Fed-Entscheidung stemmt sich gegen Inflationsrate
Die vor wenigen Stunden bekanntgegebenen Entscheidungen der Federal Reserve, die auf eine Straffung der amerikanischen Geldpolitik ausgerichtet sind, haben in Finanzmarktkreisen für verhaltene Zustimmung gesorgt. Offenbar gehen die geplanten Schritte vielen Anlegern nicht weit genug.
Dennoch hat die Wall Street auf die verkündeten Maßnahmen positiv reagiert. So belohnte der Dow Jones die Kehrtwende der Fed mit einem Kursanstieg um 1,1 Prozent auf zunächst 35.927 Punkte. Der S&P-Index kletterte um 1,6 Prozent auf zunächst 4.710 Punkte. Spitzenreiter ist der Tech-Index Nasdaq mit einem Sprung um 2,2 Prozent auf zunächst 15.566 Punkte.
Beschleunigung beim Abbau der Corona-Stütze
Zentrales Element der neuen Fed-Maßnahmen ist das beschleunigte Abschmelzen beim monatlichen Kaufvolumen von Wertpapieren. So soll das Abbauvolumen ab Mitte Januar von 15 auf 30 Milliarden Dollar gesteigert werden. Bleibt es bei dieser Rate, dürfte das Manöver im März abgeschlossen sein – die Voraussetzung für eine mögliche Zinswende.
Federal Reserve-Chef Jerome Powell stellt für 2022 eine Zinserhöhung in drei Schritten in Aussicht. Kommt es zu dieser Vorgehensweise, würde der Leitzins Ende 2022 bei 0,9 Prozent liegen. Weitere Schritte würden den Zins im Jahr 2023 auf 1,6 Prozent und 2024 auf 2,1 Prozent bringen.
Unterschiedliche Bewertung der Fed-Strategie
Zahlreiche Investoren begrüßen die Wende der Fed hin zu einem aggressiveren Vorgehen. Dennoch sind viele Marktteilnehmer nicht vollständig zufrieden – ihnen geht vor allem die Höhe der Zinsschritte nicht weit genug.
Allen gemeinsam ist allerdings die Zustimmung zu der Entscheidung, nun konkrete Schritte gegen die sich rapide entwickelnde Inflation einzuleiten. Die USA verzeichnen derzeit die höchste Inflationsrate seit den 1980er-Jahren. So stiegen die Verbraucherpreise allein im November um satte 6,8 Prozent. Das bedeutet eine massive Überschreitung der von der Notenbank beschlossenen Maximalrate von zwei Prozent.
Dass sich die Inflation durch die angekündigten Zinsschritte nicht vollständig in den Griff bekommen lässt, ist auch der Federal Reserve klar. Sie rechnet für 2022 mit einer Inflationsrate um die 2,6 Prozent.
Auch Kryptowährungen betroffen
Die Fed-Entscheidung geht auch an den Krypto-Märkten nicht spurlos vorbei. So verzeichnete der Bitcoin nach der Verlautbarung zunächst einen Anstieg um 2,3 Prozent. Der Ether schoss als erste Reaktion um 5,9 Prozent in die Höhe.
Auswirkungen auf die Stabilität der Finanzmärkte sieht die Fed durch die Bewegungen bei den Kryptowährungen allerdings nicht. “Ich sehe Digitalwährungen nicht als Gefahr für die Finanzstabilität”, sagte dazu Fed-Chef Jerome Powell.
Asiatische Märkte profitieren von der Fed-Entscheidung
Alle namhaften asiatischen Indizes reagierten positiv auf die FED-Entscheidung hin zur Zinswende. So legte den Nikkei um 1,8 Prozent auf zunächst 28.968 Punkte zu. Der Topix kletterte um 1,2 Prozent auf zunächst 2.007 Punkte.
Verhalten reagierte die Börse in Shanghai. Hier betrug der Anstieg lediglich 0,3 Prozent. Negativ reagierte der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen mit einem Rückgang um 0,1 Prozent.
Japanische Wirtschaft auf Erholungskurs
Vor allem aus Japan kommen derzeit gute Nachrichten, wenn auch nicht unbedingt in direktem Zusammenhang mit der Fed-Entscheidung. Die erhöhte Nachfrage nach Automobilen hat die Exportquote im November spürbar in die Höhe getrieben. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Exportsumme um 20,5 Prozent höher. Damit ist der November der neunte Monat in Folge, in dem Japan bei den Exporten Steigerungsraten vorweisen kann.
Für die weltweite Autoindustrie ist das eine erfreuliche Botschaft. Die internationalen Lieferengpässe, die sich mit der Zeit zu einem massiven Konjunkturhindernis ausgewachsen haben, könnten schon bald überwunden sein.