Finnair macht Kasse – mit Extragebühren
Der Trend bei den Fluggesellschaften, zurückgegangene Fluggastzahlen durch kreative Preisgestaltung auszugleichen, findet bei Finnair einen neuen Höhepunkt. Auf der Suche nach neuen Einnahmequellen geht die finnische Fluggesellschaft dazu über, Kostenstrukturen aus dem Billigflieger-Sektor in das normale Sortiment zu übernehmen. Ob die Kunden auf lange Sicht dabei mitspielen, bleibt abzuwarten.
Ab 1. Juni wird es in Finnair-Fliegern deutlich ungemütlicher – es sei denn, man ist bereit, den früheren Komfort durch Aufpreise wiederherzustellen. Eine Verkaufsförderungsmaßnahme der besonderen Art ist Teil der neuen Marketingstrategie: Die Einschränkungen finden auch auf Langstrecken statt – da, wo der fehlende Komfort besonders schmerzt.
Gewohntes nur noch gegen Aufpreis
In der Economy Class geht es auf der Langstrecke nun spartanisch zu. Snacks sind gestrichen, ebenso wie Kissen. Wer es sich gemütlich machen will oder Hunger bekommt, muss das mit barer Münze begleichen.
Auch beim Handgepäck gibt es eine Einschränkung. Eine neue Gepäckklasse soll hier für zusätzliche Einnahmen sorgen: das Mini-Handgepäck. Nur noch ein Gepäckstück mit den Maßen 40 x 30 x 15 Zentimeter ist im Flugpreis enthalten. Normales Handgepäck muss extra bezahlt werden.
Ähnlich geht es beim Freigepäck zu. Statt wie bisher zwei Gepäckstücke zu je 32 Kilogramm können Fluggäste nur noch ein Gepäckstück zu 23 Kilogramm zum Flugpreis mitnehmen. Auch hier gilt: Wer mehr braucht, muss aufzahlen. Bemerkenswert ist, dass die neuen Aufpreise nicht nur in der Economy Class, sondern auch in der Business Class und auf Langstrecken gelten sollen.
Selbst Vielflieger sind von der neuen Aufpreispolitik der finnischen Fluggesellschaft nicht ausgenommen. Prämientickets aus dem Finnair Plus-Programm werden spürbar teurer. Und nicht nur das: Die VIP-Services, die mit den Prämientickets verbunden sind, nehmen in Art und Umfang deutlich ab. Dass auch Premiumkunden zusätzlich zur Kasse gebeten werden, lässt auf deutlichen Kostendruck innerhalb der Airline schließen.
Sitzplatzwahl wird zum teuren Vergnügen
Mit dem althergebrachten Brauch, online oder beim Check-in kostenfrei einen Sitzplatz auszuwählen, ist ab Juni endgültig Schluss. Im Flugpreis enthalten ist nur noch die Zuweisung eines Sitzplatzes durch die Fluggesellschaft – auch das bis hinauf zur Business Class. Wer einen Sitzplatz nach Wunsch haben möchte, muss dafür bezahlen.
Damit brechen für Fluggäste, die sich mit zugewiesenen Plätzen zufriedengeben, harte Zeiten an. Die Plätze sind nämlich nicht sicher, bis der Flieger abhebt. Trifft in der Zwischenzeit eine bezahlte Reservierung auf den zugewiesenen Platz ein, ist er weg und der Fluggast muss sich mit einem anderen Platz zufriedengeben.
Wird Finnair zum Billigflieger?
Offenbar, um die Schockphase so kurz wie möglich zu halten, führt Finnair alle Änderungen auf einen Schlag ein. Dieser Schuss kann allerdings auch nach hinten losgehen. Auf Kurzstrecken unterscheidet sich die finnische Fluggesellschaft mit ihrer neuen Preispolitik kaum mehr von einer der bekannten Billig-Fluggesellschaften. Ob die Finnen in diesem Segment gegen die harte Konkurrenz mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung bestehen können, ist noch nicht ausgemacht.
Auf Langstrecken und im Business-Sektor hat sich Finnair gegenüber anderen Premium-Fluggesellschaften mit der neuen Aufpreispolitik deutlich ins Abseits katapultiert. Noch bieten die meisten Konkurrenten spürbar attraktivere Inklusivleistungen an.
Wie sich das Marktumfeld in diesem Bereich entwickelt, ist noch offen. Entweder springen auch andere Gesellschaften auf den Aufpreis-Trend auf, oder Finnair rudert zurück, um keine Marktanteile einzubüßen. Sollten die Fluggastzahlen in nächster Zeit wieder ansteigen, könnte es zumindest im Business-Bereich mit der Aufpreispolitik bald wieder vorbei sein.