Grenke-Chefin Anke Leminsky erklärt ihren Rücktritt

Aus persönlichen Gründen – so lautet die offizielle Begründung für den Rücktritt von Anke Leminsky, Vorstandsvorsitzender des Baden-Badener Leasingunternehmens Grenke. Mit den Vorwürfen der Bilanzfälschung und den damit verbundenen Krisen des Unternehmens in der nahen Vergangenheit habe das Ausscheiden eigenen Angaben zufolge nichts zu tun.

Antje Leminsky war acht Jahre lang Mitglied des Vorstands, die letzten drei als Vorstandsvorsitzende. Nun scheidet sie zum 30. Juni als Ergebnis einer Übereinkunft zwischen der Unternehmerin und dem Aufsichtsrat aus dem Vorstand aus. Zum gleichen Zeitpunkt erfolgt auch die Aufhebung des geltenden Dienstvertrags. Ab 1. August übernimmt auf Beschluss des Aufsichtsrats Michael Bücker die Position des Vorstandsvorsitzenden.

Antje Leminsky: „Für mich der ideale Zeitpunkt“

„Den Vorsitz 2018 von unserem Gründer Wolfgang Grenke zu übernehmen, war ein Meilenstein meiner Karriere“, erläutert die Noch-Chefin Ihren Schritt. „Gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen und unseren Mitarbeitern konnten wir das Unternehmen 2019 zum erfolgreichsten Jahr der Unternehmensgeschichte führen. Unser letzter Jahres- und Konzernabschluss zeigt, dass wir auch das Krisenjahr 2020 gut gemeistert haben.“

Die Geschehnisse rund um den Bilanzfälschungsskandal bei Grenke lässt die scheidende Vorstandsvorsitzende nicht unerwähnt, betont aber die positiven Aspekte: „Das uneingeschränkte Testat der KPMG, der achtbare Geschäftsverlauf in den ersten Monaten des Jahres 2021 und die nunmehr abgeschlossenen aufsichtlichen Prüfungen untermauern: Die Grenke AG ist resilient und die wesentlichen Voraussetzungen für eine nachhaltige Vertrauensbasis unserer Investoren, Kunden und Mitarbeiter sind geschaffen. Für mich der ideale Zeitpunkt, mein Amt zu übergeben und eine neue Herausforderung anzunehmen.“

Lobende Worte vom Aufsichtsrat

Vor allem die wertvolle Arbeit der letzten Jahre ist für Aufsichtsratsvorsitzenden Professor Ernst-Moritz Lipp Anlass, das Ausscheiden von Anke Leminsky zu bedauern. „Sie hat während ihrer langen Amtszeit unser profitables Wachstum, die Erschließung neuer Märkte und die Digitalisierung von Grenke in erheblichem Maße vorangetrieben. Besonderer Dank gilt ihrem sehr engagierten Einsatz bei der Abwehr des Shortseller-Angriffs. Die jüngst veröffentlichten Geschäftszahlen unterstreichen ihre erfolgreiche Arbeit.“

Hohe Erwartungen an den Nachfolger

Deutlich positive Signale in den Markt erhofft sich der Aufsichtsratsvorsitzende von der Benennung Michael Bückers als nächsten Vorstandsvorsitzenden. Die Erwartungen sind hoch: Er soll den Leasingspezialisten in die nächste Phase seiner Entwicklung führen.

Ähnlich positiv sieht das der Nachfolger selbst. „Aus meiner Tätigkeit im Leasing und Corporate Finance kenne ich die Grenke AG schon seit vielen Jahren sehr gut“, erklärt Michael Bückers. „Die Historie und der starke Kern des Geschäftsmodells sind für mich absolut überzeugend. Auf dieser Basis mit dem gesamten Team das Unternehmen mit seinen internen Strukturen fit zu machen für die nächsten Wachstumsschritte – das sehe ich als meine wichtigste Aufgabe an.“

Der 59-jährige Topmanager war zuletzt als Vorstandsmitglied der Bayerischen Landesbank zuständig für den Bereich Ressort Corporates & Markets. In der Zeit davor war er als Vorstandssprecher der Commerz Real AG. Weitere Stationen seines beruflichen Werdegang waren die Deutsche Immobilien Leasing GmbH in Frankfurt, die Commerz- und Industrie-Leasing GmbH in Hamburg sowie unterschiedliche Aufgabengebiete bei der Commerzbank AG.

Die Grenke Gruppe ist als global tätiger Finanzierungsdienstleister tätig, hauptsächlich für kleine und mittlere Unternehmen. Das Unternehmen zeichnet sich durch sein umfassendes Portfolio aus. Neben dem zentralen Geschäftsgebiet des flexiblen Small-Ticket-Leasing bietet das Unternehmen auch an den Bedarf mittelständischer und kleiner Firmen angepasste Bankprodukte, darunter Services wie das Factoring.

Mit mehr als 1.700 Mitarbeitern ist das 1978 in Baden-Baden gegründete und an der Frankfurter Börse notierte Unternehmen heute in 33 Ländern tätig.