Facebook News ab Mai auch in Deutschland

Als hätte es den Konflikt des sozialen Netzwerks mit der australischen Regierung nie gegeben, präsentiert Facebook ab Mai 2021 auch in Deutschland seinen neuen News-Bereich, komplett mit allem, was zu einem fairen Arrangement mit den beteiligten Medienunternehmen gehört.

Mehr als 100 deutsche Verlage und mediale Marken werden Facebook News bereits in der Anfangsphase beliefern. Der gesonderte Bereich ist ausschließlich dem professionellen Journalismus gewidmet und stellt quasi die Quadratur des Kreises in Sachen Interessenausgleich zwischen sozialem Netzwerk und Medienunternehmen dar.

Auch führende Medien beteiligt

Das Ende der Gratis-Selbstbedienungskultur des Internetgiganten honorieren auch erste Häuser der Branche durch ihre Teilnahme. Gruner + Jahr gehören ebenso zu den Kontributoren wie Der Spiegel, Candé Nast und regionale Anbieter wie die Rheinische Post.

Die in einem eigenen Bereich untergebrachte News-Sektion von Facebook beinhaltet ein Honorierungsmodell für verlinkte Inhalte. Damit erhält das soziale Netzwerk Zugang zu Inhalten, die bisher auf Facebook nicht erreichbar waren.

Verlinkung als Verkaufsfaktor

Facebook-Medienkoordinator Jesper Doub betont die besondere Struktur der neuen Dienstleistung: „Wichtig dabei ist, dass Inhalte selbst nicht auf Facebook landen, sondern wir setzen Links zu den Angeboten der Verlage“. Warum dieser auf den ersten Blick unbedeutende Umstand nähere Betrachtung verdient, zeigt sich aus dem Blickwinkel der Medienhäuser.

Da die Inhalte auf den Servern der Anbieter verbleiben, erschließen sich daraus für die Content-Lieferanten weitere Einkommensquellen und Möglichkeiten der Verkaufsförderung. So kann das Medienhaus den Beitrag mit eigener Werbung versehen oder in seinem Umfeld um Abonnenten werben.

Massiver Ausbau des News-Bereichs

Deutschland ist nur ein Teil von Facebooks News-Initiative. Das soziale Netzwerk wird in den kommenden drei Jahren etwa eine Milliarde Euro in den Bereich investieren. Das ist allerdings die einzige konkrete Zahl, die von Facebook in diesem Zusammenhang zu erfahren ist. In welchem Bereich sich die Vergütungen für die Medienhäuser bewegen, ist bislang nicht bekannt.

Die Frage gewinnt insbesondere im Zusammenhang mit der Zukunft von Facebook News an Bedeutung. Steigt die Anzahl der beteiligten Medienpartner, könnte das ein Absinken der Honorarsätze pro Artikel bedeuten. Dem widerspricht Facebook entschieden: Auch wenn die Zahl der beteiligten Medienhäuser ansteige, bleiben die Vergütungssätze pro verlinktem Beitrag gleich, so Jesper Doub.

Facebook News als Special Interest-Bereich

Der neue Nachrichtenservice gehört in die Sektion der Special Interest-Bereiche, die Facebook seit einiger Zeit kultiviert. So hatte sich auch Facebook Watch, die Dating-Abteilung und Facebook Marketplace aus Teilaspekten der Nutzung des sozialen Netzwerks entwickelt. „Wenn diese Gruppe ausreichend groß ist, dann ist das für uns ein Anlass, darüber nachzudenken, entsprechend ein Produkt zu entwickeln“, erläutert der Medienkoordinator.

Facebooks News-Bereich will eine bunte Mischung aus personalisierten und kuratierten Inhalten bereitstellen. Neben den aktuellen Schlagzeilen gehören dazu auch individuelle, auf die persönliche Interessenlage zugeschnittene Artikel. Wie nicht anders zu erwarten, erhofft sich Facebook durch den Ausbau seines journalistischen Angebots Mehreinnahmen durch scharf fokussierte Werbung.

Nachdem Facebook News in den USA mit großem Erfolg an den Start ging – der Service generierte alleine 2020 etwa 188 Milliarden Klicks – soll das Modell nun in Deutschland zur positiven Entwicklung des News-Bereichs beitragen. Gleichzeitig setzt Facebook auch auf den erfolgreichen Start in Großbritannien zu Jahresbeginn. In Frankreich stehen die Verhandlungen mit nationalen Medienunternehmen kurz vor dem Abschluss. Mit einem Start noch in diesem Jahr ist zu rechnen.