Deutsche Bank: Hauptversammlung gibt sich verhalten optimistisch
Nach Jahren der Kritik war die gestrige Hauptversammlung der Deutschen Bank geprägt von positiven Reaktionen der Großinvestoren und Aktionäre. Ein Hauptgrund dürfte die auf der Versammlung angedeutete Chance auf eine – wenn auch bescheidene – Dividende sein. Allerdings standen auch massive Boni im Raum – und das stieß bei den Anteilseignern auf weniger Gegenliebe.
Vor allem die Fortsetzung des guten Geschäftsgangs benannte Bankchef Christian Sewing als Grundlage dafür, dass im nächsten Jahr wieder mit Dividenden zu rechnen sei. Nach dem besten Startquartal seit 2014 halte der positive Geschäftsverlauf auch im zweiten Quartal an. Das bestätige die Erwartung, dass 2021 mit den gleichen Erträgen zu rechnen sei wie im Jahr zuvor, als die Großbank 24 Milliarden Euro Ertrag verbuchen konnte.
Umbau des Konzerns schreitet zügig voran
Gute Noten gibt es für die Deutsche Bank von Investoren und Analysten für die Bemühungen des Geldhauses, den Umbau des Konzerns voranzutreiben. In den vergangenen Jahren sahen viele Beobachter die Bank als beschädigten Abstiegskandidaten an, doch das hat sich grundsätzlich geändert.
Marktbeobachter äußern sich anerkennend über den Turnaround, den das Bankhaus in letzter Zeit auf den Weg gebracht hat. Die Erfolgsgeschichte geht im Wesentlichen auf den 2018 zur deutschen Bank gestoßenen Konzernchef Christian Sewing zurück. Er verordnete dem angeschlagenen Unternehmen einen tiefgreifenden strukturellen Wandel, der auch den Abbau Tausender Arbeitsplätze beinhaltete.
Eines der zentralen Themen, die der neue Konzernchef vorantrieb, war die Verringerung der Abhängigkeit von den Unwägbarkeiten der Geschäfte am Kapitalmarkt. Das DB-Engagement in diesen Sektor brachte der Bank in der Vergangenheit neben negativen Schlagzeilen auch zahlreiche Probleme wie kostentreibende Rechtsstreitigkeiten und Skandale ein.
Das Problem mit Geldwäsche ist noch nicht vom Tisch
Aufsichtsratschef Paul Achleitner zog auf der virtuellen Hauptversammlung eine gemischte Bilanz: „Unsere Bank steht stabil da, wenn auch nicht alle Probleme vergangener Jahre abgearbeitet sind“. Das Vorstandsmitglied bezog sich dabei auf die noch immer nicht vollständige ausgeräumten Probleme der Bank beim Kampf gegen Geldwäsche – unlängst erneut durch die Aufsichtsbehörde Bafin angemahnt.
Ungeachtet dessen hat sich das Investmentgeschäft trotz Rückzug aus dem internationalen Aktienhandel als Hauptträger des nun erwirtschafteten Gewinns herauskristallisiert. Der erfolgreiche Verlauf der Aktivitäten auf dem Kapitalmarkt führten 2020 zum ersten Überschuss seit 2014.
Anlieger kritisieren Bonuszahlungen
Anlass zur Kritik sahen die Aktionäre in der Gestaltung der Bonuszahlungen für 2020. Das Missverhältnis zwischen einer Steigerung um 29 Prozent auf der einen Seite und gerade einmal einer Milliarde Euro Gewinn vor Steuern auf der anderen, stieß manchem Anteilseigner bitter auf.
Im Bonus-Pool für 2020 hatten sich satte 1,9 Milliarden Euro angesammelt. Davon erhielt alleine der Vorstand stolze 50 Millionen Euro, nach 36 Millionen im Jahr zuvor.
Das Missverhältnis zwischen Boni und Erträgen ist nach Meinung vieler Beobachter ein systemimmanentes Problem der Deutschen Bank. Gegenüber anderen Bankhäusern weist die DB eine unüblich hohe Bonusquote aus, und das bei ungewöhnlich niedriger Profitabilität.
Die Auszahlung hoher Boni bei gleichzeitiger Benachteiligung der Anteilseigner ist auch ein zentraler Kritikpunkt der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz DSW. „Wir rechnen fest mit einem Gewinn und auch mit einer Dividende für das laufende Geschäftsjahr“, sagt dazu DSW-Vertreter Klaus Nieding.
Völlig anders sehen das erwartungsgemäß Vertreter der Deutschen Bank. „Insgesamt hätten unsere Geschäftsergebnisse für sich betrachtet eine noch höhere variable Vergütung gerechtfertigt“, kommentiert Christian Sewing die Bonuszahlungen, und das angesichts des gerade laufenden Sparprogramms. Der Konzernchef bezieht sich bei der Rechtfertigung für die Bonushöhe auch auf den Kampf um Talente, der in der Branche tobe. Nur so könne die Bank langfristig und nachhaltig profitabel werden. Und dann gebe es auch wieder Dividenden, verspricht der Bankchef.