Flixtrain verdoppelt sein Streckennetz

Nachdem der Reisebetrieb bei Flixtrain pandemiebedingt über Monate nahezu zum Erliegen gekommen war, startet der private Eisenbahnbetreiber nun voll durch. Nach der Aufnahme von 16 weiteren Städten präsentiert sich der Flixtrain-Fahrplan nun mit doppelt so vielen Verbindungen wie in der Zeit vor Corona.

Neben dem neuen Highlight im Streckenplan – eine Nachtverbindung zwischen Hamburg und München (über Berlin) – können Flixtrain-Kunden unter anderem nun auch die Verbindungen München-Frankfurt und Hamburg-Berlin nutzen.

Noch vor Pfingsten nimmt Flixtrain den Betrieb auf einer Reihe seiner bekannten und neuen Verbindungen auf. So sind die Verbindungen Hamburg-Köln und Berlin-Köln ab dem 20. Mai verfügbar. Eine Woche später, am 27. Mai, startet dann die Verbindung Berlin-Hamburg.

Die Fernzüge werden bis zu achtmal pro Tag verkehren. Damit startet Flixtrain erstmals einen vollwertigen Taktverkehr, wie ihn bisher nur die Deutsche Bahn im Programm hatte.

München wird im Juni Teil des Flixtrain-Netzes

Im Juni fahren Flixtrain-Züge erstmals auch München an. Das ist gleichzeitig der Startpunkt für die erste Nachtverbindung des privaten Reiseunternehmens zwischen München, Berlin und Hamburg. Hinzu kommt die neue Tagesverbindung München-Frankfurt über Augsburg, Würzburg, Aschaffenburg und Hanau.

Die Nachtlinie bietet täglich zwei Züge: Die Südroute startet um 19:49 Uhr in Hamburg, erreicht um 21:53 Uhr Berlin und kommt um 5:59 Uhr in München an. Die Nordroute beginnt um 23:45 Uhr in München, kommt um 8:04 Uhr in Berlin an und erreicht Hamburg um 10:07 Uhr.

Nachtlinie ohne Schlafwagen

Gewöhnungsbedürftig dürfte das Fehlen von Schlaf- oder Liegewagen auf der Nachtlinie sein. Ersatzweise bietet Flixtrain die Garantie auf einen Sitzplatz, und das ohne zusätzliche Kosten.

Flixtrain sieht im nächtlichen Reiseverkehr großes Potential. Die erste Nachtverbindung dient daher auch als Pilotprojekt, um Erfahrungen mit der Akzeptanz durch die Reisenden zu sammeln. Auch die Erfahrungen, die das Unternehmen auf den Nachtfahrten von Flixbus angesammelt hat, fließen in die Gestaltung der neuen Nachtzuglinien ein.

Rundum-Erneuerung während der Zwangspause

Die Zeiten des Betriebsstopps während der Pandemie hat Flixtrain für eine umfassende Überholung seiner Züge genutzt. Die Züge präsentieren sich jetzt mit einer vollständig neuen Inneneinrichtung. Neben neuen Sitzen und Steckdosen an jedem Platz gibt es auch modernisierte WCs, WLAN und ein kostenloses Entertainment-Angebot.

Corona-bedingt hat das Reiseunternehmen auch seine Hygienemaßnahmen überarbeitet. Über die tägliche Reinigung und Desinfektion hinaus hat Flixtrain auch einen vollständig kontaktlosen Check-in implementiert.

Unverändert – wie in allen öffentlichen Verkehrsmitteln – besteht in den Zügen die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske. Sie ist Voraussetzung für die Nutzung der Flixtrain-Züge.

Flixtrain erkämpft sich seinen Platz im Fernverkehr

Private Zugbetreiber konnten sich bislang nur im Regionalverkehr gegen den übermächtigen Marktführer Deutsche Bahn behaupten. Der Grund: Private Unternehmen müssen den Fernverkehr vollständig auf eigene Rechnung abwickeln, wogegen die Deutsche Bahn die Synergieeffekte eines voll entwickelten Netzes nutzen kann.

Wettbewerber hatten bisher nur im Regionalverkehr eine Chance auf rentablen Betrieb, da in diesem Bereich Strecken explizit ausgeschrieben werden. Das schafft für die privaten Anbietern rentable Grundvoraussetzungen. Entsprechend hoch ist beim Regionalverkehr der Marktanteil der Privaten: Er beträgt rund 30 Prozent.

Dass es Flixtrain gelingt, sich auch im Fernverkehr zu behaupten, hängt im Wesentlichen mit dem Unternehmensbereich Flixbus zusammen. Die Bus-Division hat 2017 den insolventen Zugbetreiber Locomore übernommen und sich damit das Know-how zugekauft, das für den Zugbetrieb auf Fernverkehrsstrecken erforderlich ist.

Einen weiteren Pluspunkt hat Flixtrain durch die bisher erworbene Marktmacht. Das Unternehmen verfügt über eine gut funktionierende Online-Plattform, die auch eine effiziente Anbindung an das Buchungssystem der Deutschen Bahn beinhaltet. Das Fehlen dieser Anbindung sehen viele Branchenexperten als Hauptgrund für das Scheitern von Locomore.

Zudem betätigen sich Flixtrain und Flixbus als Vermittler, nicht als Betreiber. Der eigentliche Zugbetrieb erfolgt durch Partnerunternehmen, die damit den Großteil des unternehmerischen Risikos tragen.