

Damit bewahrheiten sich Befürchtungen von Insidern der Gewerbeimmobilienbranche nicht, wonach es durch Corona zu einem Kahlschlag bei den gewerblich genutzten Flächen kommen wird. Vielmehr nutzen zahlreiche Unternehmen die in der Krise gemachten Erfahrungen, um auf den bestehenden Flächen Umstrukturierungen vorzunehmen.

So sollen vor allem Gruppenbüros aufgelöst werden, um an ihrer Stelle Flächen für Kommunikation und Begegnung zu schaffen. Besonders größere Unternehmen wählen diese Variante. Sie haben die negativen Folgen hautnah erlebt, die aus dem Wegfall des direkten menschlichen Kontakts durch die Auslagerung ins Homeoffice erwachsen können.

Homeoffice nicht ohne Pluspunkte

Zahlreiche Unternehmen führen allerdings auch markante Vorteile des Homeoffice-Modells ins Feld. Sie sehen die Möglichkeiten der Verschlankung von Arbeitsabläufen, Vermeidung von Zeitverlust durch den Arbeitsweg und die Mobilität der Mitarbeiter bei der Lebensgestaltung.

Auch ein sozialpolitischer Aspekt spricht für das Homeoffice: die Umwandlung von Gewerbeflächen in dringend benötigten Wohnraum. Nach Berechnungen des schleswig-holsteinischen Bauberatungsinstituts Arge ließen sich durch die Umwandlung von Gewerbeflächen in Deutschland bis 2025 rund 235.000 Wohnungen im innerstädtischen Bereich schaffen.

Der Grund dafür liegt im unterschiedlichen Flächenbedarf pro Arbeitsplatz zuhause und im Betrieb. Während ein Homeoffice-Arbeitsplatz zwischen fünf und zehn Quadratmeter in Anspruch nimmt, benötigt er im Unternehmen zwischen 23 und 45 Quadratmeter.

Sollte es zu einer massenhaften Umwandlung von Gewerbefläche in Wohnraum kommen, stellt sich allerdings eine zentrale soziale Frage. Entstehen vor allem hochpreisige Luxusobjekte, wird das bei der akuten Wohnungsnot wenig Abhilfe schaffen. Aus diesem Grund fordert das Bündnis Soziales Wohnen eine Sozialquote für die Umwidmung von Gewerberaum in Wohnraum. Das Bündnis ist ein Zusammenschluss der Caritas, des Deutschen Mieterbunds, der IG Bau und einiger Bauverbände.

Überlegungen in diese Richtung scheinen allerdings ins Leere zu laufen: Angesichts der niedrigen Umwandlungsquote wird wohl erheblich weniger Wohnraum entstehen als erhofft.