GameStop-Aktie hebt ab

Die Aktie der Ladenkette GameStop geht derzeit durch die Decke und verzeichnet einen Anstieg um satte 1.700 Prozent in nur vier Wochen. Neuartig ist der Grund für den enormen Anstieg: Es geht nicht um die Geschäftsergebnisse des Computerspielhändlers, sondern um eine Strategie von Kleinanlegern, die Hedgefonds das Fürchten lehren soll.

Auslöser der irrwitzigen Kursrallye war ein Tweet von Tesla-Gründer Elon Musk kurz nach Schließung der US-Börse. Darin machte der Milliardär seine Unterstützung der GameStop-Aktie öffentlich, und das mit einem einzigen Wort: „Gamestonk!!“, das über einen Link zur Reddit-Community Wallstreetbets führte.

Im Grunde kein Anlass zu Euphorie

Die Geschäftszahlen des Filialisten im Bereich Computerspiele gaben bis dahin wenig Anlass für ein Einstiegssignal. Obwohl die Absatzzahlen für das Online-Geschäft wegen der Lockdown-Bestimmungen stark anwuchsen, musste GameStop Anfang Januar für das Weihnachtsgeschäft mit etwas unter 1,8 Milliarden Dollar einen Umsatzrückgang um etwa drei Prozent gegenüber dem Vorjahr vermelden.

Das Umsatzplus des Online-Bereichs konnte demnach die auf den Lockdown zurückgehenden Verluste des Einzelhandelssegments nicht ausgleichen. Angesichts eines Bestands von etwa 5.000 Geschäften darf das nicht verwundern.

Die Aktie blieb 2020 meistenteils unterhalb der Zehn-Dollar-Linie. Im Herbst zeigten sich erste Tendenzen nach oben, um schließlich Anfang 2021 zur Kursexplosion zu führen.

Aktienkauf als gesellschaftliches Statement

Die aktuelle Entwicklung stellt den klassischen Kampf zwischen David und Goliath dar, ausgetragen auf dem Feld des Kapitalmarkts. Auf der einen Seite stehen die großen Hedgefonds, die auf den Kursverlust der Aktie setzen und diese Strategie durch massive Leerverkäufe untermauern. Auf der anderen Seite stehen Kleinanleger, die diese Strategie konterkarieren wollen und ihr Engagement als Aufstand gegen die Wall Street verstehen.

Organisiert in Communities auf Reddit und anderen Plattformen, koordinieren sich die Kleinanleger zu zeitlich abgestimmten, massiven Aktienkäufen, um durch den dadurch ausgelösten Kursanstieg die Strategie der Hedgefonds ins Leere laufen zu lassen und ihnen schmerzhafte Verluste zuzufügen.

Die aktuelle Kursexplosion erforderte allerdings einen auslösenden Impuls. Dieser erfolgte durch den Tweet von Elon Musk, der für diese Strategie die Rolle des Influencers übernahm. Der Coup des Tesla-Chefs ließ den Wert von GameStop in kürzester Zeit von 10 Milliarden auf 25 Milliarden Dollar anwachsen.

Erste Hedgefonds geraten ins Wanken

Die Strategie der Kleinanleger zeigt bereits Wirkung. Die Hedgefonds Citron und Melvin Capital gerieten durch den massiven Kursanstieg in existentielle Schwierigkeiten. Die Investmenthäuser Point72 und Citadel mussten Melvin Capital am Wochenbeginn mit einer Spritze von 2,75 Milliarden Dollar stützen, um Schlimmeres zu verhindern – so ein Bericht des Wall Street Journal.

Wie aus Börsenkreisen verlautet, scheint auch Citron unter ähnlichen Problemen zu leiden. Die Prognose des Hedgefonds für GameStop lautete auf raschen Kurssturz bis 20 Dollar. Für einen Kommentar zur aktuellen Situation stand bei Citron bislang niemand zur Verfügung.

Das Duell zwischen Kleinanlegern und Hedgefonds macht mittlerweile Schule. Auch bei den Aktien von Varta, Evotec und Nokia zeigen sich ähnliche Effekte. Die siegreichen Kleininvestoren triumphieren in den sozialen Netzwerken mit spöttischen Memes über die gelackmeierten Großanleger. Das dürfte die Rache für die herablassende Haltung der Börsenhaie gegenüber den kleinen Anlegern sein, von ihnen gerne als Stupid Money bezeichnet.

Erste Gegenmaßnahmen lassen sich bereits beobachten. So schloss Facebook eine Vielzahl von Investorengruppen, um das koordinierte Investieren zu behindern. Einige Börsen haben sich als Schutzmaßnahme zur Aussetzung des Handels der betroffenen Werte entschlossen. Ob sich auf diesem Weg die Rache des Stupid Money unterbinden lässt, bleibt abzuwarten.