Grenke erhält Testat – Börse reagiert freundlich
Die 2020-Bilanz von Leasinganbieter Grenke ist in trockenen Tüchern. Nachdem Einwände des britischen Investors Fraser Perring eine Untersuchung der Finanzaufsicht Bafin auslösten, haben die Wirtschaftsprüfer von KPMG die Bilanz nun ohne Einschränkungen akzeptiert und das entsprechende Testat erteilt.
„Wir haben geliefert“, kommentiert Grenke-Chefin Antje Leminsky lapidar den erfolgreichen Abschluss der Bilanzierungsaffaire. Das Testat ist das Ergebnis eines Prüfauftrags von Grenke, der ein uneingeschränktes Testat über den Unternehmensabschluss 2020 zum Gegenstand hatte.
Kurssprung nach Veröffentlichung
Direkt im Anschluss an die Erfolgsmeldung am Montag verzeichnete die Grenke-Aktie auf der Handelsplattform Tradegate einen Kursgewinn von rund 14 Prozent. Der Kursverlauf basiert auf gesunden Zahlen: Für 2020 beträgt der Konzerngewinn nach Steuern 88,4 Millionen Euro – rund 8,5 Millionen Euro mehr als in der vorläufigen Bilanz angegeben.
Als Grund gibt Grenke Korrekturen bei der Risikovorsorge im Jahr zuvor an. Grenke blickt auf eine schwierige Phase zurück: Neben den Auswirkungen der weltweiten Corona-Krise haben auch die Sonderprüfungen massiv auf das Ergebnis eingewirkt.
Die Krise kumulierte, als sich das Unternehmen dem Vorwurf der Verletzung von Basisdaten gegenüber sah. Das Ergebnis war schließlich der Ausschluss aus dem SDax.
Kurserholung dauert noch an
Aus der Attacke des britischen Finanzinvestors ging Grenke stark beschädigt hervor. Trotz des Kurssprungs am Montag hat sich das Papier noch nicht wirklich erholt. Zwar ging der Wert nach dem erfolgreichen Tag mit 32 Euro aus dem Handel. Dennoch ist die Aktie derzeit noch der Schatten ihrer selbst – vor dem Angriff durch Fraser Perring betrug der Wert noch rund das Doppelte.
Auch bei der Dividende hat der Leasingspezialist für Büroausstattung und IT wenig Erfreuliches zu berichten. Sie fällt mit 26 Cent für 2020 deutlich geringer aus als bisher üblich. So zahlte das Unternehmen 2019 noch 80 Cent pro Aktie. Für 2020 waren Analysten immerhin noch von 71 Cent ausgegangen.
Attacke von Fraser Perring mit Leerverkäufen verbunden
Der offenbar strategisch angelegte Angriff des britischen Finanzinvestors erscheint in der Rückschau als gezieltes Manöver, um günstige Voraussetzungen für gezielte Leerverkäufe zu schaffen. Beobachter vermuten, dass sich der Investor der Haltlosigkeit seiner Vorwürfe der Bilanzmanipulation, Geldwäsche und des Betrugs von Beginn an bewusst war.
Angesichts der Unterstellungen sah sich Grenke im April gezwungen, die Veröffentlichung seiner Jahresbilanz für 2020 um drei Wochen auf den 17. Mai zu verschieben, um Raum für die Anfertigung des Testats durch KPMG zu schaffen. Das führte allerdings dazu, dass das Unternehmen die Abgabefrist der Frankfurter Börse nicht einhalten konnte.
Angriff führte zum Einschreiten der Bafin
Die Attacke von Fraser Perring nahm im Herbst 2020 ihren Anfang. Die geäußerten Vorwürfe einer angeblichen Bilanzmanipulation riefen schließlich die Bafin auf den Plan. Das führte zunächst zum Verdacht der Geldwäsche und des Betrugs.
Alle diesbezüglichen Vorwürfe erwiesen sich dann allerdings nach einer Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsfirma Mazars als gegenstandslos. Es gab lediglich Mängel bei den Vorkehrungen gegen Geldwäsche.
Schon in dieser Phase führte das Ergebnis der Prüfung zu Erleichterung an der Börse. Direkt nach der Veröffentlichung des Prüfergebnisses sprang die Aktie um 5,8 Prozent auf 35 Euro und gehörte damit zu den Tagessiegern im SDax.
Aus der Sicht des Leerverkäufers Fraser Perring lässt sich der Verlauf der Grenke-Krise als Erfolg bewerten. Dem stehen die massiven Schäden gegenüber, die die Aktion bei Anlegern und Investoren verursacht hat – ganz zu schweigen von Grenke selbst.