Der Gottvater des Finanzbetrugs ist tot

Letzten Mittwoch starb Bernie Madoff in einer Gefängnisklinik in North Carolina im Alter von 82 Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit. Damit verlässt einer der größten Finanzbetrüger aller Zeiten die Bühne. 2009 war er zu einer Gefängnisstrafe von 150 Jahren verurteilt worden. 

Bernie Madoff, in seinen besten Zeiten als Pate der Wall Street bekannt, ist zum Symbol einer aus dem Ruder laufenden Finanzindustrie mit allen damit zusammenhängenden Verwerfungen, Unzulänglichkeiten und Fehlentwicklungen geworden.

Per Schneeball zum Börsenstar

Über ein raffiniert strukturiertes Schneeballsystem, verbunden mit dem lockenden Versprechen ungeheurer Renditen, konnte Madoff seinen begeisterten Anhängern rund 65 Milliarden Dollar entlocken – Geld, dass sie nie wiedersahen.

Wie Madoff vor Gericht eingestand, kam es niemals zur Anlage der ihm überantworteten Beträge. Der Betrug war also von Anfang an Bestandteil des Geschäftsmodells, nicht etwa entstehende Not durch schiefgelaufene Investments, wie in vielen anderen Fällen.

Das Besondere an Bernie Madoff war seine uneingeschränkte Gewissenlosigkeit, die streckenweise Anzeichen einer Verhaltensstörung aufwies. Madoff betrog alle und jeden, unabhängig vom persönlichen Verhältnis. Zu seinen Opfern gehörten Bekannte ebenso wie Familienangehörige. „Ich habe niemanden gezwungen“, erläuterte Madoff in einem Interview seine Einstellung. „Wer sich aus lauter Geldgier auf mich einließ, hat es nicht anders verdient“.

Den Löwenanteil der erschwindelten Gelder sammelte Bernie Madoff allerdings über die Banken ein. Auch Wohltätigkeitsorganisation gehörten in sein bevorzugtes Beuteschema. Das führte schließlich dazu, dass Tausende seiner ahnungslosen Opfer ihre gesamten Ersparnisse und ihre Altersversorgung verloren.

Banken als Mittäter?

Seit seinem beruflichen Start mit einer eigenen Investmentfirma in den 1960er-Jahren stand Madoff mit den Banken auf gutem Fuß, nicht zuletzt wegen seines absolut überzeugenden persönlichen Auftritts. Da sich die eingezahlten Gelder anfangs zumindest auf dem Papier wie versprochen vermehrten, stieg der charmante Betrüger schnell in die New Yorker Upper Class auf, wo er unter anderem wichtige Bankkontakte knüpfen konnte.

Als der Schwindel 2008 im Zuge der Finanzkrise aufflog – viele Anleger gerieten in finanzielle Schwierigkeiten und wollten ihre Einlage zurück – war es bereits zu spät. Die Kundendepots wiesen zwar einen Gesamtwert von 65 Milliarden Dollar aus, vom Geld war allerdings über 300 Millionen Dollar hinaus weit und breit nichts zu entdecken.

Dass eine Betrugsmaschine dieses Ausmaßes ohne Wissen der Banken über Jahre hinweg hätte funktionieren können, wird von vielen Beobachtern angezweifelt. Auch Madoff selbst erklärte, seine Manöver seien nur möglich gewesen, weil die beteiligten Banken – darunter seine Hausbank JPMorgan – gezielt weggesehen hätten.

Kontrollmechanismen auf dem Prüfstand

Natürlich liegt der Verdacht nahe, dass es sich bei Madoffs Erklärungen um Schutzbehauptungen handelt, um die eigene Position zu verbessern. Dem steht allerdings die Überlegung entgegen, dass die Kontrollverfahren der Banken ausgeklügelt genug sind, um Fehlentwicklungen aufzuspüren, wie sie sich bei einem Schneeballsystem Madoff’scher Prägung zwangsläufig einstellen müssen.

Auch die amerikanische Börsenaufsicht SEC musste sich massive Vorwürfe im Zusammenhang mit der Betrugsaffäre Bernie Madoff gefallen lassen. Auch sie hätte die Warnzeichen frühzeitig erkennen und durch rechtzeitiges Eingreifen einen Großteil des Schadens verhindern können, so die Ansicht zahlreicher Beobachter.

Keine Chance auf vorzeitige Haftentlassung

Im Jahr 2020 beantragte Madoff mit Hilfe seiner Anwälte wegen seiner Krankheit die vorzeitige Haftentlassung. Der zuständige Richter war dafür nicht zu gewinnen: „Als ich Herrn Madoff 2009 verurteilt habe, war es meine volle Absicht, dass er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringt.“ Schließlich haber er eines der schlimmsten Finanzverbrechen aller Zeiten begangen und niemals echte Reue gezeigt.

Die Brisanz von Bernie Madoffs Betrugssystem beweist sich letztendlich auch durch das Gnadengesuch, das der Finanzbetrüger 2019 an den damaligen US-Präsidenten richtete. Donald Trump, mittlerweile selbst Ziel strafrechtlicher Ermittlungen, lehnte das Gesuch ab.