Fahrradmarkt wächst rasant

Die Verkaufszahlen für neue Fahrräder kletterten laut Branchenverband ZIV im Jahr 2020 um satte 61 Prozent auf rund 6,44 Milliarden Euro. Eine der Hauptursachen für die rasante Entwicklung dürfte die Corona-Krise und die damit verbundenen Abstandsregelungen sein. Insbesondere das Segment Pedelecs hat von der erhöhten Nachfrage überdurchschnittlich profitiert.

Vor allem das Versprechen der infektionssicheren Alltagsmobilität hat laut ZIV viele Verbraucher zum Wechsel auf das Fahrrad motiviert – insbesondere als Alternative zur vielfach als riskant wahrgenommenen Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Das ist wohl der Grund dafür, dass der Branchenverband die Fahrradindustrie als systemrelevant einstuft.

Rekordverdächtige Zahlen

Obwohl sich die Fahrradbranche strukturell vor allem aus mittleren und kleineren Betrieben zusammensetzt, können sich die Absatzzahlen durchaus sehen lassen: 2020 lag der Gesamtabsatz aller Fahrradtypen bei 5,04 Millionen Einheiten, davon 1,95 Millionen für Pedelecs. Das ist eine Steigerung von 16,9 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor.

Die steigende Bedeutung elektrisch unterstützter Fahrräder beweist sich auch im Jahr 2020. Mit 38,7 Prozent Anteil am gesamten Absatz bedeutet das für den Pedelec-Bereich eine Steigerung um 43,4 Prozent gegenüber 2019.

Einschließlich der Bereiche Zubehör und Komponenten erreichte der Umsatz im Vorjahr fast zehn Milliarden Euro, was einer knappen Verdoppelung des Vorjahresergebnisses gleichkommt.

Fahrradkunden setzen zunehmend auf Wertigkeit

Dass Fahrradnutzer bei Neuanschaffungen immer mehr Wert auf Qualität legen, zeigt sich besonders deutlich beim durchschnittlichen Verkaufspreis. Der betrug 2020 1.279 Euro pro Rad, mit einem deutlichen Vorsprung bei der Nachfrage für das Pedelec.

Der Fokus der Kunden auf hohe Qualitäts- und Sicherheitsstandards führt zu einer deutlichen Aufwertung der Modellpalette. Neben immer höherwertigen Modellen schlägt sich das auch in einer diversen Produktpalette nieder.

Neben dem reinen Fahrrad – ob elektrisch oder konventionell –  gewinnen zunehmend Sonderformen wie Lasten-Bikes oder Auto-ähnliche Modelle an Bedeutung. Ein typischer Vertreter der neuen Richtung ist das Bio-Hybrid des Kfz-Zubehörproduzenten Schaeffler, das sowohl im Personenverkehr als auch im Cargoberreich neue Maßstäbe setzt.

Technische Innovationen als Impulsgeber

Besonders Innovationen bei Antriebs- und Batterietechnologien haben den hohen Nachfrageschub begünstigt. Neben allgemeinen Fortschritten beim Design spielt bei Pedelecs vor allem die Integration der Batterie in den Fahrradrahmen eine Rolle, was das Fahrrad nicht mehr auf den ersten Blick als elektrisch betriebenes Fahrzeug erkennbar macht.

Auch neue Geschäftsmodelle für die Nutzung von Fahrrädern haben zu seiner weiteren Popularisierung beigetragen. Hier stehen insbesondere Leasingmodelle und das Bike-Sharing im Vordergrund. Zunehmend gewinnt das Fahrrad auch als Firmenfahrzeug an Bedeutung, hier insbesondere im Bereich der Lastenräder, wobei nicht zuletzt auch steuerliche Aspekte eine Rolle spielen.

Deutschland auch Fahrrad-Exportweltmeister

Rund 1,57 Millionen Fahrräder fanden 2020 den Weg in den Export – das sind 7,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch hier nimmt das Pedelec eine Schlüsselrolle ein: 610.000 der exportierten Fahrräder gehörten zur elektrischen Variante und bescherten dem Sektor eine Steigerungsrate von rund 15 Prozent gegenüber 2019.

In Deutschland gibt es laut ZIV-Erhebungen mittlerweile rund 79,1 Millionen Fahrräder. Davon sind etwa 7,1 Millionen Pedelecs. Fast alle Modellsegemente konnten Steigerungsraten aufweisen, abgesehen von MTB-Rädern ohne elektrischen Antrieb. Unveränderte Absatzzahlen gab es bei Lasten-Bikes und Kinderrädern. Besonders stark entwickelte sich die Gruppe der E-MTBs.

„Das vergangene Jahr war beispiellos für die deutsche und internationale Fahrradindustrie sowie für die Fahrradwirtschaft insgesamt“, so ZIV-Geschäftsführer Ernst Brunst. „Sowohl Fahrrad als auch E-Bike sind unverzichtbare Verkehrsmittel der heutigen Zeit und der Zukunft und bieten darüber hinaus infektionssichere, aktive und umweltschonende Mobilität.“

Nach Überzeugung des ZIV belegt die aktuelle Entwicklung beim Fahrradmarkt die Tendenz hin zu mehr Radverkehr. Ob dieser Trend anhält, wird insbesondere die Nach-Pandemiezeit zeigen.