EU-Waldinitiative stößt bei Forstwirtschaft auf Skepsis

Klimaschutz und biologische Diversität hat die Europäische Union bei ihren geplanten Fördermaßnahmen für eine nachhaltige Forstwirtschaft im Fokus. Die Reaktionen bei den Betroffenen sind allerdings widersprüchlich: Während Forstunternehmen und Waldbesitzer Bevormundung durch EU-typische Regulierungswut fürchten, gehen Umweltschutzorganisationen die angekündigten Maßnahmen nicht weit genug.

Nachhaltige Forstwirtschaft hat unbestreitbare Auswirkungen auf den Schutz des globalen Klimas. Insbesondere die Fähigkeit von Wäldern, CO2 zu binden, ist ein zunehmend wichtiger Faktor, wenn es um die Einhaltung der Klimaschutzziele und damit zu einer Verlangsamung der globalen Erwärmung geht.

Wälder in Deutschland für die Zukunft nicht gerüstet

Ihre Funktion als stabilisierender Faktor für Umwelt und Klima können allerdings nur Wälder mit einer ausgeglichenen biologischen Bilanz erfüllen – und gerade da liegt bei vielen Wäldern Europas einiges im Argen.

Insbesondere die auf hohe Erträge ausgerichtete Bevorzugung der Fichte beim Waldbestand macht Wälder ungeeignet, als stabilisierendes Element bei Klimaschutz zu fungieren – von den negativen Auswirkungen von Monokulturen auf Biodiversität und Widerstandskraft gegen Erkrankungen ganz abgesehen.

Waldpolitik der EU legt Interessenkonflikt offen

Aus Sicht europäischer Forstunternehmen legen die geplanten Nachhaltigkeits-Maßnahmen der EU einen zu hohen Fokus auf den Klimaschutz, während die wirtschaftlichen Interessen zu stark in den Hintergrund gedrängt werden. Gefragt ist – aus der Sicht der Waldbesitzer – eine harmonische Balance aus Umweltschutz und wirtschaftlicher Nutzung.

Europäische Waldstrategie begünstigt ökologische Aspekte

Der Wald als CO2-Speicher, Erholungszone und Rückzugsgebiet für Tiere und Pflanzen – so sieht die EU die hauptsächliche Rolle von Waldgebieten in den kommenden Jahrzehnten. Nicht grundlos sehen Holzunternehmen durch die neue europäische Sichtweise spürbare Einschränkungen auf sich zukommen.

Der Richtungsstreit um die Rolle des Waldes spielt in Europa eine wichtige Rolle – immerhin sind rund 40 Prozent der Landfläche von Wald bedeckt. Wie sich die zukünftige Entwicklung bei Nutzung und Ökologie gestaltet, wird maßgebliche Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft, aber auch auf den Klimawandel haben.

Forstwirtschaft: Bisherige Regelungen genügen

Forstunternehmen und Waldbesitzer kritisieren die Waldstrategie der EU als überzogen. Sie sei gestaltet, als gäbe es im Bereich der Forstwirtschaft nicht bereits ein umfassendes Regelwerk – das sei allerdings durchaus vorhanden.

So ist insbesondere in Deutschland der Kahlschlag oder die Umwandlung von Wald in Ackerflächen von ausdrücklichen Genehmigungen abhängig. Auch die Pflicht zur Wiederaufforstung nach Kahlschlag ist in der Bundesrepublik ausführlich geregelt. Gleiches gilt für den Einsatz von Pestiziden in Forstgebieten.

EU-Waldstrategie enthält umfassendes Aufforstungsprogramm

Die Initiative der Europäischen Union enthält allerdings auch Elemente, die bei der Forstwirtschaft in Teilen auf Zustimmung stoßen dürften. So sollen bis zum Ende des Jahrzehnts drei Milliarden neue Bäume gepflanzt werden, dies allerdings strikt nach ökologischen Vorgaben und unter Vermeidung von Monokulturen.

Das Vorhaben setzt auch auf Bürgersinn und Eigeninitiative. So sollen neben den Regierungen der Mitgliedstaaten auch Nichtregierungsorganisationen und Einzelpersonen gemeinsam an dem riesigen Aufforstungsprogramm mitarbeiten. Damit das Vorhaben erfolgreich sein kann, ist allerdings auch die Kooperation der Waldbesitzer erforderlich. Ob das im erwarteten Rahmen eintritt, bleibt abzuwarten – schließlich gibt es Interessenunterschiede zwischen wirtschaftlicher und ökologischer Aufforstung.

Konsequenter Schutz der Urwälder

Auch der Schutz der übriggebliebenen Urwälder in Europa steht auf der Agenda der EU-Waldstrategie. Dieser Passus hat allerdings vor allem bestätigenden Charakter. Schon heute stehen umfassende Waldgebiete unter Naturschutz, wie etwa die Nationalparks Berchtesgaden und Bayerischer Wald.

Dennoch kann es nicht schaden, die bedeutende Rolle der Urwälder als Rückzugsgebiet und CO2-Speicher in der neuen EU-Regelung zur nachhaltigen Forstwirtschaft nochmals zu unterstreichen.

 

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