ESG-Compliance in Europa noch ausbaufähig

Dass nachhaltiges Investieren zunehmend in die Unternehmens-DNS Eingang findet, bestätigen die Angaben europäischer Vorstände zur Frage der Relevanz von ESG-Daten. Allerdings ist eine gewisse Diskrepanz zwischen allgemeinen Absichtserklärungen und der konkreten Umsetzung im operativen Umfeld zu beobachten. Hier gibt es noch Raum für Optimierungen.

Laut einer Umfrage des Softwareunternehmens Diligent nimmt der überwiegende Anteil deutscher Vorstände börsenorientierter Unternehmen ESG-Daten genauso ernst wie Finanzdaten. Das bestätigten ausnahmslos alle befragten Führungskräfte der 25 befragten Großunternehmen. Besonders auf Vorstandsebene legen die Unternehmen Wert darauf, dass die gesammelten ESG-Daten genauso überprüfbar sein sollten wie die Finanzdaten. Doch dabei gibt es eine deutliche Einschränkung.

Abgesicherte Verfahren noch nicht weit verbreitet

Die Einschränkungen zeigen sich vor allem bei der Auditierbarkeit der ESG-Daten. Von den befragten 25 Unternehmen nutzten lediglich neun Technologien, um die Informationen für nachfolgende Prozesse wie beispielsweise Betriebsprüfungen wiederherstellbar zu machen. Dafür wäre die Anlage der Daten in einem unveränderbaren Format erforderlich.

Der Großteil der Unternehmen setzt Gremien oder eine speziell beauftragte Führungskraft ein, um ESG-Daten zu evaluieren, zu verwalten und zu archivieren. Alleine das belegt bereits, welche Relevanz Nachhaltigkeit bei den befragten Unternehmen entwickelt hat. Dennoch wären fortgeschrittene Verfahren wünschenswert, um das Optimum aus den gesammelten Daten herauszuholen.

Laufende Überwachung steckt noch in den Kinderschuhen

Obwohl zum 1. Januar 2023 in Deutschland das Lieferkettengesetz in Kraft getreten ist, besteht noch starker Nachholbedarf bei Verfahren, die die ständige Überwachung von ESG-Daten gewährleisten.

In der Befragung gaben lediglich zehn Unternehmen an, zum Monitoring von ESG-Daten einmal jährlich spezielle Technologien einzusetzen, um von internen oder externen Auditoren vorgelegte Berichte zu evaluieren. Vier Unternehmen lassen die Daten vor dem ersten Auftrag nur einmal prüfen. Ein Unternehmen holt keinerlei Informationen ein.

Ähnliche Gegebenheiten auch in anderen Ländern

Bei gleichlautenden Diligent-Umfragen in Frankreich, den Niederlanden und Spanien ergab sich ein ähnliches Bild wie in Deutschland. Auch in diesen Ländern besteht eine hohe Bereitschaft, ESG-Daten den allgemeinen Finanzdaten gleichzustellen. Doch auch hier gibt es noch eine deutliche Diskrepanz zwischen Absichtserklärungen und tatsächlich eingesetzten Verfahren und Technologien.

So setzen in Frankreich nur zehn von 23 Unternehmen spezielle Technologien für das Monitoring von ESG-Daten ein. In den Niederlanden sind es acht von 23, in Spanien neun von 25 Unternehmen. Die laufende Überwachung mittels spezieller Verfahren betreiben in Frankreich zehn, in den Niederlanden und Spanien jeweils neun Unternehmen.

Softwaregestützte Verfahren können Effizienz steigern

„Nach dem, was wir von unseren Kunden hören, ist es klar, dass ESG bei den meisten börsennotierten Unternehmen in Deutschland ein Topthema in der Vorstandsetage ist“, sagt Diligents Bereichschefin für die DACH-Länder, Hanna Krüger. „Angesichts der Bedeutung von ESG ist es jedoch überraschend, dass nicht mehr Unternehmen Technologien einsetzen, die sie bei der Überwachung ihrer eigenen und der ESG-Daten Dritter unterstützen.“

Laut Diligence helfen Softwarelösungen dabei, ESG-Kennzahlen vollständig und wahrheitsgetreu zu archivieren. Gleichzeitig reduziere sich der manuelle Aufwand deutlich. Das Softwareunternehmen gibt eine Zeitersparnis zwischen 60 bis 80 Prozent an, bezogen auf Erfassung, Validierung und Weitergabe von Emissionsdaten. Auf diese Weise ließen sich Informationen mit überschaubarem Aufwand korrekt und prüfungsfähig halten.

 

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