Happy birthday, Charlie!
Charlie Watts, Schlagzeuger der Rolling Stones, feierte am 2. Juni seinen achtzigsten Geburtstag. Das bedeutet 60 Jahre Leben als Mitglied einer der beiden größten Bands der Geschichte. Vielleicht ein guter Zeitpunkt, um in Rente zu gehen – für Charlie Watts allerdings eine Frage der kollektiven Entscheidung.
Als Charlie Watts 1963 zu der gerade frisch formierten Band „The Rolling Stones“ stieß, hätte niemand ahnen können, dass daraus eine der längsten Musikerkarrieren der populären Musik werden würde. Seither begeistert er mit unnachahmlicher Präzision und Schnörkellosigkeit, begleitet von seinem legendären Pokerface, seine Fans überall auf der Welt.
Ein Leben mit Höhen und Tiefen
Charlie Watts hat sich durch Rückschläge niemals aufhalten lassen. Es gab Phasen der Alkoholsucht und es gab Kehlkopfkrebs – nichts davon hatte ausgereicht, um den legendären Musiker zum Aufgeben zu bewegen. Dass sich manchmal Gedanken ans Aufhören einschleichen, ist nachvollziehbar. Doch das ist für Charlie Watts keine Entscheidung, die er alleine treffen würde.
„Ich kann nicht sagen, wie die anderen darüber denken“, bemerkte der Schlagzeuger einmal gegenüber der britischen Tageszeitung The Guardian. „Ich jedenfalls hätte nichts dagegen, wenn die Stones sagen würden: Das war es jetzt.“ Dennoch kann sich der Musiker auch nach sechzig Jahren hinter dem Schlagzeug einen Ausstieg als einsame Entscheidung nicht vorstellen.
Für Charlie Watts scheint es nur die Option alle oder keiner zu geben. Doch auch dieser Schritt sollte nach Ansicht des legendären Musikers einvernehmlich geschehen. „Das schlimmste, das ich mir vorstellen kann, ist, dass es im Streit endet“, betont der Rolling Stone.
Fels in der Brandung
Zahlreiche Branchenkenner sind überzeugt, dass die Rolling Stones längst Geschichte wären, gäbe es nicht Charlie Watts als ruhenden Pol und stabilisierenden Faktor. Insbesondere die ständigen Streitereien zwischen Mick Jagger und Keith Richards wären ohne das vermittelnde Talent von Charlie Watts nicht so glimpflich verlaufen, wie das immer wieder der Fall war.
Dass die Rolling Stones heute als dienstälteste Band noch aktiv sind, ist größtenteils Charlie Watts zu verdanken. Seinem ausgleichenden Einfluss ist zu verdanken, dass die rollenden Steine auch nach Corona wieder auf der Bühne stehen werden – das nächste Konzert ist bereits in Vorbereitung.
Ein Leben für die Musik
Charles Robert Watts wurde 1941 als Sohn von Lastwagenfahrer Charles und Mutter Lilian in Kingsbury geboren – damals ein eigenständiger Ort, heute ein Londoner Stadtteil. Er durchlief ein Kunst- und Grafikstudium und spielte in dieser Zeit als Schlagzeuger bei Blues Incorporated, der Band von Alexis Korner.
Die Band verschaffte Charlie Watts den ersten Kontakt mit Mick Jagger und Brian Jones, dem ersten und später verstorbenen Gitarristen der Rolling Stones. Während Charlie Watts bei Blues Incorporated blieb, stiegen Mick Jagger und Brian Jones aus, um die Rolling Stones ins Leben zu rufen.
Charlie Watts Start bei den Stones kam ein Jahr danach, als Keith Richard ihn in die Band holte. Seither bildet der Schlagzeuger mit dem steinernen Gesicht das rhythmische Rückgrat der Band.
Oft unterschätzt – das Schicksal vieler Schlagzeuger
Wie Ringo Starr bei den Beatles, so war auch die Rolle von Charlie Watts in den Augen vieler Fans immer die des unscheinbaren Mannes im Hintergrund. Doch die gelebte Wirklichkeit sah ganz anders aus. Für die Stones ist Charlie Watts eines der Fundamente, auf denen die Band ruht. Keith Richards brachte das in einem Interview auf den Punkt: „Charlie gibt mir die Kraft, auf der Bühne fliegen zu können.“
Mittlerweile, insbesondere seit der bereits in den 1980er-Jahren überwundenen Drogen- und Alkoholsucht, ist Charlie Watts in seiner zuverlässigen und wortkargen Art das stabilisierende Element, das die Band zusammenhält. Sein stetiges Wesen zeigt sich auch im Privatleben: Seit 1964 ist Charlie Watts mit Shirley Ann Shepherd verheiratet – glücklich, wie allseits zu hören ist. Für ein Rock’n’Roll-Urgestein eine eher unübliche Biographie.