Globale Bio-Leitmesse BioFach ist zurück

Wie zuletzt 2020 treffen sich Produzenten und Handelspartner aus dem Bereich Bio dieses Jahr wieder ab 14. Februar im gewohnten Rahmen zur größten Leistungsschau der Welt für ökologische und damit verwandte Nahrungsmittel. Nach zwei Jahren Corona-Pause präsentiert sich die Branche in guter Form. Mit an Bord ist auch dieses Jahr wieder die Messe für Naturkosmetik Vivanesse.

Die Messe in Nürnberg widmet sich nicht nur der Präsentation von Produktneuheiten und Altbewährten. Von besonderer Bedeutung ist der Diskurs über politische und wirtschaftliche Fragen angesichts eines von Inflation geprägten wirtschaftlichen  Umfelds. Vor allem eine zentrale Frage beschäftigt die Protagonisten: Wird die auf Gesundheit und Qualität fokussierte Klientel die zum Teil massiven Preissteigerungen akzeptieren oder ins konventionelle Lebensmittel-Segment abgleiten?

Internationale Leistungsschau

Über 2.700 Aussteller aus mehr als 90 Ländern präsentieren bis zum 17. Februar ihr Angebot. Trotz zweijähriger Zwangspause ist die BioFach 2023 aber kein Rekordhalter: 2020, im letzten Jahr vor Corona, besuchten rund 3.700 Interessenten die Biomesse.

Noch unklar ist der Grund für den Besucherrückgang. Da das Interesse an biologischen Produkten ungebrochen scheint, bleibt die Vermutung, dass die zweijährige Zwangspause bei den Verbrauchern eine dauerhafte Veränderung bei der persönlichen Teilnahme erzeugt hat – wie in vielen anderen Branchen und im Kultursektor auch. Andererseits könnten sich aus dem Rückgang auch bereits die Auswirkungen der aktuellen konjunkturellen Einflüsse ablesen lassen. Möglicherweise bewegt sich Bio bei vielen Menschen derzeit einfach außerhalb des persönlichen Budgets.

Megatrend 2023: vegane Produkte

Der Wachstumsmarkt schlechthin im Bio-Sektor sind Ersatz-Lebensmittel für Milch, Fleisch und Fisch. Der auch ideologisch besetzte vegane Trend lässt sich auf der BioFach besonders gut am Flächenangebot ablesen: Für vegane Angebote steht mit Abstand der meiste Raum zur Verfügung.

Pragmatischer geht es bei der Naturkosmetik zu. Hier liegt der Schwerpunkt weniger auf neuen Produktideen oder Forschungserkenntnissen. Im Mittelpunkt steht hier der systemische Widerspruch zwischen Produkt und Verpackung. Da Kosmetik traditionell auf hochwertige Präsentation setzt, stellt sich gerade auf diesem Gebiet bei natürlichen und ökologischen Produkten die Sinnfrage. Auf der in die BioFach integrierten Vivaness geht es daher vor allem um umweltverträgliche Verpackungslösungen – bis hin zu Konzepten ganz ohne Verpackung.

Kontroverse Visionen prägen die Bio-Branche

Nicht nur die rückläufigen Besucherzahlen weisen auf die zwiespältige Situation im Bio-Sektor hin. Auch in den Foren dreht sich vieles um das konjunkturelle Umfeld. Die Branche verzeichnet einen Rückgang bei den Biomärkten, während die Bio-Angebote bei den Discountern und Supermärkten gute Zuwächse einfahren. 

Matthias Zwingel, Vizepräsident der Handelsverbands Bayern, leitet daraus eine durchaus positive Botschaft für den Biobereich ab: Die Treue der Verbraucher zu biologischen Produkten bleibt bestehen. Die durch Inflation und Preissteigerungen verschärfte Situation zwinge die Kunden derzeit allerdings, auf preisgünstigere Alternativen auszuweichen.

COVID-19 als konjunktureller Impuls

Eher unerwartet waren die Zuwächse der Biobranche durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Dass durch den Lockdown bei den Restaurants das Kochen zu Hause wieder mehr in den Vordergrund trat, war vorauszusehen. Dass sich dabei der Bio-Sektor besonders gut schlug, hängt möglicherweise mit dem durch die Pandemie geförderten Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher zusammen.

Nachdem die Restaurants nun wieder fast im gewohnten Umfang zur Verfügung stehen, hat sich die Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel wieder leicht beruhigt. Die Branche möchte das nun durch verstärkte Bemühungen wettmachen, biologische Lebensmittel intensiver in der Gastronomie zu etablieren.

Bis zum Ziel der Bundesregierung, spätestens 2030 dreißig Prozent der verfügbaren Anbaufläche für die ökologische Nahrungsmittelproduktion zu nutzen, ist es noch ein weiter Weg. Derzeit werden lediglich elf Prozent der Anbaufläche ökologisch genutzt. Viele Sondereffekte wie Pandemie und der Ukraine-Krieg darf es nicht mehr geben, soll das gesetzte Ziel noch im Rahmen des Erreichbaren bleiben.