Grüne Investments sollten sich an klassische ESG-Kriterien halten
Der Trend hin zu grünen Investments hält unvermindert an, doch wegen der aktuellen Vorgaben der Europäischen Union in Bezug auf Nachhaltigkeit ist bei der Auswahl des geeigneten Produkts Sorgfalt geboten. Der EU-Entscheidung, Atomkraft während eines Übergangszeitraums als nachhaltige Energiequelle zu taxieren, wollen insbesondere viele Großanleger nicht folgen. Die Hinwendung zu den klassischen Nachhaltigkeitskriterien ist bei der Auswahl des richtigen Engagements weiterhin das Mittel der Wahl, wenn es um Sicherheit, Nachhaltigkeit und Rendite zugleich geht.
Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Anteil der Großanleger, die bei ihren Investments Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, um fünf Prozent gesteigert und liegt jetzt bei etwa 83 Prozent. Gleichzeitig ist auch die Skepsis der Anleger gegenüber der Entscheidung der EU in Bezug auf Atomkraft angewachsen. Die großvolumigen Investoren setzen offenbar weiterhin bevorzugt auf die klassischen Bereiche wie Windkraft und Sonnenenergie.
Verfahren der Entscheidungsfindung richten sich gegen Atomkraft
Bei der jährlichen Investorenbefragung von Union Investment zeigt sich, dass die überwiegende Mehrzahl der Befragten für ihre Anlageentscheidungen auf Ausschlusskriterien setzt (81 Prozent), gefolgt von Best-in-class mit 49 Prozent und der Nachhaltigkeitswirkung mit 48 Prozent. Da den Investoren offenbar der Ausschluss ungeeigneter Anlageformen am Wichtigsten ist, landen fragwürdige Produktgruppen relativ rasch auf der roten Liste. Dazu scheinen vor allem Atomkraftwerke zu gehören.
Dass Atomkraft bei Großanlegern auf so großen Widerstand stößt, hängt vor allem mit der inneren Einstellung der mit den Anlageentscheidungen befassten Personen zusammen. Sie ist mit 21 Prozent laut Befragung der häufigste Motivator für die Auswahl der Produkte, wogegen regulatorische Anforderungen mit nur noch 14 Prozent zu Buche schlagen.
Green Invest will Nägel mit Köpfen machen
Wie die Umfrage erbracht hat, ist Nachhaltigkeit für Investoren mittlerweile zu erheblich mehr als einer reinen Pflichtübung geworden. Viele Fondsmanager sehen Nachhaltigkeit mittlerweile als einen unverzichtbaren Bestandteil der Kapitalanlage an. Zu dieser Sichtweise scheint für viele Anleger Atomkraft als nachhaltige Quelle nicht zu passen – auch nicht als Übergangslösung.
Vor allem die bisher gemachten positiven Erfahrungen mit ESG-konformen Anlagen scheinen die Aversion gegen Kernkraft zu befördern. Die Investoren sehen eine erfolgreich auf den Weg gebrachte Strategie gefährdet, wenn sie im Nachgang durch zweifelhafte Anlageentscheidungen – wie die der Hinwendung zur Atomkraft – wieder konterkariert werden. Die Befürchtung steht im Raum, das gegenüber Investmentkunden aufgebaute Vertrauenspotential durch zweifelhafte Anlageentscheidungen wieder zu verspielen.
Atomkraft könnte die Renditeentwicklung beeinträchtigen
Die guten Renditen bei ESG-Investments sind das wertvollste Gut im nachhaltigen Anlagemarkt. Knapp 70 Prozent der Umfrageteilnehmer halten die Renditeentwicklung bei ESG-Produkten für besser oder zumindest gleich gut wie bei klassischen Anlageformen. Die Gefahr, durch Verwässerung des ESG-Konzepts das Niveau bei den Renditen zu beschädigen, scheint vielen Investoren bei der Inklusion von Atomkraft zu hoch zu sein.
Offenbar ist laut Umfrage das Hauptmotiv für Anleger, sich nachhaltigen Investments zuzuwenden, mit 86 Prozent der Wille, Verantwortung zu übernehmen – noch vor der Absicht, den Unternehmenswert zu steigern (82 Prozent). Zu dieser Motivation will der Einschluss von Kernkraft in das Produktportfolio so gar nicht passen.
Gerade dieses konsequente Qualitätsbewusstsein bei der Bewertung der ESG-Tauglichkeit nachhaltiger Anlagen ist ein Garant dafür, dass hochwertige Investments im grünen Umfeld auch in Zukunft das halten, was sie versprechen: umwelt– und sozialverträgliches Investieren bei unverändert guten Renditen.
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