El Salvador führt den Bitcoin als nationale Währung ein

Dass El Salvador das erste Land sein würde, das den Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einführt, lässt sich als zwangsläufige Entwicklung interpretieren. Schließlich verfügt das Land derzeit über keine eigene offizielle Währung: Der ehemalige Colón wurde im Jahr 2001 durch den US-Dollar ersetzt. Nun soll der Bitcoin die desperate Lage im Land lindern und die Armut bekämpfen. Ob ausgerechnet die extrem volatile Kryptowährung dafür das richtige Instrument ist, darf bezweifelt werden.

Das kürzlich vom Parlament verabschiedete Bitcoin-Gesetz soll laut Staatspräsident Nayib Bukele zahlreiche soziale und wirtschaftliche Verbesserungen nach sich ziehen. Der 39-jährige, innovativ eingestellte Landeschef hofft darauf, dass der Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel finanzielle Inklusion, Tourismus, Investitionen, Innovationen und wirtschaftliche Entwicklung nach El Salvador bringen wird.

Verwendung in allen relevanten Bereichen

Das Gesetz, das auf Betreiben der Regierungspartei Nuevas Ideas mit einer Zweidrittelmehrheit verabschiedet wurde, sieht vor, dass Geschäfte und Unternehmen die Zahlungsabwicklung mit dem Bitcoin ermöglichen müssen, wenn sie technisch dazu in der Lage sind. Darüber hinaus sollen auch Steuerzahlungen in Bitcoin erfolgen.

Das Land, das in hohem Maße auf Überweisungen von Landsleuten im Ausland angewiesen ist, möchte auf diesem Weg die Vorteile nutzen, die der Geldverkehr mit Kryptowährungen eröffnet. Das ist vor allem die Anonymität und die niedrigen Transaktionsgebühren. Die Regierung unterstützt diese Eigenschaften auch durch eigene Maßnahmen – so soll beim Tausch in Bitcoins keine Kapitalertragsteuer anfallen.

Hohe Auslandsquote beim Bruttosozialprodukt

El Salvador ist ein Land mit einer außergewöhnlich hohen Auslandsquote. Überweisungen von Staatsbürgern, die in anderen Ländern leben, summieren sich jährlich auf rund 22 Prozent des nationalen Bruttosozialprodukts. Alleine 2020 betrugen die aus dem Ausland stammenden Überweisungen insgesamt rund 4,8 Milliarden Euro.

Präsident Bukele betont gerade in diesem Bereich die Vorteile, die aus einer Kryptowährung als gesetzlichem Zahlungsmittel erwachsen. So könnten Geldflüsse in Milliardenhöhe ins Land gelangen, ohne dass namhafte Anteile als Provisionen von Zahlungsdienstleistern verloren gehen.

Oppositionsparteien äußern Bedenken

Die Oppositionsparteien im Parlament El Salvadors äußerten von Anfang an starke Bedenken gegen die Einführung des Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel. Vor allem das Tempo, mit dem die Regierungspartei das Vorhaben durch Ausschüsse und Kammern gepeitscht hat, befeuerte den Unmut der Oppositionspolitiker.

Nach Ansicht der Opposition eignet sich eine Währung mit einer derart hohen Volatilität, wie sie der Bitcoin über die Jahre hinweg demonstriert, nicht als Hauptwährung eines Nationalstaates. Insbesondere beim Außenhandels erwachse daraus eine vielfach unübersichtliche Situation. Hier ergeben sich zwei Szenarien, die beide gleichermaßen nachteilig sind:

Entweder geben die Exportunternehmen in El Salvador die Wertschwankungen beim Bitcoin an ihre internationalen Kunden weiter. Das würde das Land als zuverlässiger und stabiler Handelspartner disqualifizieren. Oder die Unternehmen passen die Bitcoin-Preise an die Endpreise im Zielland an. In diesem Fall müssen die Exportunternehmen mit massiven Einbußen beim Ertrag rechnen, was ihre Existenzgrundlage gefährden kann. Ähnliche Unwägbarkeiten ergeben sich auch beim Import.

Schritt El Salvadors wirkt sich auf den internationalen Kryptomarkt aus

Im Mai verzeichnete der internationale Handel mit Kryptowährungen eine Steigerung auf mehr als 2,5 Billionen Dollar. Auslöser waren insbesondere Investoren im Silicon Valley und an der Wall Street. Nach einigen Turbulenzen, einschließlich eines Anstiegs des Bitcoin im April um das Achtfache und ein daran anschließender Rückschlag um rund die Hälfte, landete der Bitcoin-Kurs zeitweilig unterhalb der psychologisch wichtigen 30.000-Dollar-Linie.

Die Entscheidung El Salvadors, den Bitcoin zur Landeswährung zu küren, blieb auf den internationalen Märkten nicht unbemerkt. Kurz nach der parlamentarischen Abstimmung legte der Wert um fünf Prozent zu.