Doppelte Rekordfahrt mit Wasserstofffahrzeugen
Innerhalb weniger Stunden bewiesen zwei Autokonzerne, dass Wasserstoff der Treibstoff der Zukunft ist – auch für den Individualverkehr. Zu Wochenbeginn vermeldete Hyundai die längste Fahrt mit einer Tankfüllung Wasserstoff. Nur einige Stunden danach stellte Toyota den Rekord ein. Damit besteht die wichtigste Alternative zum batteriebetriebenen Elektroauto den Praxistest.
Die erste Rekordfahrt erfolgte mit einem Hyundai Nexo, der mit einer Ladung des umweltfreundlichen Treibstoffs 887,5 Kilometer schaffte. Die Freude über den Erfolg war nur kurz: Gleich darauf meldete Toyota die erfolgreich abgeschlossene Fahrt mit seinem Modell Mirai. Gesamtstrecke: stolze 1.003 Kilometer.
Beide Unternehmen stellten so am gleichen Tag den bisherigen Weltrekord für die längste Wasserstofffahrt mit einer Tankfüllung aus dem Jahr 2019 ein. Der schweizer Psychiater und Abenteurer Bertrand Piccard schaffte 778 Kilometer.
Brennstoffzelle versus Batteriebetrieb
Im Grunde spricht im Zusammenhang mit nachhaltiger Verkehrspolitik alles für Wasserstoff, vor allem in Verbindung mit Brennstoffzellentechnik. Neben den hohen Reichweiten sind auch die Tankzeiten nicht länger als bei fossilen Brennstoffen. Damit mausert sich Wasserstoff zum idealen Verkehrskonzept – wenn die Voraussetzungen stimmen.
Dass beim Wasserstoffauto nichts als Wasserdampf aus dem Auspuff kommt, ist nur ein Faktor des nachhaltigen Konzepts. Ob das Fahren mit Wasserstoff wirklich die ideale Technologie für eine klimaneutrale Verkehrspolitik ist, hängt vor allem davon ab, welchen ökologischen Fußabdruck der Wasserstoff aufweist, der im Auto zum Einsatz kommt.
Grüner Wasserstoff gibt den Ausschlag
Grüner Wasserstoff entsteht zwar durch die Verwendung von ökologisch erzeugtem Strom, beispielsweise per Windkraft oder Solartechnik. Dennoch bleibt bei den herkömmlichen Verfahren ein Pferdefuß: der immens hohe Wasserverbrauch, der für die Elektrolyse erforderlich ist.
Alternativ lässt sich auch Biomasse für die Herstellung von Wasserstoff einsetzen, beispielsweise energiehaltige Pflanzen oder Stroh. Hier allerdings kann es zum Teller-Tank-Konflikt kommen, wenn beispielsweise Biomasse für die Treibstoffherstellung mit der Nahrungsmittelproduktion um Anbauflächen konkurriert.
Um diesen Konflikt zu vermeiden, lässt sich grüner Wasserstoff auch aus Rest- und Abfallstoffen herstellen. Der große Vorteil: So produzierter Wasserstoff ist erheblich billiger das elektrolytische Pendant. Außerdem wird kein Wasser verbraucht – im Gegenteil: während des Produktionsprozesses wird in den Abfallstoffen gebundenes Wasser wieder frei.
Autos als Umweltreiniger
Der serienmäßige Nexo des koreanischen Herstellers Hyundai verbrauchte auf seiner Rekordfahrt 6,27 Kilogramm Wasserstoff, durchschnittlich also 0,706 Kilogramm pro 100 Kilometer. Dabei zeigte sich ein Nebeneffekt, der im Zusammenhang mit Autoverkehr eher unerwartet ist: Der Nexo reinigte auf seiner Fahrt rund 449.100 Liter Luft – das ist der Tagesbedarf von 33 Erwachsenen.
Da ein Brennstoffzellenfahrzeug kein CO2 ausstößt, entspricht die Fahrt einer theoretische CO2-Ersparnis von 126 Kilogramm – die Menge, die ein vergleichbarer SUV mit fossilem Treibstoff produziert hätte.
Noch beeindruckender sind die Fahrdaten des Toyota Mirai. Sein durchschnittlicher Verbrauch lag bei 0,55 Kilogramm Wasserstoff pro 100 Kilometer. Die Fahrten der beiden Wasserstoffautos im Australien und Frankreich wurden jeweils von einer unabhängigen Behörde beobachtet und zertifiziert.
Rekordfahrten ohne technische Erweiterungen
Hyundai und Toyota versichern, dass die Reichweiten mit serienmäßigen Fahrzeugen ohne technische Veränderungen erreicht wurden. Die massive Überschreitung der offiziell angegebenen Reichweiten sei einzig und allein auf den verbrauchsschonenden Fahrstil der Piloten zurückzuführen.
Hyundai und Toyota sind derzeit die beiden einzigen Firmen, die Wasserstoffautos im Serienangebot haben. Darüber hinaus sind bei anderen Herstellern nur Versuchsfahrzeuge und Kleinserien erhältlich. Angesichts der immensen Vorteile der Wasserstofftechnologie stehen die Zeichen günstig dafür, dass sich daran in absehbarer Zeit einiges ändert.