Gendergerecht zum Mond

Den nächsten großen Schritt für die Menschheit wird 2024 eine Frau tun: Einer der beiden Menschen, die im Rahmen des Artemis-Programms der NASA wieder einen Fuß auf den Erdtrabanten setzen, ist eine Frau. Und im Zeichen der Diversität wird der dunkelhäutigen Jessica Watkins diese Ehre zuteil.

Was im Jahr 1969 drei weißen Männern gelang – nämlich den Fuß auf staubigen Mondboden zu setzen – will die NASA in drei Jahren in Zusammenarbeit mit SpaceX wiederholen. Das private Raumfahrtunternehmen von Elon Musk wird zu der Mission die Mondlandefähre beisteuern, die zwei Astronaut*innen einschließlich Ausrüstung auf dem Mond absetzen und von dort wieder zurückbringen wird.

Eine zentrale Richtlinie der Mission ist die Vorgabe, dass mindesten eine Frau und ein Mensch mit alternativer Hautfarbe den Mond betreten wird. Die Sterne stehen günstig für die Aussicht, dass sich diese Vorgaben in der amerikanischen Astronautin und Geologin Jessica Watkins vereinigen werden.

Hohe Qualifikation für die Mondexpedition

Dass Jessica Watkins nicht lediglich geschlechtsspezifische und diverse Vorgaben erfüllt, bestätigt der Blick auf ihre Biographie. Die designierte Astronautin verfügt über einen Bachelor für Geologie und Umweltwissenschaften der Stanford University. Dazu kommt ein Doktortitel in Geologie von der University of California.

Kollegen bezeichnen die Wissenschaftlerin als engagierte Gesteinsexpertin. Jessica Watkins selbst konzentriert sich bei der Geologie insbesondere auf den analytischen Aspekt. „Man sieht sich Proben von unterschiedlichen Orten an und fügt sie wie Puzzlesteine zu einer vollständigen Geschichte über die geologischen Vorkommnisse zusammen“, sagt die Wissenschaftlerin.

Von der Geologie zu den Planetenwissenschaften

Geologie sieht Jessica Watkins als Grundlage für die Erforschung ferner Planeten, wobei sich aus der Oberfläche auf deren Geschichte schließen lässt. Dabei stellt der Mond für die künftige Astronautin nur eine Zwischenstation dar: Ihr zentrales Interesse konzentriert sich auf den Mars – das nächste Ziel von NASA und SpaceX.

„Besonders die Ähnlichkeiten zwischen Erde und Mars sind es, was mich so fasziniert“, betont Jessica Watkins. Diese Ähnlichkeit hat Konsequenzen für beide Planeten: Zum einen lässt sich aus den Gegebenheiten auf dem Mars auf die geologische Entwicklung der Erde schließen. Zum anderen bieten die ähnlichen Verhältnisse günstige Voraussetzungen für künftige Mars-Missionen – bis hin zur Besiedelung.

Die Astronauten-Laufbahn begann bei der NASA

Die abenteuerlustige Wissenschaftlerin, die bereits im College eine nationale Meisterschaft im Rugby gewann, trat 2017 dem Astronauten-Ausbildungsprogramm der NASA bei. In der Folge wurde sie Mitglied des 18 Personen umfassenden Artemis-Programms, dass die Rückkehr auf den Mond zum Ziel hat.

Die Astronauten-Ausbildung der NASA hat es in sich – unabhängig vom Geschlecht der Teilnehmer. Zum Lern- und Trainingsprogramm gehören Trainingsflüge mit der Northrop T-38, simulierte Weltraumspaziergänge, Kenntnisse in Robotik und ein Überlebenstraining.

Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung

Bereits als Kind war Astronautin das Traumziel von Jessica Watkins. Die Faszination des Weltraums, verbunden mit der Perspektive, Neues und Unbekanntes zu entdecken, waren von Beginn an richtungsweisend für ihre spätere Berufswahl.

„Ich liebe Herausforderungen“, bekräftigt die Wissenschaftlerin, „sowohl technisch als auch körperlich, mental und spirituell.“ Die 32-jährige hat ihre Strategie bereits jetzt fest geplant: erst auf den Mond und anschließend der große Sprung bis auf den roten Planeten. Ähnlich sehen das auch NASA und SpaceX. Die anstehende Mondmission dient lediglich als Sprungbrett für die bald darauf anstehende Expedition zum Mars.

„Ziele erscheinen oft unerreichbar“, sagt Jessica Watkins. „Dabei muss man einfach immer nur einen Schritt nach dem anderen tun, Tag für Tag. Alle Schritte zusammen führen dann unweigerlich ans Ziel der Träume“.