Faraday Future: Börsengang per Fusion

Statt einer regulären Börsenplatzierung wählt E-Auto-Hersteller Faraday Future den Weg der Fusion mit der Property Solutions Acquisition Corp, um sich durch Aktienemissionen zu finanzieren. Diese Form des Börsengangs macht zunehmend Schule.

Das 2016 hauptsächlich mit chinesischem Kapital gegründete Unternehmen sieht sich als Herausforderer des E-Auto-Pioniers Tesla. Die anfängliche Euphorie wurde allerdings schnell durch innerbetriebliche Probleme ausgebremst, die das Startup massiv ins Schlingern brachten. Nun, nach dem Börsengang, präsentiert sich die fusionierte Firma mit einem Börsenwert von 3,4 Milliarden Dollar.

Als Tochterunternehmen der chinesischen Leshi Internet Information and Technology hat Faraday Future wie Tesla einen Pionier der Elektrotechnik als Namenspatron gewählt – in diesem Fall Michael Faraday, den Entdecker der elektromagnetischen Induktion. Unterstützt wird das Unternehmen von dem chinesischen Elektronikspezialisten Leeco.

Umwälzung der Automobilindustrie als Unternehmensziel

Nicht weniger als die Transformation der Automobilindustrie durch innovative Produkte hat sich das rührige Unternehmen auf die Fahnen geschrieben. Das dafür erforderliche Kapital hat sich Faraday Future nun an der Börse besorgt. Darüber freut sich auch Aaron Feldman, Co-CEO bei Property Solutions: „Es macht uns stolz, an diesem überzeugenden Konzept teilzuhaben. In der Zukunft wird Faraday Future sicher einen nennenswerten Mehrwert für seine Aktionäre generieren.“

Analysten gehen davon aus, dass Faraday Future einen Bruttoerlös von einer Milliarde Dollar erzielen wird. Neben dem Börsengang soll auch eine private Investition über 775 Millionen Dollar dazu beitragen. Damit steht genügend Kapital bereit, um auch die Entwicklung neuer Modelle voranzutreiben.

Mit Blick auf Tesla, aber gleichzeitig auch als Projekt zur Abgrenzung gegenüber anderen Produzenten, plant Faraday Future sein Luxusmodell FF91. Das Elektroauto der Spitzenklasse soll in puncto fortschrittlicher Softwaretechnologien und künstlicher Intelligenz neue Maßstäbe setzen. Der Marktstart ist für Mitte 2022 vorgesehen.

Seit im Herbst 2019 der frühere BMW-Manager Carsten Breitfeld das Ruder übernommen hat, befindet sich das in Los Angeles ansässige Unternehmen im Aufwind. Breitfeld, der auch an der Entwicklung des Hybridsportwagens i8 beteiligt war, hat sich in der Branche vor allem als Mitbegründer und Chef von Byton einen Namen gemacht. Der chinesische E-Auto-Hersteller machte insbesondere durch sein erstes Modell Furore, das mit einem gewaltigen Display über das gesamte Armaturenbrett ausgestattet ist.

2020 war das Jahr der Börsengänge auf dem Weg der Fusion mit einem bereits börsennotierten Unternehmen, insbesondere bei E-Auto-Produzenten. Prominente Beispiele sind die Börsengänge von Fisker, Lordstown Motors und Canoo.

FF92 als Hoffnungsträger

Alle Hoffnungen des Unternehmens ruhen derzeit auf dem bereits erwähnten Flaggschiff FF91. Der Supersportwagen glänzt mit drei Elektromotoren, einer Beschleunigung von 2,39 Sekunden von null auf hundert Stundenkilometer, 1.050 PS und einer dynamischen Fahrzeugkontrolle.

Eine Ladung der Lithium-Ionen-Batterie soll über 480 Kilometer reichen. Das Auto erkennt und begrüßt seinen Besitzer, noch bevor er oder sie in das Fahrzeug einsteigt, und stellt alle Bedienelemente individuell ein. Dabei verwendet die künstliche Intelligenz Verfahren des maschinellen Lernens, um sich im Laufe der Zeit immer besser auf Fahrer oder Fahrerin einzustellen.

Ein Highlight ist das aus dem Dach herunterfahrbare Großdisplay, das sich vor der Windschutzscheibe platziert. So wird aus dem geparkten Wagen ein vollwertiges Heimkino.